Sonsbeck 45 Regeln sollen Missbrauch vorbeugen

Sonsbeck · Die Sonsbecker Pfarrgemeinde St. Maria Magdalena hat einen Verhaltenskodex entwickelt, um Kinder und Jugendliche vor sexuellen und gewaltsamen Übergriffen zu bewahren. Am Niederrhein setzt die Gemeinde damit Maßstäbe.

 Hoebertz (l.) und Schmidt bei der Vorstellung des Konzepts.

Hoebertz (l.) und Schmidt bei der Vorstellung des Konzepts.

Foto: Fischer

"Wir verwenden keine aggressive sexualisierte Sprache. Unerwünschte Berührungen insbesondere in Verbindung mit dem Versprechen einer Belohnung sind nicht erlaubt. Wir nutzen Machtpositionen nicht aus. Geschenke sind zweckfrei und dürfen nicht gegeben werden, um etwas zu erwirken. Wir nutzen soziale Medien nicht, um unangemessene Nähe zu einzelnen Schutzbefohlenen aufzubauen."

Dies sind nur fünf von insgesamt 45 Regeln, die die Sonsbecker Pfarrgemeinde St. Maria Magdalena in ihrem Integrierten Schutzkonzept (ISK) niedergeschrieben hat, um das Kinder- und Jugendwohl bei pfarrlichen Aktivitäten zu sichern. 45 Regeln, die das Mit- und Nebeneinander in der Gemeindearbeit neu ordnen werden. 45 Regeln, die es "potenziellen Tätern so schwer wie möglich machen" sollen, wie es im Vorwort des ISK heißt.

Dieses Konzept wurde in den vergangenen eineinhalb Jahren gemeinsam mit allen Gemeindegruppe erarbeitet und gestern im Rathaus Bürgermeister Heiko Schmidt (CDU) übergeben. Der Stolz über die geleistete Arbeit war allen Beteiligten anzusehen, denn die Sonsbecker Pfarrgemeinde ist die erste am Niederrhein, die eine Weisung des Bistums Münster umgesetzt hat, ein solches Schutzkonzept zu erarbeiten.

"Das Konzept deckt alle unterschiedlichen Bereiche des kirchlichen Lebens ab. Wir wollen damit sowohl unseren haupt- als auch den ehrenamtlichen Mitarbeitern und Helfern Sicherheit für ihre Handlungsweisen geben, wollen aufzeigen, was in Ordnung und was nicht in Ordnung ist", erklärte Pfarrer Günter Hoebertz gestern.

Herzstück des ISK ist der Verhaltenskodex mit seinen Regelungen, die unterschiedliche Bereiche betreffen. "Dabei handelt es sich um Regeln, die im täglichen Miteinander eigentlich selbstverständlich sind und die wir nur zu Papier gebracht haben", sagte Hoebertz. Enthalten sind Verhaltensvorgaben in den Bereichen "Sprache und Wortwahl", "Gestaltung von Nähe und Distanz", "Zulässigkeit von Geschenken", "Nutzung sozialer Medien", "Verhalten auf Tagesaktionen, Freizeiten und Reisen" und "Schaffung von vertrauensvollen Räumen". Dadurch solle sichergestellt werden, dass man Situationen vermeidet, in denen sich insbesondere Kinder und Jugendliche unwohl fühlen könnten.

Erarbeitet wurde das ISK mit Unterstützung des Bistums Münster - aber vor allem unter Einbeziehung sämtlicher Gemeindegruppen. Vom Kirchenvorstand über die Kindergärten bis hin zu den Messdienern waren alle beteiligt und konnten eigene Erfahrungen einbringen. Aus diesen Denkanstößen wurden letztlich Handlungsweisen abgeleitet, die von sofort an gelten. "Das Konzept ist vom Kirchenvorstand abgezeichnet und damit kirchliches Gesetz. Dadurch werden wir überprüfbar", sagte Pastor Hoebertz.

Und das sei durchaus so gewollt. Denn neben den Verhaltensregeln wird künftig auch die persönliche Eignung von haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern eine zentrale Rolle spielen. Jeder Bewerber wird ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen müssen, der Besuch von Präventionsschulungen, die nach spätestens fünf Jahren wiederholt werden müssen, wird für alle Mitarbeiter und Helfer zur Pflicht. Dabei würden sowohl Anonymität als auch der Datenschutz gewahrt, betonen die Verantwortlichen.

Zudem wird auch das ISK selbst in einem Fünf-Jahres-Rhythmus einer ständigen Prüfung unterzogen und gegebenenfalls angepasst. "Anregungen und Kritik werden wir zum Anlass nehmen, die betreffenden Bereiche des ISK zu prüfen und zu aktualisieren", heißt es im Konzept. Dafür wurden eigens auch Beschwerdewege geschaffen, über die mögliche Beobachtungen an die entsprechende Vertrauensperson getragen werden können. Präventionsbeauftragte der Gemeinde wird übrigens Pfarrsekretärin Natalie Heilen.

Bürgermeister Heiko Schmidt unterstrich derweil die Nachhaltigkeit des ISK. "Es geht darum, diese Regeln nicht nur auf Papier niederzuschreiben, sondern auch zu leben. Insofern ist das Engagement der Pfarrgemeinde vorbildlich." In den kommenden Tagen wird das ISK nun an alle Stellen verteilt, in denen es zur Anwendung kommt. Außerdem wird es auf der Internetseite der Pfarrei (www.stmariamagdalena-sonsbeck.de) veröffentlicht und ist dort für jedermann einsehbar.

(p-m)
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