Wülfrath Sanierung der Stadtkirche dauert länger als geplant

Wülfrath · Statt Anfang Oktober soll das frisch restaurierte Gotteshaus erst Ende Oktober eröffnet werden. Die Sanierungsarbeiten weiten sich aus - und zugleich vergrößern sich auch die Kosten. Die Gemeinde ist auf Spenden dringend angewiesen.

 Blick in den Innenraum der Kirche.

Blick in den Innenraum der Kirche.

Foto: Achim Blazy

„Anhand unserer Stadtkirche kann man ein Geologie-Studium absolvieren“, sagte Architekt Rainer Gebauer jetzt beim Stammtisch der Senioren-Union Wülfrath. Es sind zwar nur acht interessierte Bürger gekommen, um Neuigkeiten über die laufende Restaurierung zu erfahren, doch Gebauer holt aus, als sei die Gaststätte bis auf den letzten Platz gefüllt: „In einem Gebäude, an dem in einem Zeitraum von 900 Jahren gebaut und restauriert wird, findet man anhand der Gesteine auch 900 Mal etwas Neues“, kommentiert er jüngst eingetretene Verzögerungen an der Baustelle. „Je genauer wir hinsehen, umso mehr Aufgaben kommen uns auf zu.“

Und viele von ihnen seien innerhalb der aktuellen Bauphase zeitlich unlösbar. Ob innen oder draußen ̶ sage und schreibe 24 verschiedene Handwerksbetriebe sind inzwischen an der Sanierung beteiligt. Immer komplexere Aufgaben erfordern hochspezifisches Fachwissen.

So berichtete Rainer Gebauer beispielhaft von einem talentierten Steinmetz, der jeden Werktag aus dem rheinland-pfälzischem Schmalenberg nach Wülfrath und wieder zurück pendelt. Pfarrer Thomas Rehrmann zeigte sich trotz der Verzögerungen erleichtert: „Ansonsten sind gut dabei. Das Dach ist gedeckt und nun steht als nächstes die Sanierung der Kirchenfenster bevor.“

An jedem Fenster, die dem reformatorischen Grundgedanken entsprechend sehr schlicht gehalten sind, müssen die Maßwerke erneuert werden. Wegen den stark verwitterten Gesteinen müsse erheblich mehr Bausubstanz ausgetauscht werden, als ursprünglich geplant war. Bei dem ersten Kirchenfenster sei die Restauration des Maßwerkes bereits vollbracht. „Der Prozess ist aufwendig“, führte Rehrmann weiter aus, „denn für jedes Maßwerk muss der Glaser jedes Glassegment aus dem Kirchenfenster herauslösen und nach der Restauration wieder hineinsetzen.“

Bei dem Bau des kleinen Toilettenraumes, der in der südwestlichen Ecke der Stadtkirche für Komfort sorgen soll, laufe dagegen alles nach Zeitplan, berichtet der Pfarrer erfreut. Auch wurden zahlreiche Stromleitungen im ganzen Gebäude verlegt. Eine Besucherin des Stammtisches wollte es jedoch genau wissen: „Verzögerungen bedeuteten sicherlich auch höhere Summen, oder?“

Das sei vollkommen richtig, gibt Pfarrer Rehrmann zu. 600.000 Euro ist die Summe, auf die sich die Restauration aktuell beläuft. „Darum sind Spenden aus der Bevölkerung weiterhin ein wichtiges Finanzierungsmodell“, erklärt Rehrmann. Die Spendenbereitschaft sei sehr hoch gewesen, dennoch müssen die Wülfrather weiterhin ins Boot geholt werden. Die eigentlich geplante Wiedereröffnung am 7. Oktober werde man nicht einhalten können. „Stattdessen streben wir an, am Reformationstag, also den 31. Oktober, die Stadtkirche in ihrer neuen Pracht zu eröffnen“, hofft Pfarrer Rehrmann.

(aca)
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