Wuppertal Bergische Uni ehrt Ernesto Cardenal

Wuppertal · Zu Wuppertal hat der nicaraguanische Dichter eine besondere Beziehung. Jetzt wurde er hier als Ehrendoktor gewürdigt. Er wurde mit stehenden Ovationen auf dem Campus empfangen. Der Geehrte zeigte sich tief bewegt.

 Der nicaraguanische Dichter Ernesto Cardenal erhielt die Ehrendoktorwürde der Bergischen Uni. Im Hintergrund: Übersetzer Lutz Kliche.

Der nicaraguanische Dichter Ernesto Cardenal erhielt die Ehrendoktorwürde der Bergischen Uni. Im Hintergrund: Übersetzer Lutz Kliche.

Foto: Anna Schwartz

Als Ernesto Cardenal einmal auf der Kölner Domplatte von einer jungen Frau erkannt wurde, war er zuerst überrascht. Dann war ihm klar: "Das habe ich Wuppertal zu verdanken." Ungefähr 50 Jahre ist es her, als er zum ersten Mal mit der Stadt konfrontiert wurde, und zwar durch Hermann Schulz: "Ich fand einen Zeitungsausriss über neu verfasste Psalmen von Cardenal", so Schulz. Er wurde neugierig. Der damalige Leiter des Wuppertaler Peter Hammer Verlags nahm die Spur des Dichters auf. Man lernte sich kennen, und Hammer wurde sein deutscher Verleger. Seitdem hält Cardenals Beziehung zur Metropole des Bergischen Lands an.

Nun, im Alter von 92 Jahren, wurde ihm hier eine große Auszeichnung zuteil: Die Fakultät der Geistes- und Kulturwissenschaften der Bergischen Universität Wuppertal (BUW) erkannte ihm für seinen Beitrag zur Weltliteratur und sein Engagement für den kulturellen Austausch zwischen Nicaragua und Deutschland die Ehrendoktorwürde zu.

Für Uni-Rektor Lambert T. Koch war der Festakt dazu "ein geschichtsträchtiger Moment". "Wir gehen sparsam mit solch einer Verleihung um." Die Fakultät habe zuvor nur drei vergeben. Für Oberbürgermeister Andreas Mucke (SPD) ist Ernesto Cardenal eine lebende Legende. Er erinnerte an seinen ersten Besuch in Deutschland im Jahr 1973 und die 30-jährige Städtepartnerschaft mit Matagalpa, die Hauptstadt des zweitgrößten Verwaltungsbezirks des mittelamerikanischen Staats.

Romanist und Komparatist Ottmar Ette reiste von der Universität Potsdam an und würdigte mit seiner Laudatio Cardenal als großen Lyriker, eine Stimme des Kontinents, die zutiefst menschlich ist und weltweit zum Tragen komme. Cardenal, der von Papst Johannes Paul II. wegen seiner politischen Tätigkeit in der sandinistischen Befreiungsfront FSLN vom Priesteramt suspendiert wurde, halte der politischen Macht den Spiegel vor. Er sei ein Einsamer, der Gemeinschaft stiftet. "Seine Lyrik ist für uns geschrieben, in der alles mit allem zu tun hat." Für den Dichter seien Revolution und Religion keine Gegensätze.

Cardenal zeigte sich sehr bewegt: "Gerade weil ich in Nicaragua durch die Diktatur verfolgt werde." Er sei sehr dankbar, dass seine Bücher von Wuppertal aus über die ganze Welt verbreitet werden. Mit stehenden Ovationen wurde Cardenal in einem der Hörsäle empfangen, die Verleihung der Ehrendoktorwürde geschah durch den Prodekan der Fakultät Matei Chihaia.

Das Grupo Sal Trio, mit dem Cardenal wie zur Zeit regelmäßig auf Lesereise unterwegs ist, lockerte den denkwürdigen Nachmittag musikalisch mit packenden lateinamerikanischen Beiträgen dem Anlass entsprechend angemessen auf.

(RP)
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