Xanten/Sonsbeck Ärzte sollen weniger Notdienste leisten

Xanten/Sonsbeck · Zum 1. Juli werden die Notdienstbezirke Xanten und Sonsbeck zusammengelegt. Auf Patienten kommen längere Wege zu.

 Ein Arzt bei der Untersuchung. 1,3 Millionen Behandlungen im Notdienst pro Jahr zählt die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein in ihrem Gebiet, das die Regierungsbezirke Düsseldorf und Köln umfasst.

Ein Arzt bei der Untersuchung. 1,3 Millionen Behandlungen im Notdienst pro Jahr zählt die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein in ihrem Gebiet, das die Regierungsbezirke Düsseldorf und Köln umfasst.

Foto: dpa (archiv)

Wer in Xanten außerhalb der normalen Praxiszeiten einen Arzt braucht, muss demnächst mit längeren Wegen oder Wartezeiten rechnen. Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein hat beschlossen, die Notdienstbezirke Xanten und Sonsbeck zusammenzulegen. Was das heißt, erklärt der Obmann der Xantener Ärzte, Dr. Michael van Beek: "Xantener Patienten müssen dann gegebenenfalls nach Sonsbeck fahren und Sonsbecker nach Xanten." Entsprechendes gilt für die zum Notdienst eingeteilten Ärzte, wenn diese Hausbesuche machen.

Die neue Regelung startet zum 1. Juli. Den Hintergrund bilden ausnahmsweise keine Überlegungen zur Minimierung der Kosten, jedenfalls nicht in erster Linie. Ziel ist vielmehr, die Zahl der Dienste für die Ärzte zu senken, vor allem für Ärzte auf dem Land.

Das Heilberufsgesetz und die Berufsordnung verpflichten grundsätzlich jeden niedergelassenen Arzt, egal welcher Fachrichtung, am Notdienst teilzunehmen. Gibt es in einem Bezirk nur wenige Ärzte — was vor allem auf dem Land immer häufiger der Fall ist — müssen diese Ärzte entsprechend häufig ran. "In großen Städten sind Kollegen vielleicht einmal jährlich an der Reihe, auf dem Land einmal in der Woche", verdeutlicht Dr. Michael van Beek das Ungleichgewicht.

Häufige Notdienste sind ein Grund dafür, dass junge Mediziner davor zurückscheuen, sich als "Landarzt" niederzulassen. In Sonsbeck gibt es derzeit insgesamt zehn Ärzte, in Xanten 19. Nach der Zusammenlegung der beiden Bezirke können die Mediziner aus beiden Kommunen häufiger ihren Feierabend genießen und sich ihren Familien widmen.

Dr. Michel van Beek, der in Xanten mit Dr. Martin van Bebber eine Gemeinschaftspraxis für Chirurgie und Orthopädie hat, ist als Obmann für die Koordination des Notdienstes zuständig. "Jeder Tag muss mit einem Arzt besetzt sein", erläutert er. Der Notdienst dauere von abends sechs bis morgens acht Uhr, mittwochs und freitags beginne er bereits mittags. Am Wochenende und an Feiertagen muss der Notdienst rund um die Uhr besetzt sein.

Dabei seien bestimmte Praxiszeiten einzuhalten: "Etwa drei Viertel der Zeit ist der Arzt in der Praxis, ein Viertel bleibt für Hausbesuche." Eine Bereitschaftspauschale, wie sie in anderen Branchen üblich ist, gibt es für Ärzte nicht. "Wir verdienen nur dann Geld, wenn wir Patienten sehen." Das Honorar für die im Notdienst behandelten Patienten darf der Arzt allerdings außerhalb des normalen, ihm zugewiesenen Budgets abrechnen.

Michael van Beek geht davon aus, dass die Notfallbezirke im Bereich der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein künftig weiter konzentriert werden. Es gibt Überlegungen, die derzeit 130 Notdienstbezirke zu maximal sieben bis acht zusammenzufassen, in denen jeweils über eine Million Menschen leben. Beispiele in anderen Regionen gibt es bereits. So hat die KV Westfalen-Lippe aus ursprünglich 178 Notdienstbezirken 32 gemacht. Um lange Wege für Patienten zu vermeiden, wurden zentrale Notarztpraxen eingerichtet. Für Hausbesuche gibt es einen "Arzt im Fahrdienst".

(RP/rl)
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