Wuppertal Hat Hochhaus-Räumung ein juristisches Nachspiel?

Wuppertal · Verschlossen ist es und Wohnung für Wohnung versiegelt, das geräumte Hochhaus an der Heinrich-Böll-Straße 200 in Langerfeld. Niemand darf das Gebäude ohne Genehmigung betreten. Laut Stadt sind etwa die Hälfte der 72 dort gemeldeten Personen - darunter sowohl Familien als auch Paare und Einzelpersonen - in städtischen Wohnungen untergekommen, der Rest bei Verwandten oder Freunden, von denen viele im Quartier lebten. Das Gebäude war am Dienstag vergangener Woche wegen der brennbaren Fassade und mangelhaften Rettungswegen evakuiert worden. Nach dem verheerenden Brand im Londoner Grenfell Tower mit fast 80 Todesopfern wird auch in Deutschland engagiert über Brandschutz und mögliche Mängel mehrstöckiger Wohngebäude diskutiert.

Die Stadt hält für Bewohner und Verwandte weiterhin die Beratung im Versorgungsamt an der Friedrich-Engels-Allee aufrecht, will auch bei künftiger Wohnungsvermittlung helfend tätig werden, hieß es jetzt.

Der Berliner Vermieter hat die Maßnahme einem Bericht des WDR zufolge als unverhältnismäßig kritisiert und angekündigt, Widerspruch gegen die Zwangsräumung einlegen zu wollen. Ein rechtliches Verfahren könnte demnach folgen.

Für die Stadt ist die Sache indes unstrittig. "Wenn Bauordnungsamt und Feuerwehr erkennen, dass Menschen im Brandfall in der Falle sitzen würden, dann muss man handeln", sagte Stadtsprecherin Martina Eckermann gestern.

Wuppertals Baudezernent Frank Meyer sieht einem möglichen Rechtsstreit gelassen entgegen. Die Sicherheit der Menschen gehe immer vor, sagte er im Gespräch mit dieser Zeitung. Seit 2013 habe der damals neue Eigentümer an dem Hochhaus trotz mehrfacher Aufforderung seitens der Stadt kaum etwas gemacht. "Den vielen Worten sind keine Taten gefolgt", sagt Meyer. "Ich hoffe, dass es diesmal anders sein wird."Er gehe davon aus, dass es vor Gericht geht. Schließlich habe auch die Stadt Aufwendungen für die Räumung gehabt. Genau beziffern könne er diese noch nicht, sechsstellig seien sie aber auf jeden Fall.

Vom Eigentümer des Hochhauses, der Intown Property Management GmbH, gab es auf Anfrage dazu keine Stellungnahme.

(RP)
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