Wülfrath Die Tafel hat nun einen Lieferdienst

Wülfrath · Dienstags und donnerstags werden die Haushalte der Kunden direkt angefahren.

 Obst und Gemüse in einem Einkaufskorb.

Obst und Gemüse in einem Einkaufskorb.

Foto: dpa/Christian Charisius

Auch die Tafel Niederberg hat inzwischen ihre Ausgabestellen geschlossen, aber nicht wegen Mangel an Lebensmitteln, sondern wegen der Kontaktbeschränkungen. „Zuerst haben wir an den Ausgabestellen immer weniger Gäste gleichzeitig in die Räume gelassen“, erzählt Renate Zanjani, die die bei der Bergischen Diakonie beheimatete Tafel leitet und sie vor 17 Jahren ins Leben gerufen hat.

„Am 16. März haben wir dann beschlossen, den öffentlichen Betrieb zu schließen. Wir haben uns aber gedacht, dass unsere Gäste nicht über einen längeren Zeitraum auf uns verzichten können.“ Über eine Notfallnummer war die Leitung der Tafel trotzdem zu erreichen.

„Wir haben dann aber festgestellt, dass immer mehr Menschen in Kurzarbeit sind oder Angst haben, ihren Job zu verlieren und sich bei uns melden. Wir fahren deshalb jetzt dienstags und donnerstags die Haushalte direkt an“, erklärt Zanjani. „Natürlich mussten wir uns überlegen, wie wir das jetzt stemmen.“

Die hauptsächlich älteren ehrenamtlichen Helfer mussten als Risikogruppe zuhause bleiben – dafür helfen jetzt rund 20 Studenten. Nach wie vor werden an den beiden Tagen vormittags Supermärkte und Discounter angefahren, dann werden Tüten gepackt. „Wir waren vorher acht Fahrer, jetzt sind wir fünf, dazu kommen meine Kollegin Tanja Högström und ich.“ Für den nächsten Auslieferungstag lägen schon 42 Anfragen vor, darunter vier neue Kunden. Rund 100 Haushalte in einer Woche könnten es also werden, Steigerungen sind für das Team aber ebenfalls kein Problem: Dann packen wir die Tüten anders und holen mehr ab.“

Eingepackt werden zurzeit Lebensmittel, die sich ein bis zwei Wochen halten, wie Kartoffeln, Möhren oder Paprika. Kekse oder Kochbeutel-Reis gibt es genauso. Auch zugekauft wird zurzeit. Beim Fußballer-Spenden-Projekt „We kick Corona“ hatte Zanjani Geld beantragt. „Anfang der Woche habe ich die Zusage für 5000 Euro bekommen, da habe ich erstmal Konserven, Suppe und Mehl gekauft“, freut sie sich. „Wir sind total begeistert von der Hilfsbereitschaft der Menschen. Der Lionsclub unterstützt uns, Dag Rogge von Landrover stellt zwei Fahrzeuge mit Fahrer zur Verfügung, eine Dame hat mit Mundschutz nähen angefangen.“

Die Phase ist für alle natürlich eine große Herausforderung. „Täglich muss man alles neu justieren, viel organisieren, aber es lohnt sich“, meint Renate Zanjani. Mit den studentischen Helfern ist sie sehr zufrieden: „Sie lernen sehr schnell und machen das richtig gut. Sie haben auch noch keine festgefahrenen Strukturen im Kopf und bringen eigene Ideen ein.“

Das neue System könne man über eine längere Zeit beibehalten – und durchaus noch mehr Haushalte beliefern.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort