Wülfrath Teilnehmer erleben Kalkwerk am späten Abend

Wülfrath · Beim Aktionstag „Lange Nacht der Industrie“ hat sich Lhoist mit zwei Führungen durch die Steinbrüche beteiligt.

 Ein Schwertlasttransporter lädt am Trommelbrecher Kalkstein ab.

Ein Schwertlasttransporter lädt am Trommelbrecher Kalkstein ab.

Foto: Susann Krüll

Eine außergewöhnliche Abendtour haben am Donnerstag rund 40 Interessierte im Rahmen der Industriekultur-Nacht bei dereiner Führung durch den Steinbruch Flandersbusch der Lhoist Germany Rheinkalk erlebt.

Am Tor 1 wartete um 20 Uhr ein Bus auf die Teilnehmer, die von Christian Zoeller, Leiter Politik- und Bürgerdialog, mit Getränken und Snacks begrüßt wurden. „Heute Nachmittag bei der ersten Führung im Hellen haben die Besucher natürlich einen ganz anderen Einblick erhalten können. Aber glauben Sie mir, im Dunklen in den Steinbruch einzufahren hat auch seinen Reiz“, versprach er, bevor er das Mikrofon an Tourguide Bernd Becks übergab.

Der Senior leitete die Führung auf informativ-charmante Art und Weise. Becks hat 50 Jahre in den Kalkwerken gearbeitet, war zuletzt Schichtleiter und damit ein ausgewiesener Experte für alle Vorgänge im Steinbruch. Während der Bus seinen ersten Stopp an der großen Doppelbrecheranlage einlegte, leuchteten aus der Dunkelheit zwei große Scheinwerfer auf: „Das ist einer von unseren insgesamt zwölf Schwerlastwagen, die ihre Lasten hier abladen. Sie verfügen über 900 Pferdestärken und können bis zu 100 Tonnen laden“, erklärte Becks. „Die gebrochenen Steine werden in dem Stahlkonus, in dem ein Kegel hängt, auf die Größe einer Männerfaust gebrochen und dann über ein Förderband transportiert“, erläuterte der Guide das weitere Vorgehen.

Im Steinbruch werde in zwei Schichten gearbeitet und zumeist in der Frühstückspause gegen 11 Uhr gesprengt. Das hat den Grund, dass es die Anwohner in der Umgebung möglichst wenig stören soll. Gesprengt werde an fünf Tagen in der Woche. „Am Samstag arbeiten wir nur in Ausnahmefällen, wenn wir einen wichtigen Auftrag zeitnah erfüllen müssen“, ließ Becks die Interessierten bei der „Langen Nacht der Industrie“ wissen.

Die Teilnehmer erfuhren auf der Tour auch, dass das Lhoist-Werk hauptsächlich für die Stahlindustrie produziere, weitere Kunden kämen aus der Chemie, der Umwelttechnik und dem Baugewerbe. „Wir hatten schon einmal eine Anfrage der Dombau-Meister aus Köln, die für Restaurationsarbeiten die Zusammensetzung des Originalputzes verwenden wollten. Sie haben uns gesagt, wie die genaue Zusammensetzung und der Feinheitsrgrad sein müssen. Dann haben sie Sack für Sack den Kalk bei uns abgeholt und sich ihren Putz selbst angemischt“, erzählt Becks. Danach erläutert er die Funktion der riesigen Trommelöfen, in denen der Kalk bei einer Temperatur von 1300 Grad Celsius innerhalb von 33 bis 36 Stunden zu Brandkalk verarbeitet wird. Dieser wird dann in Lkw oder auch Bahn-Wagons verladen. „Mit einer Produktion von 8000 Tonnen ist Lhoist nach wie vor in diesem Bereich weltweit führend“, betont Becks schließlich.

Mit dieser Information und einem Stopp am alten „Prangenhaus“, dem Brecher der zur Zeit abgerissen wird, weil unter dem Boden hier weiterer Kalk auf den Abbau wartet, endete die Tour. „Sie waren eine Gruppe, die viel spannende Fragen gestellt hat. Machen Sie weiter so“, entlässt Bernd Becks in seiner charmanten Art die Teilnehmer nach gut anderthalb Stunden mit jeder Menge neuem Wissen über diesen Zweig der Industrie am Werktor.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort