Zoo Wuppertal Wie viel Knut steckt in Anori?

Wuppertal · Direkt vor der Scheibe am Eisbärengehege spielt Anori mit Zweigen und tapst unbeeindruckt von den vielen Besuchern durch die Gegend. Seit ihrer öffentlichen Vorstellung in der Vorwoche ist die Eisbärin ein kleiner Star im Wuppertaler Zoo – einen Hype wie einst um ihren Halbbruder Knut aus Berlin gibt es allerdings (noch) nicht.

Direkt vor der Scheibe am Eisbärengehege spielt Anori mit Zweigen und tapst unbeeindruckt von den vielen Besuchern durch die Gegend. Seit ihrer öffentlichen Vorstellung in der Vorwoche ist die Eisbärin ein kleiner Star im Wuppertaler Zoo — einen Hype wie einst um ihren Halbbruder Knut aus Berlin gibt es allerdings (noch) nicht.

Den direkten Vergleich mit dem weltbekannten Knut, der von Pfleger Thomas Dörflein von Hand aufgezogen wurde, will Kurator Andre Stadler nicht ziehen: "Bei uns wird es niemals Bilder geben, wie ein Mensch mit dem Eisbär spielt." Anori wurde schließlich nach ihrer Geburt am 4. Januar von Mutter Vilma in der Bruthöhle aufgezogen und ist Menschen gegenüber viel wilder. Gegen einen möglichen Hype hat man in Wuppertal nichts einzuwenden, aber Stadler geht nach der Prämisse: "Das muss von selber entstehen, das kann man nicht pushen. Sollte es aber soweit kommen, werden wir es bedienen", erklärt Stadler.

Bislang bleibt es bei einigen Anori-Souvenirs im Zoo-Shop, ein eigenes Facebook-Profil hat sie nicht. "Das ist auch nicht in Planung. Mich hat auch noch niemand nach einem Anori-Blog gefragt", wehrt Stadler ab, der eine übertriebene Vermenschlichung des Eisbärenjungen verhindern möchte. "Anori ist total charmant und macht alles vor der Scheibe. Dass sie so niedlich ist, sollte doch Grund genug für einen Besuch sein."

Lieber wirbt Stadler für den Artenschutz und ist stolz, dass es dank der geglückten Zucht einen Eisbär mehr auf der Welt gibt: "Das ist etwas Besonderes, die Aufzucht geht auch zu 50 Prozent in der freien Wildbahn schief." Dabei gibt es für Anori und Vilma viele kritische Momente, immer noch. Denn die Eisbärin ist für 18 bis 20 Monate von der Mutter abhängig. "Es kann auch jetzt immer noch etwas schief gehen, wir sind noch nicht komplett über den Berg", erzählt Stadler. "Das ist eine kitzlige Geschichte, aber bislang läuft alles tip-top." Bei dem vor gut einem Jahr verstorbenen Knut musste Dörflein für die Mutter einspringen.

Lars, der Vater von Knut und Anori, wird seine Tochter allerdings nie kennen lernen — zu gefährlich! "Eisbären sind Einzelgänger. Wir kopieren da die freie Wildbahn, da würde die Mutter auch jedem Männchen aus dem Weg gehen." Auch das aktuell einzige Eisbärenbaby in Deutschland wird den Wuppertaler Zoo verlassen, wenn es ausgewachsen ist. "Wir haben nur begrenzt Platz und können die Eisbären nicht stapeln", erklärt Stadler. Denn Vilma und Anori würden sich dann auch nicht mehr verstehen. Die Koordinationsstelle in Amsterdam wird in rund zwei Jahren im Rahmen des europäischen Erhaltungszuchtprogramms eine geeignete Heimat für Anori suchen. Aber bis dahin wird sie noch viele Besucher für ihre "Anori-Show" ans Gehege locken.

"Wir haben im Moment schon viele Besucher, und auch wenn sowieso Ferien sind, ist schon ein gewisser Anori-Effekt zu spüren", sagt Kurator Stadler. Am Wochenende waren 6000 Besucher da, "von mir aus können es auch 10.000 sein". Zu voll sei es definitiv noch nicht, maximal zehn Minuten muss man auf einen "Logenplatz" in der ersten Reihe warten. Dann bietet die Kleine im Gehege eine Anori-Show aus "spielen, trinken, mit Mama spielen, schlafen", wie Stadler ihren Tagesablauf beschreibt.

"Sie spielt lieber bis sie nicht mehr kann, als wieder in die Höhle zu gehen", sagt Stadler. Zwischen 9.30 und 16 Uhr sind Anori und Vilma auf jeden Fall zu sehen und auch danach will die verspielte Eisbärin kaum zurück in die gute Stube.

(irz/top/jco/csi/csr)
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