Wülfrath „Das Zeichnen hilft beim Jungbleiben“

Wülfrath · Die Kreativität und Technik der Wülfrather Künstler fördern – das will das Kunstkolleg International. Der Verein kämpft wie so viele mit sinkenden Mitgliederzahlen, hält aber an Traditionen wie dem Zeichentreffen fest.

 Gundula Schaefer, 1. Vorsitzende vom Kunstkolleg International

Gundula Schaefer, 1. Vorsitzende vom Kunstkolleg International

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

In den Sommerferien hat Gudula Schaefer ein bisschen mehr Zeit. Dann ruhen die Zeichentreffen des Kunstkollegs International, die sonst jeden Donnerstag im Gymnasium stattfinden. Kunstbegeisterte aus Wülfrath und Umgebung treffen sich dort, um gemeinsam Portraits zu zeichnen. Seit 43 Jahren fördert das Kunstkolleg so die Hobbykünstler in der Stadt.

Mehr als die Hälfte dieser Zeit, nämlich mittlerweile 25 Jahre, ist Schaefer die erste Vorsitzende des Kunstkollegs. Den Posten hatte ihr Anjo Jacobs angeboten, der den Verein gegründet hatte. Jacobs, der die künstlerische Entwicklung seiner Stadt über ein halbes Jahrhundert lang mitprägte und dafür im Jahr 1988 den Ehrenring der Stadt erhielt. Er verstarb im Dezember 2008. „Anjo Jacobs hat uns viele Chancen vermittelt“, erinnert sich Schaefer. „Er hat Kunstkurse an der VHS gegeben, die er mit aufgebaut hat, und uns Ausstellungsmöglichkeiten verschafft.“

Den Posten der Vorsitzenden habe er ihr angeboten, weil sie einen professionellen Hintergrund mitbrachte: Die heute 82-Jährige ist gelernte Grafikdesignerin und studierte an der Folkwang-Universität in Essen. Die Kunst, so sagt sie, sei ein wichtiger Inhalt ihres Lebens – und das auch immer gewesen. „Ich zeichne hauptsächlich Portraits. Früher habe ich auch Aktzeichnungen gemacht“, erzählt Schaefer. Das Konzept für die Zeichentreffen des Kunstkollegs hat sie aus ihrer Folkwang-Zeit übernommen. „Ein Treffen geht zwei Stunden lang. Dabei sitzt das Modell immer 20 Minuten und kann dann fünf Minuten Pause machen.“ Die Teilnehmer zeichnen dann, was und wie sie sehen. Viele nutzen den einfachen Bleistift dafür, aber auch Aquarellportraits sind beliebt. „Das Zeichnen hilft beim Jungbleiben“, sagt sie. „Man muss ja wiedergeben, was man sieht, und dafür das Bild vorher im Gehirn speichern.“ Vom Alter hält die Künstlerin ohnehin nicht so viel: „Das ist ja eine rein äußere Sache. Wie flexibel ich im Kopf bin, hängt nicht unbedingt mit dem Alter zusammen.“

Trotzdem – das „äußere Alter“ macht sich auch bei den Mitgliedern des Kunstkollegs bemerkbar. Es ist das typische „Vereins-Problem“: Der Altersdurchschnitt ist sehr hoch. Mitglieder versterben oder sind gesundheitlich nicht mehr in der Lage, zu Treffen zu kommen, und junge Mitglieder kommen kaum nach. „Es kommen schon immer wieder noch Neue dazu. Oft lernen wir Künstler bei Ausstellungen kennen, denn zu solchen Veranstaltungen kommen meist Menschen, die selber malen. Aber insgesamt werden wir doch immer weniger“, erzählt Schaefer. Bei ihrer Arbeit wird sie vom zweiten Vorsitzenden Michael Kostelecky und dem Geschäftsführer Peter Knütter unterstützt. Von einst 70 Mitgliedern sind noch 27 übrig, bei den Zeichentreffen sind es teils aber nur sechs Teilnehmer. Die sinkenden Mitgliederzahlen schaden der Vereinskasse, aber Schaefer bleibt vorsichtig optimistisch: „So lange wir noch Geld haben, um unsere Modelle zu bezahlen, machen wir weiter.“ Durch die Treffen, sagt Schaefer, lerne sie immer wieder „nette junge Wülfrather“ kennen. Manchmal stellten sich gleich mehrere Mitglieder einer Familie als Modelle zur Verfügung.

Nicht nur an den Zeichentreffen hält das Kunstkolleg fest, sondern auch an der Jahresausstellung. Die findet dieses Jahr voraussichtlich in der zweiten Dezemberwoche statt. „Da bekommen wir auch immer viel Zuspruch. Es ist schön, zu merken, dass unsere Arbeit hier auch nach 40 Jahren noch wertgeschätzt wird.“

(rab)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort