Das Ende einer Ära Peter Schiestel hört als Behindertenberater auf

Wülfrath · Kommenden Mittwoch ist seine letzte Sprechstunde. Dann gibt der Ehrenamtler die Einzelberatungen ab, „das schaffe ich nicht mehr“.

 Seine letzte Beratungsstunde für Schwerbehinderte gibt Peter Schiestel kommenden Mittwoch.

Seine letzte Beratungsstunde für Schwerbehinderte gibt Peter Schiestel kommenden Mittwoch.

Foto: Janicki, Dietrich (jd-)/Dietrich Janicki

Eine Riesenüberraschung bereitet Peter Schiestel. Kommenden Mittwoch wird der inzwischen 68-Jährige zum letzten Mal seine Schwerbehindertenberatung anbieten. Nach vielen Jahren in dieser ehrenamtlich ausgeführten Aufgabe ist „jetzt Schluss. Das wird einfach zu viel. Da muss ich leider passen“, erklärt der Wülfrather.

Seine Hilfestellungen waren Gold wert, seine Beratungen, zuletzt in den DRK-Räumen offeriert, damit Ehefrau Bärbel ihn bei den Tätigkeiten unterstützen konnte, eine reine Erfolgsgeschichte: In unzähligen Beratungsterminen gab es viele Ratsuchende, für die Anträge gestellt und weiter geleitet wurden, 64 Widersprüche gegen amtliche Schreiben wurden aufgesetzt und insgesamt 17 Klagen angestrengt.

„Und alle haben wir gewonnen“, wie sich der Vorruheständler, der 2013 den Dienst bei der Stadt Wülfrath quittierte, nicht ohne Stolz erinnert. „Denn auch als Nicht-Jurist kann jeder in erster Instanz klagen.“ Wie es ging, wusste Schiestel: exakt, er war vom Fach, weil selbst Schwerbehindert. Mit 17 Jahren hat er überaus ambitioniert in der höchsten Amateurklasse Fußball gespielt – dann machten sechs Operationen am rechten und vier Operationen am linken Knie sämtliche Karriereträume zunichte. Peter Schiestel wurde Beamter, war im Wohnungsamt, im Einwohnermeldeamt sowie im Steueramt der Stadt tätig. Und vor allem war der inzwischen 68-Jährige als Vertrauensmann der Schwerbehinderten aktiv. Mit dem Vorruhestand 2013 hatte er dann „die Idee, mich um die Belange anderer Schwerbehinderter zu kümmern“.

Anfangs wusste er nicht, ob jemand seine Beratungen bräuchte. „Aber die Resonanz war überwältigend“, denn er führte nicht „bloß Anträge aus, sondern betreute komplett. Das sind ja immer Einzelfallentscheidungen, die sich nie pauschal über einen Kamm scheren lassen.“ Seine Kompetenz und sein Engagement für andere sprachen sich schnell herum. Nicht nur lokal für Wülfrath, seit zehn Jahren ist er auch Schwerbehindertenbeauftragter des Landes NRW. 2016 wurde ihm außerdem ein „Helfendes Herz“ als Auszeichnung verliehen.

In seine Beratungsstunden kamen Leute nicht nur aus Wülfrath, sondern auch Mettmann, Velbert, Heiligenhaus und Düsseldorf. „Natürlich liegt der immer höher gewordene Zulauf auch am demografischen Wandel“, weiß er. Die Menschen sind in die Jahre gekommen und mit ihnen ihre Körper. „Was mich in all den Jahren immer geärgert hat, war, wenn auf Ämtern Entscheidungen nach Aktenlage und nicht nach einem Gespräch getroffen wurden“, empört sich der Mann, der dem Fußball als erklärter Boroussia Dortmund-Fan treu ist. Ganz aufgeben wird er seine Beratungstätigkeit nicht. „jeden Samstag bin ich auch bei der Wülfrather Gruppe“, von 10 bis 12 Uhr steht er dann anderen zur Verfügung. „aber eben nicht mehr in diesem Ausmaß wie bislang.“ Anstelle dessen will er „auch mal wieder Zeit“ mit Ehefrau Bärbel nutzen, beispielsweise für Reisen an die Nordsee.

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