Wuppertal Volker Schmalöer: "Solange sie spielen, leben sie"

Wuppertal · Für den Regisseur von "Warten auf Godot" gibt es scheinbar gar nicht viel zu tun. Alles steckt schon im Text. Volker Schmalöer, Theaterregisseur aus Köln und früherer Oberspielleiter am Staatstheater Kassel, sagt, der Text sei wie eine Partitur.

 V.l.n.r.: Miko Greza (Pozzo), Lukas Mundas (Lucky), Alexander Peiler (Estragon) und Stefan Walz (Wladimir)

V.l.n.r.: Miko Greza (Pozzo), Lukas Mundas (Lucky), Alexander Peiler (Estragon) und Stefan Walz (Wladimir)

Foto: Wuppertaler Bühnen

Die Abfolgen von Sprache und Stille seien genau gewählt. Zeit ist entscheidend in dem Stück des Iren Samuel Beckett. Die gespielte Zeit, die erzählte Zeit und die erlebte Zeit sind beinahe deckungsgleich - bis auf einen Zeitsprung. "Es ist das absolute Jetzt", sagt Schmalöer. Die Figuren haben keine Vergangenheit, keine Zukunft. Sie stellen die Frage nach Beschäftigung: "Wie fülle ich die Zeit?" Und das Publikum ist in Echtzeit dabei.

Die Protagonisten Wladimir und Estragon warten auf Rettung und Erlösung durch Godot und treffen dabei auf Pozzo und Lucky, Herrn und Diener. Zum Zeitvertreib und zur Überbrückung des Wartens reden sie miteinander, sprechen aneinander vorbei, blödeln, streiten und vertragen sich. Und sie spielen, immer wieder neue Spiele. "Sie spielen um ihr Leben. Solange sie spielen, leben sie", sagt Schmalöer.

Es geht um das Leben, die Zeit, den Tod und die Frage, was machen wir mit der Zeit, die wir haben? Dramaturgin Cordula Fink sagt, das Stück sei zeitlos und ungebrochen in seiner Aktualität. Schmalöer nennt es einen Schwamm, der die Welt um sich herum aufsaugt. Vielleicht, weil das Stück nie groß verändert werden durfte. Die Erben Becketts wachen darauf mit strengem Blick.

Neues habe man in das Bühnenbild einfließen lassen. "Es ist ein nicht ganz so tradiertes Bühnenbild mit Landstraße und Baum", sagt der Regisseur. Bühnenbildner Michael Linder sagt, er habe die Zeit konservieren, sie sichtbar und zum Glänzen bringen wollen. Das finde man am Ende auf der Bühne. Wie das aussieht, bleibt ein Geheimnis - nur von einem Objekt auf der Bühne ist die Rede.

In all der Abstraktion, in all dem Vagen dürfe aber die Unterhaltung nicht vergessen werden, sagt Schmalöer. "Warten auf Godot ist sehr humoristisch. So viel Humor in so viel Pessimismus zu legen, das ist ein Meisterstück von Beckett."

Die Premiere am 13. Mai ist ausverkauft. Wenige Karten gibt es für 14., 18., 27. und 28. Mai. Mehr Karten für 9., 10., 16., 17., 24. Juni. Zwischen 6 und 24 Euro, über Telefon 0202/563-7666 oder www.wuppertaler-buehnen.de

(ecr)
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