Wuppertal Entscheidung über Adolphe Binder wieder vertagt

Wuppertal · Beirat des Tanztheaters Pina Bausch wird erneut über eine außerordentliche Kündigung der Intendantin beraten.

 Am Mittwochabend kam der Beirat des Tanztheaters zu einer weiteren Sitzung zusammen, um über die Vorwürfe gegen Intendantin Adolphe Binder zu beraten.

Am Mittwochabend kam der Beirat des Tanztheaters zu einer weiteren Sitzung zusammen, um über die Vorwürfe gegen Intendantin Adolphe Binder zu beraten.

Foto: Schwartz (Archiv)

Der neunköpfige Beirat der Tanztheater Wuppertal Pina Bausch GmbH hat auch bei seiner zweiten Sondersitzung am Mittwochabend keine Entscheidung über die Zukunft von Intendantin Adolphe Binder getroffen. Nach intensiver Diskussion über eine außerordentliche Kündigung (Binders Arbeitsvertrag gilt bis 31. Juli 2022) vertagte er sich und will zeitnah wieder zusammenkommen. Konkret geht es um Kritik an der inhaltlichen Arbeit, dem Umgang mit Absprachen und dem Verhalten Binders gegenüber Mitarbeitern. Letztendlich geht es aber auch um die Zukunft des Tanztheaters und des Pina Bausch Zentrums. Aktuell hat die heftige öffentliche Auseinandersetzung um Binder bereits das Ensemble in große Unruhe versetzt. Die Atmosphäre im Tanztheater ist vergiftet, die Zusammenarbeit zwischen künstlerischer Leitung und Geschäftsführung funktioniert nicht.

Kulturbeigeordneter Matthias Nocke war zusammen mit Geschäftsführer Dirk Hesse am Wochenende in Paris, um die Tänzer, die dort im Rahmen einer Tournee gastieren, zu informieren, vor allem aber um sie zu beruhigen. Er sagte ihnen Klärung und Schutz zu. Am Freitagnachmittag wird das Ensemble mit seiner Intendantin in Wuppertal zurückerwartet. Die Tänzer waren Anfang der Woche selbst an die Öffentlichkeit gegangen und hatten sich in einer Erklärung "von jeglicher öffentlicher Anklage, die sich auf Annahmen, Interpretationen und unvollständige Recherche stützt, und möglicherweise Personen oder unsere Leitung beschädigt" distanziert.

Informationsdefizite plagten auch die Politiker im Beirat, die erst in der vergangenen Woche eingeweiht worden waren, obwohl der Konflikt mit dem Beginn der Intendanz seinen Lauf genommen hat. Ob die Verantwortlichen zu lange gehofft hatten, ihn intern lösen zu können, oder abwarten wollten, bis die beiden ersten abendfüllenden Uraufführungen externer Choreographen (Mai und Juni) über die Bühne gegangen waren, bleibt offen. Beiratsvorsitzende Ursula Schulz sagt: "Ich weiß sicherlich nicht alles, aber mittlerweile fühle ich mich ganz gut informiert." Für die Linke, die nicht im Beirat vertreten ist, mahnte Bernhard Sander vor der Beiratssitzung an, dass "alle Aspekte des Konflikts ohne Zeitdruck" behandelt werden müssten. Er erinnerte an frühere Konflikte um Opernintendant Kamioka und Schauspielintendantin Abbrederis, und ergänzte, dass nun der dritte Konflikt vorläge, bei dem der "zuständige Dezernent eine mehr als unglückliche Rolle" spiele.

Die Krise trifft das Tanztheater zu einem Zeitpunkt, da gerade in Berlin die so nötige Förderung des Pina Bausch Zentrums auf gutem Wege zu sein schien. Zusätzliche Planungsmittel in Millionenhöhe wurden vor kurzem vom Haushaltsausschuss zugesagt. Um die Bezuschussung der laufenden Kosten wird noch gerungen. Entstandene Irritationen seien aber ausgeräumt, gibt sich Nocke zuversichtlich.

Eine Delegation aus Stadt- und Beiratsvertretern sprach am Dienstag mit Landeskulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen (das Land ist Beiratsmitglied). Schulz: "Es war ein gutes Gespräch. Die Ministerin reagierte sehr besonnen, machte Vorschläge für die Struktur."

(RP)
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