Campus in Grifflenberg Die Uni-Kneipe - ein echter Geheimtipp

Wuppertal · Auf dem Campus am Grifflenberg in Wuppertal treffen sich alle Generationen zum Schlemmen, Lernen und Genießen.

 Das Speisenangebot der Uni-Kneipe ist nicht nur bei den Studenten und Professoren beliebt, jeder kann als Gast vorbeikommen. Die Menüs werden von Koch-Lehrlingen wie Matthias Braune (links) oder Justin Raschick (Mitte) zubereitet - unter Aufsicht von Chefkoch Thomas Weyland. Zurzeit ist die „Wilde Woche“.

Das Speisenangebot der Uni-Kneipe ist nicht nur bei den Studenten und Professoren beliebt, jeder kann als Gast vorbeikommen. Die Menüs werden von Koch-Lehrlingen wie Matthias Braune (links) oder Justin Raschick (Mitte) zubereitet - unter Aufsicht von Chefkoch Thomas Weyland. Zurzeit ist die „Wilde Woche“.

Foto: Hertgen, Nico

Dampfende Tagliatelle mit Lachs werden über den Tresen gereicht und heißhungrig in Empfang genommen. Nach 90 Minuten Vorlesung ist der Appetit riesig. Von der Uni-Kneipe aus, die sich über der Hauptmensa befindet, hat man einen fantastischen Ausblick. Es ist Ende Oktober und das Semester bereits in vollem Gange. An den Tischen sitzen Studenten mit Laptops und eng beschriebenen Notizblöcken. Manche scheinen die Ruhe weg zu haben; sie packen ihr Backgammon-Brett aus.

"Wir haben hier während der Fußball EM die Spiele zusammen gesehen. Dann ist dort hinten eine Leinwand aufgebaut", erzählt Carina Bester. Die 21-Jährige aus Dortmund trifft sich nach ihren Vorlesungen in Anglistik und Pädagogik gern mit ihren Kommilitonen in der Kneipe der Uni Wuppertal - "um zu essen oder um noch einen Kaffee zu trinken.", sagt sie. Aber nicht nur Kommilitonen essen hier, auch Oberbürgermeister Peter Jung trifft sich mit Uni-Rektor Lambert T. Koch.

Helga und Friedrich Herrmann aus Wuppertal zieht es immer wieder in die Uni-Kneipe. Kennen und lieben gelernt haben sie sie vor fünf Jahren, als sie als regelmäßige Gasthörer Mediävistik, Literaturwissenschaft oder das Alte Testament studiert haben. "Wir sind gern unter jungen Leuten. Wir wohnen nicht weit und spazieren immer hierhin", so Helga Herrmann. Ihr Mann betont: "Das ist der schönste Biergarten im Tal. Bevorzugt abends genießen wir den Ausblick hier." Helga Herrmann: "Das Essen wechselt öfter als früher. Und alles ist frisch. Trotzdem ist es preiswert und die Atmosphäre ist toll." Hinter der Uni-Kneipe verbirgt sich ein besonderes Konzept: Bis mittags ist Selbstbedienung, abends Gastronomie á la carte mit Service.

Viele Studenten jobben dann als Kellner; es ist ein praktischer Arbeitsplatz direkt auf dem Campus. Auch abends gilt ein studentisches Preis-Leistungsverhältnis. Jeden Tag wechseln die Menüs, es gibt eine Tagessuppe und ein Dessert. Zudem gibt es einfache Gerichte wie Frikadellen mit Kartoffelsalat oder Salate. Zubereitet wird das Essen von Koch-Azubis, die hier ihre Lehre absolvieren. Die Kochausbildung gehört seit der Eröffnung der Kneipe im Wintersemester 1977 zum Konzept. Seit 1992 hat Thomas Weyland die Chefkochmütze auf. Der 52-Jährige betreut jedes Jahr bis zu zehn Lehrlinge. "Alle durchlaufen alle Stationen, arbeiten also auch in der Mensa oder der Cafeteria", erklärt Weyland. Im Kochalltag der Kneipe stehen dem Ausbildungsleiter drei Azubis zur Seite und jeder betreut ein Menü. "Service zählt dazu, Spültätigkeiten, und sie müssen auch mal an der Kasse aushelfen", beschreibt der Chefkoch das Pensum.

Nach drei Jahren absolvieren seine Schützlinge die Prüfung zum Koch bei der IHK. Vorher gibt es einen Wettkampf unter den Azubis der elf Studentenwerke. Dieser Probedurchgang unter Prüfungsbedingungen findet in Siegen statt. "Die kochen eine Woche lang und am Freitag gibt es ein Prüfungsmenü, zu dem Gäste eingeladen sind", sagt Weyland. In der Uni-Kneipe werden klassische und einfache Gerichte angeboten. "Jeden Tag frisch mit Produkten aus der Region", versichert der Ausbildungsleiter. Die Kneipe war ursprünglich als "Bierschwemme" geplant. "Jetzt wird hier vor allem gegessen. Kaffeespezialitäten wie Latte Macchiato und gab es früher nicht", sagt Weyland.

Der Genuss in gemütlicher Atmosphäre scheint in der Kneipe im Vordergrund zu stehen. An den Wänden hängen Bilder, die gekauft werden können. "Seit die Kunst- und Designstudenten nicht mehr am Haspel im Tal sind, sondern am Grifflenberg, stellen sie gern hier aus", sagt der Geschäftsführer des Hochschul-Sozialwerks, Fritz Berger. Die Ausstellungen wechseln alle drei Monate - eine Tradition, die im Dezember ihr 25-jähriges Bestehen feiert. Ein Pager brummt, das Signal für das Menü, das zum Abholen an der Durchreiche bereitsteht. Es ist Freitag, der Heilbutt mit Spinat wartet schon.

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