Wuppertal Andreas Mucke lädt die Bundeswehr aus

Wuppertal · Das hatte sich Hans-Hermann Lücke schon so schön ausgemalt. Vier Tage Militärmusik in Wuppertal, tolle Konzerte und mindestens ebenso tolle Einnahmen. Aber Oberbürgermeister Andreas Mucke (SPD) hat dem Barmer Bezirksbürgermeister (CDU) den Spaß verdorben. "Ehrlich gesagt schäme ich mich der Bundeswehr gegenüber schon ein bisschen", sagt Lücke. Was war geschehen?

Lücke holt das Blasorchester der Bundeswehr seit 35 Jahren regelmäßig in die Stadt. Über die Konzerte haben sich in der Vergangenheit Musikfreunde ebenso gefreut wie verschiedene Hilfseinrichtungen. Insgesamt brachten die Auftritte der Musiker in Uniform nach Angaben Lückes über die Jahrzehnte weit mehr als 100 000 Euro ein. Das viertägige Festival mit Blasorchester und der renommierten Big Band hätte diesen Betrag sicher noch deutlich erhöht. Das war der Plan. Aber umsetzen kann Lücke ihn nicht. Denn Andreas Mucke ist dazwischen gegangen.

Nach Rücksprache mit Stadtkämmerer Johannes Slawig (CDU) kam er zu dem Schluss, dass dieses Festival für Wuppertal zu teuer sei. Sicherheitsvorkehrungen, Hallenmieten, Verpflegung und die Unterbringung der Big Band für eine Nacht in einem Hotel hätten die Stadt nach Angaben Slawigs "etwa 10 000 Euro plus Sachleistungen" gekostet.

"Ich kann auf der einen Seite die freie Kulturszene nicht mit einer Erhöhung ihres Zuschusses um 20 000 Euro abspeisen und auf der anderen Seite Tausende von Euro für die Bundeswehr ausgeben", sagte Mucke. Also schritt er zur Tat.

Das Schreiben mit der Ausladung erreichte die Bundeswehr - und auch Lücke erfuhr davon, als er den Ablauf des Festivals mit den zuständigen Stellen dort besprechen wollte. "Das war mir sehr peinlich", sagt Lücke. Der Bezirksvorsteher versteht die Entscheidung Muckes nicht. "Ja, es stimmt. Das Festival hätte Geld gekostet. Aber ich bin sicher, dass der Verkauf der Eintrittskarten ein Vielfaches eingebracht hätte", sagt er. Lücke schwärmt immer noch von dem Plan, ein Blasquartett der Bundeswehr in der Gemarker Kirche auftreten zu lassen. "So ein Konzert am Ort der Barmer Erklärung, in unmittelbarer Nachbarschaft zur Synagoge, das hätte weit über Wuppertal hinaus gewirkt."

Hätte. Das Konzert findet nicht statt, und auch die anderen Auftritte der Bundeswehrmusiker sind wie das gesamte Festival vom Oberbürgermeister gestrichen worden. Ob es in Zukunft nun noch einmal gelingt, ein Orchester des Verteidigungsministeriums für einen Wohltätigkeitsauftritt nach Wuppertal zu holen, ist ungewiss.

"Ich habe mich seit Jahren um das Festival bemüht. Mit dem ehemaligen Oberbürgermeister Peter Jung haben auch schon Vorgespräche stattgefunden", sagt Lücke.

Er kenne die Beweggründe von Andreas Mucke nicht und wolle darüber auch darüber keinesfalls spekulieren. "Aber ich hätte es gut gefunden, wenn mich der neue Oberbürgermeister wenigstens informiert hätte."

(RP)
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