Xanten Ärger nach Osterfeuer im Vogelschutzgebiet

Xanten · Die Stadt hätte das Feuer im Wardter Rheinvorland nicht erlauben dürfen, sagen Naturschützer. Die Biologische Station Wesel hat Anzeige gegen die Stadt erstattet. "Das ist eine Angelegenheit des Kreises", meint Bürgermeister Christian Strunk.

 Einen großen Holzhaufen hatte der Verein Eintracht Wardt im Rheinvorland entzündet. Das Spektakel am Ostersonntag zog viele Gäste an.

Einen großen Holzhaufen hatte der Verein Eintracht Wardt im Rheinvorland entzündet. Das Spektakel am Ostersonntag zog viele Gäste an.

Foto: arnulf Stoffel (archiv)

Einen schönen Ostersonntag-Abend verbrachten viele Wardter am Osterfeuer hinter Haus Grindt. Johan Mooij, selbst Wardter, bedauert, dass er nachträglich den Spielverderber spielen muss. Doch der Ärger des Vogelfachmanns der Biologischen Station im Kreis Wesel richtet sich nicht gegen die Feiernden, sondern gegen die Stadt. "Sie hätte das Osterfeuer nicht erlauben dürfen", sagte Mooij gestern. Die Feuerstelle habe im Natur- und Vogelschutzgebiet gelegen - und das mitten in der Brutzeit. Im Namen der Biologischen Station hat Mooij beim Kreis Wesel als Ordnungsbehörde Anzeige gegen die Stadt erstattet wegen Verstoßes gegen die Naturschutzverordnung, gegen das Landschaftsgesetz NRW und gegen die Europäische Vogelschutzrichtlinie. Der Naturschutzbund (Nabu) Kreis Wesel will sich der Anzeige anschließen, kündigte gestern dessen Vorsitzender Peter Malzbender an.

Ausrichter des Osterfeuers war der Sportverein Eintracht Wardt. Zum ersten Mal fand es im Rheinvorland statt. "Und zum letzten Mal", meinte gestern Geschäftsführer Manuel Tenbruck. Aus der Stadt sei dem Verein sehr wohl signalisiert worden, dass das Feuer eigentlich nicht stattfinden dürfe. "Aber es hieß, dieses eine Mal dürften wir es machen, im nächsten Jahr sollten wir uns eine andere Stelle suchen."

Bürgermeister Christian Strunk nahm seine Mitarbeiter gestern in Schutz. Osterfeuer seien in Xanten nicht anmeldepflichtig, deshalb habe die Stadt auch gar keine formelle Genehmigung ausgesprochen. Und nicht jeder Sachbearbeiter im Rathaus kenne sich perfekt mit allen Gesetzen aus. "Selbst mir fällt das ja schwer." Strunk sah den Schwarzen Peter beim Kreis: "Das ist eine Sache der Unteren Landschaftsbehörde." Mooij stimmt zu, dass auch der Kreis versagt habe. "Rechtzeitig vor Ostern habe ich den Kreis auf das geplante Feuer hingewiesen. Aber niemand ist aktiv geworden."

Wer in welcher Behörde auch immer weggesehen hat - "die Ausrichter des Feuers und ihre Gäste hatten das Gefühl, nichts Verbotenes zu tun", meinte Mooij gestern. Einen Vorwurf macht er dem Verein allerdings doch: Der Holzhaufen sei nicht unmittelbar vor dem Abbrennen umgeschichtet worden. Wie Manuel Tenbruck gestern sagte, hat der Verein das Holz bereits am Ostersamstag umgeschichtet. Mooij ist jedenfalls sicher, dass nicht nur Vögel und deren Brut, sondern auch Kleingetier wie Hasen oder Igel in dem Holzhaufen verbrannt sind. "Solche Haufen bilden ideale Verstecke für die Tiere."

Das gesamte Rheinvorland zwischen Duisburg und der deutsch-niederländischen Grenze sei als Vogelschutzgebiet ausgewiesen, erläuterte der Naturschützer gestern. Dort lebten und brüteten viele Grünland- und Wiesenvögel, darunter Wiesenpieper, Kibitz, Uferschnepfen, Rotschenkel. "Alles stark gefährdete Arten." Das Rheinvorland sei nicht nur EU-Vogelschutzgebiet, sondern gehöre zu den Naturgebieten von internationaler Bedeutung im Sinne der UNESCO Ramsar-Konvention, unterstrich gestern Peter Malzbender vom Nabu. "Das ist eine Kathedrale des Naturschutzes."

(RP)
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