Jan Röttger aus Wuppertal Lieder über Eskalation und Ekstase

Wuppertal · In seiner etwas rauchigen Stimme vermischen sich Soul und Rock, seine Vorbilder Ray Charles und die Sex Pistols. "Ich habe Rotz in der Stimme", nennt das Jan Röttger aus Wuppertal, der gerade ansetzt im Popgeschäft ganz groß rauszukommen.

 Er spielt selbst Akustikgitarre mit unverkennbaren Einflüssen aus der Rock- und Popgeschichte: Jan Röttger hat die Musik erst spät für sich entdeckt. Nun gibt der 28-Jährige Konzerte im ganzen Land und kann von der Musik leben.

Er spielt selbst Akustikgitarre mit unverkennbaren Einflüssen aus der Rock- und Popgeschichte: Jan Röttger hat die Musik erst spät für sich entdeckt. Nun gibt der 28-Jährige Konzerte im ganzen Land und kann von der Musik leben.

Foto: J. Kischka

1 Live überzeugte er mit seiner natürlichen Ausstrahlung. Im November schickte ihn der Radiosender mit seiner Akustikgitarre nach Berlin zum Finale des New Music Awards. Seitdem geht es ab für den 28-jährigen Wuppertaler. Gigs führen ihn von Weimar nach Aachen, Köln und Berlin, wohin er vor zwei Monaten gezogen ist. Da jedoch seine Bandmitglieder nach wie vor in Wuppertal leben, kehrt er häufig zurück ins Bergische. Am 23. Februar präsentiert er im LCB im Haus der Jugend Barmen seine neuen Songs.

"Indiepop aus Wuppertal": Das Label hat ihm der Radiosender verpasst. Doch Röttger hat sich schon weiterentwickelt. "Bei manchen Songs haben wir jetzt auch Geige, Cello, Trompete oder Hammond-Orgel dabei", sagt er. Deshalb verlässt er gerade die Singer-Songwriter-Ecke, in die er häufig gesteckt wird. Alle Songs schreibt er selbst, lässt sich inspirieren von seinen eigenen Geschichten und Gefühlen. "Von Eskalation bis Ekstase ist alles dabei", verspricht er. Ein Album besitzt er noch nicht, arbeitet aber eifrig daran und hat dafür sogar einen Kredit aufgenommen. Erst seit kurzem kann er von seiner Musik leben.

Dabei ist diese erst sehr spät in sein Leben getreten. Der frühere klassische Gitarrenunterricht hat ihm nichts gegeben. Bis zum Abitur am Gymnasium Siegesstraße stand die Gitarre im Keller, dann holte Röttger sie wieder heraus, begann, seine eigenen Lieder zu komponieren — ohne dass er Noten lesen oder schreiben könnte. So begann er auch zu singen — und entdeckte seine prägnante Stimme. "Ich bin nicht so aalglatt", sagt der Autodidakt, "ich singe über meine Narben, innerliche und äußerliche". Seine Stimme würde polarisieren, aber das mag Jan Röttger auch selbst an anderen Stimmen. "Es macht mir Spaß, damit zu spielen."

Popmusik mit alternativem Einschlag, nennt er selbst seine Musik. In ihr sei "etwas Dreck", wie auch Wuppertal eine etwas dreckige Stadt sei, das mache sie aus, deshalb habe auch nur hier diese Musik entstehen können. Er habe aus Langeweile sein Talent entdeckt — "coole Sache", findet er heute. "Mancher entdeckt es nie." Sein Studium (Geschichte und Sport) an der Wuppertaler Uni habe ihm kein Spaß gemacht, auch Gitarre zu studieren war ihm zu verkopft. Er sei ein kreativer Gitarrist und brauche keine Noten. Die meist etwas melancholischen Songs müssen andere für ihn zu Papier bringen.

Seine Songtexte schreibt Jan Röttger auf Englisch. "Auf Deutsch haben sie sich nicht richtig angefühlt", sagt der Musiker. Obwohl man eigentlich mit deutschen Texte auf dem Markt größere Chance hat, meint er.

Die Band "Jan Röttger and friends" besteht aus sechs Leuten, die manchmal durch Gäste ergänzt werden. Auch beim Auftritt in Wuppertal. Denn den etwa 500 Zuhörern beim Heimspiel im LCB will er etwas Besonderes bieten. Auf der Bühne zu stehen, ist für den Wuppertaler mittlerweile zur Droge geworden. Das Lampenfieber hält sich in Grenzen: "Wenn ich mal drin bin, ist alles gut." Das Live-Erlebnis putsche ihn auf, er sei dann wie ein anderer Mensch.

(RP)
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