Abschied von Manfred van Rennings Wie ein Veener Sonsbeck geprägt hat

Sonsbeck · Manfred van Rennings war 47 Jahre lang in der Sonsbecker Gemeindeverwaltung tätig. Er sah Bürgermeister kommen und gehen, Institutionen entstehen und vergehen. Jetzt geht er selbst – in den Ruhestand. Wir haben den Fachbereichsleiter und Allgemeinen Vertreter des Bürgermeisters an seinen letzten Tagen begleitet.

 Manfred van Rennings an seinem Schreibtisch, den er in 47 Jahren nicht gewechselt hat.

Manfred van Rennings an seinem Schreibtisch, den er in 47 Jahren nicht gewechselt hat.

Foto: Armin Fischer (arfi)

Inzwischen sieht es recht kahl aus im Büro von Manfred van Rennings. Das Zimmer ganz hinten links im ersten Geschoss des Sonsbecker Rathauses, das sonst nach dem Prinzip „kreatives Chaos“ gut vollgestellt war, hat sich im Laufe der Woche weitgehend geleert. Nur noch wenige Ordner und Akten liegen auf dem Dyes-Schreibtisch, an dem sich der Fachbereichsleiter und Allgemeine Vertreter des Bürgermeisters seit den 70er-Jahren festgekrallt hatte – selbst nach dem Umzug ins neue Rathaus, selbst als alle Kollegen auf modernere Möbel umgestiegen sind. Auch die Karte vom Gemeindegebiet und der Fahrplan der Schulbusse sind nach vielen Jahren von den Wänden verschwunden. Sie sind Anfang der Woche zeitweise zahlreichen Fotos gewichen. „Die Kollegen haben zum Abschied gefühlt 300 Bilder aus meiner Dienstzeit im Rathaus aufgehängt“, erzählt van Rennings. In 47 Dienstjahren arbeitete der heute 63-Jährige mit vier Bürgermeistern zusammen, er sah Institutionen in Sonsbeck entstehen und vergehen. Nun geht er selbst – in den Ruhestand. Am Freitag ist sein letzter Tag.

Sein erster war ein Donnerstag, genauer: Donnerstag, der 1. August 1974. „Ich erinnere mich noch, wie ich damals den dunklen Flur im alten Rathaus entlanglief und dachte: ,Hier bleibe ich nicht lange’“, erzählt der Veener. Er ist geblieben, länger als die meisten anderen. Als Fachbereichsleiter für Personal, Schule und Sport weiß van Rennings sogar genau, wer sich wann verabschiedet hat. „Die Fluktuation in der Verwaltung ist mittlerweile deutlich größer geworden“, erzählt er. „Ich habe in den vergangenen fünf Jahren mehr Einstellungsverfahren bearbeitet als in den 42 davor.“ Und doch war es vor allem das kollegiale Miteinander im Rathaus, das van Rennings so lange gehalten hat. „Wir sind ein kleiner Verein hier mit 80 Gemeindemitarbeitern, davon 35 in der Verwaltung“, so van Rennings. „Da greifen viele Aufgaben ineinander, arbeitet man eng zusammen, das hat immer Spaß gemacht.“

 Der Hauptamtsleiter und Allgemeine Vertreter des Bürgermeisters in Sonsbeck geht nach 47 Dienstjahren in den Ruhestand

Der Hauptamtsleiter und Allgemeine Vertreter des Bürgermeisters in Sonsbeck geht nach 47 Dienstjahren in den Ruhestand

Foto: Wyglenda

So zusammengewachsen, gingen Arbeit und Freizeit ineinander über, wurden Kollegen zu Freunden, wie auch die „gefühlt 300 Fotos“ beweisen. Da sind Rathausstürme zu Altweiber zu sehen, Betriebsfeiern und gemeinsame Radtouren. Seit 1995 bis heute trifft sich van Rennings jedes Jahr mit zehn (teils ehemaligen) Rathauskollegen zum mehrtägigen Radausflug. Auch Alt-Bürgermeister Leo Giesbers gehört zu der Truppe. „Nur eine Handvoll Fotos zeigen mich im Dienst, man könnte meinen, ich hätte hier kaum gearbeitet“, sagt der 63-Jährige scherzend.

Doch Arbeit hatte van Rennings genug. Wenn abends Sitzungstermine anstanden, war er oft von 8 Uhr morgens bis 22 Uhr abends im Einsatz. Vor allem die Schulen und Kindergärten lagen ihm am Herzen. Er erlebte die Auflösung der Hauptschule wie die Gründung der Gesamtschule mit ihrem Sonsbecker Teilstandort mit, der dann wieder geschlossen wurde. Die Einführung des Offenen Ganztags, die Errichtung der DRK-Kindertagesstätte, Umbaumaßnahmen, Erweiterungen – all diese Veränderungen lagen auf van Rennings Schreibtisch.

Die Klischee-Vorstellung, im öffentlichen Dienst tut man ja nichts, hat den Fachbereichsleiter stets geärgert. „Mir war der Servicegedanke immer wichtig; die Belange der Bürger ernst zu nehmen“, betont er. Aus diesem Grund habe er sich nach seinem ersten Schulpraktikum im Alpener Rathaus auch für die Verwaltungsarbeit entschieden. „Ich sehe mich als Dienstleister für die Bürger“, sagt van Rennings, selbst wenn die Arbeit manchmal der einer Hausfrau gleiche: „Man arbeitet und arbeitet und wird niemals fertig“, ergänzt er lachend.

Nun ist er doch mit der Arbeit fertig – zumindest im Sonsbecker Rathaus. Daheim wartet derweil ein knapp 2000 Meter großer Garten auf ihn. Auch in dem 40 Jahre alten Haus ist einiges zu tun. Und da wäre auch wieder ein neuer Chef: seine Ehefrau. „Ich habe ja ein wenig Bammel davor“, sagt van Rennings schmunzelnd. „Aber ich bin überzeugt, dass mir der Ruhestand gelingt.“

(beaw)
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