Mal So Gesehen Alles Müll oder Platz zwei, der keinen Spaß macht

Xanten · Der Bund der Steuerzahler (BdSt) weist Alpen Alpen bei der Abfallgebühr als zweitteuerste Gemeinde im Land aus. Im Rathaus ist man sauer, weil das Ranking in die Irre führe und der BdSt Jahr für Jahr "Äpfel mit Birnen" vergleiche.

Mal So Gesehen: Alles Müll oder Platz zwei, der keinen Spaß macht
Foto: Fischer Armin

Alle Jahre wieder zur Sommerlochzeit vergleicht der Bund der Steuerzahler (BdSt) die kommunalen Gebühren im Land. Da fällt auch in diesen olympischen Tagen der Blick derjenigen, die gerne Tabellen studieren, nicht nur auf den Medaillenspiegel, sondern auch auf die BdSt-Rangliste der Gebühren. In der verteidigt das kleine niederrheinische Alpen beim Müll hartnäckig Platz zwei hinter der westfälischen Metropole Münster. Anders als etwa im Fußball ist der zweite Rang kein Anlass zum Jubeln. Denn der bedeutet, dass die Alpener für ihren Abfall, den sie produzieren, im Landesvergleich verdammt tief in die Tasche greifen müssen.

Das wiederum gefällt den Verantwortlichen im Rathaus ganz und gar nicht. "Da wird Jahr für Jahr das Bild transportiert, dass das Leben in Alpen teuer ist. Aber das stimmt nicht. Die Zahlen täuschen", ärgert sich Thomas Janßen, Finanzmanager im Rathaus. Seit Jahren schon versucht er dem BdSt beizubringen, "dass der immer wieder Äpfel mit Birnen vergleicht" und das Ranking, das viele Medien ungeprüft aufgreifen, in die Irre führt und vor Ort Verunsicherung produziert. Schließlich ist das Gefühl, über Gebühr zu zahlen, nicht ganz so angenehm. Doch bislang verhallt der Ruf nach Gerechtigkeit ungehört. Auch ein Boykott des Steuerzahlerbundes hat nichts bewirkt.

Alpen steht in der Müllabfuhr-Tabelle mit 497,28 Euro für einen Vier-Personenhaushalt bei Leerung der grauen Tonnen alle zwei Wochen an zweiter, also an vorletzter Stelle. Nur Münster ist mit 564 Euro noch teurer. Schlusslicht, also Spitzenreiter, ist Emsdetten im Münsterland mit bescheidenen 128 Euro.

Thomas Janssen hält seine Zahlen dagegen. Die Zahl 497,28 stimme nur, wenn eine Familie zwei 80-Liter-Gefäße ordert. Doch das täten die allerwenigsten. Jeder Haushalt in Alpen habe die Möglichkeit, im Rahmen des in der betreffenden Satzung festgelegten Mindestvolumens, seine graue Tonne frei zu wählen und so zu sparen. Eine 120-Liter-Tonne beispielsweise schlage "nur" mit 372 Euro zu Buche. Diese Behältergröße wurde vom BdSt im Übrigen auch kommunenweit abgefragt und dann fälschlicherweise mit 497,28 Euro für Alpen beziffert. Manche Familien kämen sogar mit nur einem 80-Liter-Gefäß für 248 Euro hin. Sogar ein 40-Liter-Tönnchen lasse die Satzung zu. Aber nur für die Reduzierung eines Zwei-Personen-Haushaltes. Im Schnitt zahlt der Alpener 124,32 Euro für Müll.

Und was die BdSt-Mülltabelle nicht sage, so Janßen: In der Gebühr für den Restmüll sei restlos alles enthalten. Während in anderen Städten oder Gemeinden Bioabfall, Sperrgut oder Elektroschrott extra kosten, sind diese Abfälle in Alpen in der Abfallentsorgungsgebühr bereits erfasst. Das bleibe dem Betrachter der Tabelle leider verborgen.

Janßen räumt allerdings ein, dass sich in der unbürokratischen Pauschale - ein Preis für alle Abfallfraktionen - innerörtlich auch ein Stück Ungerechtigkeit verberge. Eigentümer von Großgrundstücken etwa können per Eigenkompostierung ihren Geldbeutel schonen. Dadurch reduziere sich die Müllgebühr nochmals um 31 Euro pro Grundstück.

Grundsätzlich aber gilt: Die Müllabfuhr bleibt ein Nullsummenspiel. Das, was sie kostet, muss über die Gebühr reinkommen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

(RP)
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