Wuppertal Lesevergnügen zum Zugreifen

Wuppertal · Seit April steht auf dem Laurentiusplatz ein öffentlicher Bücherschrank. Jeder kann sich dort Bücher herausnehmen oder hineinstellen. Bisher geht das Konzept auf. Die Wolf-Erlbruch-Stiftung hat den Schrank gesponsert.

 Der Bücherschrank auf dem Laurentiusplatz hat sich zu einem Anziehungspunkt entwickelt: Es lohnt sich, häufiger vorbeizuschauen, denn er wird regelmäßig neu bestückt.

Der Bücherschrank auf dem Laurentiusplatz hat sich zu einem Anziehungspunkt entwickelt: Es lohnt sich, häufiger vorbeizuschauen, denn er wird regelmäßig neu bestückt.

Foto: Nico hertgen

Ein lauschiges Fleckchen auf dem Laurentiusplatz, die Sonne scheint, ein Kaffee in der Hand. Was jetzt noch fehlt, ist ein Buch. Seit Kurzem ist auch das kein Problem mehr. Ein öffentlicher Bücherschrank versorgt die Lesehungrigen, die auf dem Platz sitzen oder nach dem Einkaufen vorbei kommen, mit Lesestoff.

Seit April steht der von der Wolf-Erlbruch-Stiftung finanzierte öffentliche Bücherschrank auf dem Laurentius-Platz. "Die Stadt hat dem Antrag mit fliegenden Fahnen zugestimmt", erzählt Wolf Erlbruch. Die Wuppertaler Tafel hilft bei der Bestückung. "Sie haben immer rund 5000 Bücher auf Lager und füllen regelmäßig auf", sagt der Initiator. Aber auch viele Leser stellen eigene Bücher in den Schrank oder, wie Christine Mühlberger, nach dem Lesen wieder zurück. Sie steht suchend vor dem Schrank. "Die Auswahl ist sehr vielfältig und dadurch ist für jeden etwas dabei", sagt sie und nimmt prüfend ein Buch aus dem Schrank. Von Comics für Kinder über Klassiker wie "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?" bis hin zu Büchern mit Meditationsübungen oder Lexika ist verschiedenste Literatur in dem Schrank zu finden. Da lohnt sich auch ein zweiter Besuch.

Jeder kann etwas beisteuern

Passanten, die an dem Nachmittag zufällig vorbeikommen, sind hellauf begeistert von dem Schrank, viele aber noch ein wenig unsicher: "Darf ich das wirklich mit nach Hause nehmen?", fragen einige etwas ungläubig. Uwe Augustin und Bianca Otto bleiben auf dem Weg zum Einkaufen an dem Schrank stehen. "Schau mal, hier habe ich etwas für dich gefunden", sagt Augustin und drückt seiner Freundin ein Fantasy-Buch in die Hand. "Zu Hause haben wir so viele Bücher, dass ich ständig neue Regale bauen muss. Beim nächsten Mal stellen wir ein paar davon in den Schrank." Er selbst lese nicht gern, interessiere sich aber für die Lexika und Duden im Schrank.

Die Wolf-Erlbruch-Stiftung kümmert sich regelmäßig um den Schrank. Jeden Tag wird geprüft, ob sich die Türen noch schließen lassen und keine unangemessenen Bücher darin liegen. "Das ist keine Zensur", sagt Wolf Erlbruch. "Wir sortieren nur Pornografisches und Parteipropaganda aus, weil der Bücherschrank neutral bleiben soll."

Um den Schrank herum dreht sich die Diskussion mittlerweile um dessen Zukunft. Dass er irgendwann leer sein könnte, glaubt niemand. "Viele Leute haben auf dem Dachboden Kisten voller Bücher, die sonst im Altpapier landen", meint Gero Feldhaus. Auch er will beim nächsten Großreinemachen ein paar literarische Werke beisteuern.

In Bezug auf Randalierer "haben wir bis jetzt erstaunlicherweise keine schlechten Erfahrungen gemacht", sagt der Illustrator Wolf Erlbruch. Läuft alles weiterhin so gut, könnte das Lesevergnügen auf dem Laurentiusplatz für lange Zeit erhalten bleiben. Und niemand muss sich mehr zum Kaffee ein Buch von zu Hause mitbringen.

(RP)
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