Nicht planlos hamstern, sondern sinnstiftend bevorraten Benjamin Hann rüstet für Notfall

Wülfrath · Wasser, Knäckebrot und vor allem Ruhe bewahren heißt es in Krisensituationen.

 Benjamin Hann ist Sicherheitsingenieur und im Katastrophenschutz geschult.

Benjamin Hann ist Sicherheitsingenieur und im Katastrophenschutz geschult.

Foto: Janicki, Dietrich (jd-)/Dietrich Janicki

Grundsätzlich sind Panik oder Hysterie aus seiner Sicht die schlechtesten Reaktionen, die es in Krisen gibt. „Ruhig und gefasst zu bleiben sind beste Voraussetzungen, alarmierende Situationen gut zu bestehen“, erklärt Benjamin Hann. Der 36-Jährige muss es wissen, er ist studierter Sicherheitsingenieur. Neben Aspekten zu Arbeits-, Brand- und Umweltschutz widmete er sich in seiner Abschlussarbeit der Selbsthilfefähigkeit der Bevölkerung.

Seine Empfehlung rund um das Coronavirus lautet deshalb, „sich von der Panik bloß nicht anstecken zu lassen“. Wie Getrieben planlos in Supermärkte und Drogerien zu stürzen, sei „nicht sinnstiftend“, eine Bevorratung sollte immer nach Konzept erfolgen. „Grundsätzlich ist dabei wichtig die Frage zu beantworten, welche Grundbedürfnisse ich habe“, und diesen Bedürfnissen entsprechend Vorräte anzulegen. „Eine solche Bevorratung sollte übrigens immer erfolgen“, sagt er als Gegenpol zur „Vollkasko-Mentalität“, nach der die meisten nach dem Motto „wenn was passiert, werden die Behörden das schon regeln“, leben. Gespeist werde diese Haltung auch dadurch, dass Brände in Australien, großflächige Überflutungen im Osten der USA und selbst ein Hochwasser in Südbrandenburg – und diese Art der Katastrophen ereignen sich inzwischen regelmäßig – für Nordrhein-Westfalen weit weg sind.

„Die Motivation, sich mit solchen Szenarien zu befassen, ist bei den meisten Menschen bislang eher gering“, weiß er. Benjamin Hann ist kein Missionar, würde aber gerne die Bürger sensibilisieren. „Es geht darum, die Fähigkeit des Einzelnen, sich und seine Umwelt zu retten, zu stärken.“ Und das gelte generell, nicht in Phasen von Schweinegrippe, Sars- oder Coronavirus. Ein „bisschen vorbereitet zu sein“, also zum Beispiel Erste Hilfe leisten zu können, zähle dazu. Die Phase, in der jemand verunfallt und noch nicht professionell betreut wird, heißt in der Wissenschaft therapiefreier Intervall. „Den versiert zu überbrücken, kann Leben retten.“ Aber auch achtsam bei Wettervorhersagen zu sein, bewährt sich. „Kyrill“ und „Ela“ zogen ja nicht bloß signifikante Schneisen in die Wälder, es gab auch Tote. „Es lohnt sich, Prognosen für Sturm ernst zu nehmen.“ Und entsprechend rechtzeitig sein Gartenmobiliar zu sichern und nicht gerade zu einem stundenlangen Waldspaziergang aufzubrechen.

„Nur ungern setzt man sich mit solchen Sachen auseinander“, Lebensmittelbevorratung ist ein Beispiel. „Da sind noch am leichtesten Senioren zugänglich“, die haben bereits Erfahrungen mit Not in Kriegszeiten gemacht. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) rät seit mehreren Jahren, Lebensmittel für den Notfall bereitzuhalten. Diese Mahnung wiederholte das BBK jetzt. Dezidiert wird in einem Ratgeber des Bundesamtes erklärt, welche Gemüse und Hülsenfrüchte, Obst und Nüsse im Sinne eines effektiven Selbstschutzes im Haus sein sollten.

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