Wülfrath Endgültiges Aus für Herminghaus
Wülfrath · Die Löschung der gemeinnützigen GmbH wird bei einer Gesellschafterversammlung vertraglich beschlossen.
Wo besser könnte diese Ära beendet werden, als im Herminghaus-Saal im Niederbergischen Museum? Zwischen den privaten Nachlässen, die die Familie einst dem Museum zur Verfügung gestellt hatte - vom Flügel über Marmortisch bis zum Plüschsessel -, fanden sich auserlesene Gäste aus Stadt und Kirche ein (darunter auch der Ex-Bürgermeister Alois Huning), Gesellschafter und ehemalige Ärzte, um in einem kleinen Festakt noch einmal das Leben des Friedrich Wilhelm Herminghaus und die Entwicklung rund um das kleine Wülfrather Krankenhaus zu würdigen.
Zu Beginn seiner Rede räumt Manfred Hoffmann, Sprecher der Herminghaus GmbH, zuerst einmal mit dem weit verbreiteten Irrtum auf, das Krankenhaus sei rechtlich als Stiftung geführt worden. „Das Haus befand sich in Trägerschaft einer gemeinnützigen GmbH, die der Stadt und der evangelischen Kirche gehört. Weil es in der über 100-jährigen Geschichte des Hauses viele Auf und Abs gab und schließlich verschiedene Nutzungsmöglichkeiten gescheitert waren, blieb letztlich nur Liquidation.“
Und das bedeutet: Beide Gesellschafter teilen sich das verbliebene Geld, insgesamt rund 1,2 Millionen Euro - rund 720.000 Euro aus dem Stammkapital und 470.000 Euro aus Gewinnen, die durch den Verkauf von Grundstücken erwirtschaftet werden konnten. Das hört sich viel an, ist aber in Anbetracht dessen, dass sowohl Stadt als auch Kirche bereits einmal mit einer Finanzspritze von je über 1,5 Millionen DM das Krankenhaus vor dem wirtschaftlichen Aus gerettet hatten.
Am 1.Juli 1885 hatte Paul Friedrich Herminghaus seine Stiftung gegründet. Der aus Wülfrath stammende erfolgreiche Textilfabrikant wollte damit der Öffentlichkeit Gutes tun, zum anderen wurde ihm deshalb der Titel Kommerzienrat verliehen, eine hohe Ehrung für Personen aus der Wirtschaft, die in erheblichem Maße Stiftungen für das Gemeinwohl leisteten.
So konnten in Wülfrath ein Krankenhaus und ein Altenheim entstehen, wobei das Altenheim im Laufe der Zeit den Standort wechselte, von der Stade übernommen wurde und heute unter dem Namen „August von der Twer“ von der Bergischen Diakonie Aprath betrieben wird.
Vorerst genoss das Krankenhaus, das mit zwei Belegärzten, zwei Krankenschwestern und einer weiteren Diakonieschwester startete, hohe Anerkennung und einen fachlich hervorragenden Ruf, vor allem im Bereich der Endoskopie. Einer, der entschieden dazu beigetragen hatte, war der ehemalige Chefarzt Dr. Ulrich Mairose, der bei dem kleinen Festakt einige Anekdötchen vortrug, er erzählte von insgesamt drei kleinen Bränden, von einer Evakuierung wegen Bombendrohung und einem Heizungsausfall.
Letztlich scheiterte das Krankenhaus an Budgetierung, Fallpauschalen und Kostendruck, auch eine Übernahme durch die Wuppertaler Kliniken St. Antonius konnten den Untergang nicht verhindern. 2007 wurde der Krankenhausbetrieb schließlich komplett eingestellt, 2014 hatte die freie Schule Wülfrath das Gebäude gekauft.
Am Ende des Festaktes äußerte sich Stadtkämmerer Rainer Ritsche darüber, wie der Ertrag aus der Liquidation genutzt werden soll. „Wir denken offen über eine Bürgerstiftung nach, damit das Geld in seinem ursprünglichen Sinne, nämlich der Wohltätigkeit der Gemeinheit, erhalten bleibt.“