Xanten Alle lieben Nachtwächter

Xanten · Nachtführungen durch die Stadt haben ihren besonderen Reiz. Die fünf Nachtwächter bringen es inzwischen auf 500 Rundgänge im Jahr. Inzwischen haben sie und die Türmer eine eigene Zunft.

Sie gehören zum Stadtbild – nachts zumindest: die Xantener Nachtwächter. Wenn es dunkel wird, leuchten ihre Lampen und die ihrer Gäste durch die Gassen der Stadt. "Und das längst nicht mehr nur im Winter", wie der Chef der Tourist Information (TIX), Peter Friese, hervorhebt. Für die kalte Jahreszeit waren sie gedacht, diese besonderen Führungen durch die Dunkelheit. Heute, so Friese, essen die Leute im Sommer gemütlich zu Abend, und dann fangen die Touren nach 23 Uhr an. Fünf Nachtwächter gibt es in Xanten inzwischen. Und im Jahr bringen sie es auf inzwischen gut 500 Führungen mit immer 20 bis 30 Teilnehmern.

Schon mehr als 950 Rundgänge

Einer der seit Beginn an abends die Touristen durch die Stadt führt, ist Helmut Sommer. Der langjährige Küster am Viktor-Dom kam im Jahr 2000 von einer Altherrenwanderung aus Rothenburg voller Begeisterung über diese Art des Stadterlebnisses zurück – und lief bei Friese offene Tore ein. Schon die ersten zwei Nachtwanderungen waren ausgebucht. Gerade hat der inzwischen 73-Jährige seine 950. Tour in Dienstkleidung hinter sich.

Diese trug er natürlich auch beim "Zunfttreffen", das diesmal in den dänischen Städten Haderslev und Aabenraa über die Bühne ging. 84 Nachtwächter und Türmer aus Westreuropa trafen sich zum Gedankenaustausch, zum Feiern und zum Festumzug mit dem wiedergewählten Zunftmeister Johannes Thier aus Bad Bentheim an der Spitze, der von mehreren tausend Zuschauern bewundert wurde. Derartige Vereinigungen, so Sommer im Gespräch mit der Rheinischen Post, gebe es inzwischen in 13 Ländern. "Und von all den Treffen bringen wir immer wieder ein paar gute Ideen mit. Und umgekehrt macht Sommer Werbung für seine Heimatstadt. Im Gepäck hat er immer eine Menge Prospekte, die Gäste anziehen sollen.

Wobei sich Xanten über einen Mangel an Besuchern, die auch noch einen organisierten Rundgang machen wollen, wahrlich nicht beklagen darf. Neben den Mottoführungen (Nachtwächter, Klompen, Pumpen), gibt es Rundfahrten mit dem Bus. Gut 1600 Führungen dieser Art, so Peter Friese werden im Jahr gebucht, hinzu kommen immer bis zu 700 Domführungen. Den Hauptanteil der immerhin 10 000 Führungen machen allerdings die Rundgänge durch den Archäologischen Park aus. 55 Mitarbeiter zählt die TIX allein für den "Rundgang"-Bereich. Die Tendenz: Weiter steigend.

Spaß nach Mitternacht

Das bringt Geld in die Stadt – aber manchmal auch ein wenig Ärger. Wenn die Nacht-Touristen über eine Anekdote ihres Wächters laut lachen, kann das schon mal nach Mitternacht sein. "Nicht jeder mag aus dem Schlaf gerissen werden", versteht Friese. Andererseits zeige es, dass die Führung im Grunde in Ordnung sei. Eins darf sie nämlich nicht sein: langweilig.

(RP)
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