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Von der Heydt-Museum Wuppertal Direktor will Kunstwerke zurückholen

Wuppertal · Der spektakuläre Münchner Kunstschatz hat nicht nur die Öffentlichkeit erstaunt. Auch Museen in NRW verfolgen mit Spannung, ob sich unter den über 1400 Werken, die aus der Wohnung von Cornelius Gurlitt beschlagnahmt wurden, Werke befinden, die aus ihren Häusern stammen. Auch das Von der Heydt-Museum in Wuppertal könnte betroffen sein.

Rund 500 Werke wurden dem Museum 1937 bei der Nazi-Aktion "Entartete Kunst" entwendet. Darunter befinden sich Arbeiten von Jawlensky, Macke, Müller, Zöllner Rousseau, Dix, Grosz, Felixmüller, Klee, Heckel, Schmidt-Rottluff und Picasso.

"1937 wurden im Von der Heydt-Museum 56 Gemälde, 352 Arbeiten auf Papier und 83 Werke aus dem Barmer Kunstverein beschlagnahmt. Es kann durchaus sein, dass einzelne Werke davon in dieser Sammlung Gurlitt irgendwie gelandet sind", erklärte der Direktor des Wuppertaler Von der Heydt-Museums, Dr. Gerhard Finckh, in einem Gespräch mit dem Sender Deutschlandradio Kultur.

Finckh meldet Zweifel an, dass sich alle bei dem Münchner Fund beschlagnahmten Bilder rechtmäßig im Besitz von Cornelius Gurlitt befinden. Sollten Werke aus seinem Haus wieder auftauchen, werde er alles daran setzen, diese zurückzubekommen.

Bis auf wenige Ausnahmen sind die Werke bis heute verschollen. "Diese Werke fehlen uns einfach und die würden dem Museum natürlich sehr gut zu Gesicht stehen", sagt Museumsdirektor Finkh. "Wenn wir sie wieder hätten, wäre es wunderbar. Die Bilder gehören einfach nach Wuppertal."

Dass die Museen und somit auch das Von der Heydt-Museum ihre Werke wiederbekommen werden, ist aber eher unwahrscheinlich. Schließlich hat Gurlitts Vater Hildebrand die Objekte legal vom Reichspropagandaministerium erworben. Zudem hatten die Nationalsozialisten die rechtlichen Grundlagen für die Enteignung der Museen geschaffen.

Aus Sicht von Finkh stellt sich allerdings die Frage, ob Cornelius Gurlitt, der die Sammlung von seinem Vater Hildebrand geerbt hat, tatsächlich rechtmäßiger Besitzer dieser Werke ist.

Der Vater von Cornelius Gurlitt gehörte zu den von Adolf Hitler bevorzugten Kunsthändlern und hatte den Auftrag, von den Nazis als "entartet" diffamierte Kunst im Ausland zu verkaufen oder einzutauschen.

Die Werke — darunter außer Ölgemälden auch Lithographien, Zeichnungen und Aquarelle — stammten von großen Künstlern wie Max Liebermann, Max Beckmann, Pablo Picasso, Albrecht Dürer, Pierre-Auguste Renoir oder Henri de Toulouse-Lautrec. Im Frühjahr 2012 wurde die umfangreiche Kunstsammlung von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt.

Nach dem Bekanntwerden des Fundes geriet die Augsburger Staatsanwaltschaft wegen ihrer Geheimhaltungstaktik in die Kritik. "Es wäre viel besser gewesen, wenn die Bilder ins Netz gestellt worden wären, damit wir als Beraubte prüfen können, ob sich Werke aus unserer Sammlung darunter befinden", sagt Finckh. Nun gab es einen ersten Schritt. Zunächst wurde eine Unterteilung vorgenommen. Demnach konnten 380 Bilder der "Entarteten Kunst" zugeordnet werden, bei 590 Werken muss geprüft werden, ob ein NS-verfolgungsbedingter Entzug vorliegen könnte. 25 Objekte, bei denen der begründete Verdacht dafür besteht, wurden ins Internet gestellt.

(RP)
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