Xanten Als die Netzezieher das Dorf ernährten

Xanten · Nach Ausflügen in die jüngere Vergangenheit, einem Wildwest-Roman und einem Lyrikbuch hat sich Werner Böcking nun einem Thema zugewandt, bei dem er deutlich festen Boden unter den Füßen hat: die Fischereiforschung.

 Werner Böcking - sein Markenzeichen ist der lange weiße Bart.

Werner Böcking - sein Markenzeichen ist der lange weiße Bart.

Foto: fischer

Werner Böcking hat sich wieder einmal zu Wort gemeldet. "Die Salmfischer vom Pärdendyck" heißt das neue Buch des inzwischen 88 Jahre alten Vielschreibers. Es ist das inzwischen das 31. Buch.

 So schaut das neue Buch von Werner Böcking aus.

So schaut das neue Buch von Werner Böcking aus.

Foto: Repro

Nach Ausflügen in die jüngere Vergangenheit, einem Wildwest-Roman und einem Lyrikbuch hat sich der Mann mit dem markanten weißen Bart wieder auf ein Thema begeben, bei dem er deutlich festen Boden unter den Füßen hat: die Fischereiforschung. Für seine Verdienste in diesem Bereich war ihm bereits im Jahr 1981 der "Rheinlandtaler" des Landschaftsverbandes Rheinland verliehen worden.

Der gebürtige Homberger, dessen Eltern Partikuliere auf dem Rhein waren, wurde nach dem Kriegsende mit damals 16 Jahren von seiner Mutter aus der zerstörten Heimat aufs Land geschickt. Nach der Volksschule hatte er zwei Jahre lang bei einem kleinen Schifffahrtsbetrieb in Duisburg gearbeitet. Jetzt schlug er sich als Landarbeiter, Amateurreiter, Maurer, Zeichner bei den Xantener Archäologen und Fernschreiber bei der Bundeswehr durchs Leben. Doch die Kindheit auf dem Rhein und mit dem Fluss habe ihn nie mehr losgelassen, sagt Böcking im Gespräch mit unserer Redaktion. 1955 veröffentlichte die Rheinische Post die Böcking-Erzählung "Die Fähre im Nebel". Fortan fanden seine Geschichten regelmäßig im RP-Feuilleton Platz.

Nach und nach wurde Böcking damals zum Sachbuchautor. Und es gibt wohl kaum jemanden, der sich in der niederrheinischen Fischerei besser auskennt als er. Ganze Sendungen für den WDR-Schulfunk sind entstanden, Text- und Bildbände gingen in Druck. Und jetzt eben der Band über das Handwerk des Netzeziehens in Lüttingen.

Der Lachs- und Maifischfang nährte ein ganzes Dorf. Hinzu kamen noch die Pricken, die in Körben gefangen wurden und nach denen die Dorfbewohner genannt wurden: "Lüttingse Preck". Zwölf Familien waren in der angepachteten Drei-Kilometer-Strecke unterhalb des "Pferdedeichs" mit seinem zum Ziehen der Schiffe errichteten Treidelpfads beschäftigt. Mit dem Aufkommen der Industrie mutete man dem Rhein aber zu viel zu. 1954 wurden die letzten 24-pfündigen Salme gefangen. Im selben Jahr ergoss sich eine Schmutzwasserwelle aus der Emscher in den Rhein, der später auch immer tiefer ausgebaggert wurde. Und selbst Aale finden sich kaum mehr. Sie werden schon vor den Küsten Portugals, Spaniens und Frankreichs abgefangen. Glas-Aale gelten dort als Delikatesse.

Inzwischen hat sich der Sauerstoffgehalt des Flusses wieder erholt, tummeln sich wieder Fische in der Wasserstraße. Doch wenn der Heimatverein Lüttingen im Herbst sein Fischerfest veranstaltet, dann gedenkt er bei der - nach Böckings Rekonstruktionsplänen erbauten - Fischerhütte jener Zeit, als das Netzeziehen noch in Blüte stand.

All das macht Böckings neues, 335 Seiten starkes Buch, deutlich. Fachlich ist es ohnehin wohl einwandfrei. Das mag bisweilen langatmig sein, was allerdings durch die Form meist wieder aufgefangen wird. Böcking hat einen großen Teil seines Werks in Dialogform verfasst.

Info: Werner Böcking: "Die Salmfischer vom Pärdendyck - Der Überlebenskampf eines alten Handwerks", Shaker Media Aachen, ISBN 978-3-95631-574-9, 16,90 Euro

(RP)
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