Werkschließing in Wülfrath 180 Beschäftigte in Transfergesellschaft

Wülfrath · Knorr-Bremse schließt Standort Wülfrath. Zum 1. Januar 2020 geht Mehrheit der Mitarbeiter für ein Jahr zu „Weitblick“.

Die Demos waren vergeblich. Knorr Bremse schließt das Werk Wülfrath. Das Gros der Beschäftigten geht in die Transfergesellschaft „Weitblick“.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Geschäftsführung und Arbeitnehmervertreter der Knorr-Bremse Steering Systems haben zur geplanten Schließung des Standortes Wülfrath eine Einigung erzielt. Zum 1. Januar 2020 wird für die ausscheidenden Mitarbeiter eine Transfergesellschaft gegründet. Diese Transfergesellschaft soll den etwa 180 betroffenen Mitarbeitern den Übergang in neue Beschäftigungsverhältnisse erleichtern. Das in den vergangenen Jahren in Wülfrath aufgebaute Know-how insbesondere im Entwicklungs- und Projektmanagement für Nutzfahrzeuglenkungen wird in einem Engineering Center, Standort Düsseldorf, mit etwa 50 Ingenieuren fortgeführt. „Wir haben hart miteinander gerungen und das Bestmögliche für unsere Kollegen erstritten. Es bleibt aber ein harter Schnitt, wenn Arbeitsplätze verloren gehen“, schätzt Betriebsratsvorsitzender Ahmet Yildiz die Situation ein.

Und die ist alles andere als rosig, auch wenn in offiziellen Verlautbarungen alles so einfach klingt. „Die Einrichtung einer Transfergesellschaft ist positiv, aber kein Grund zum Jubel“, weiß Hakan Civelek. Er ist Geschäftsführer der IG Metall Velbert, ist damit für die Kollegen in Wülfrath zuständig und hat den Abschluss des Interessenausgleichs und Sozialplans mit verhandelt.

„Seinen Job zu verlieren, ist für viele existentiell“, führt er aus, warum sich „die Freude über die Möglichkeit in eine Transfergesellschaft zu wechseln in Grenzen hält“. Schließlich geht am Standort Wülfrath ein Unternehmen verloren, das dort bereits seit 1954 ansässig war. Fast alle der Mitarbeiter haben den Kontrakt mit der Transfergesellschaft unterzeichnet. Überwiegend handelt es sich bei der Ex-Belegschaft von Knorr-Bremse um Facharbeiter wie Maschineneinrichter oder Industriekaufleute, also „sehr qualifizierte Mitarbeiter“. Sie waren durchschnittlich seit 25 Jahren im Betrieb, der einstmals „Ford“ hieß, später Visteon, dann zu TeDrive wechselte und zuletzt von Knorr-Bremse übernommen wurde. „Diese Kollegen haben teilweise vor 30 Jahren zuletzt eine Bewerbung geschrieben“, hier Wissen aufzupeppen, ist eine der Aufgaben der Transfergesellschaft namens „Weitblick. Coaching und Bewerbungstraining sind ein Aspekt, „jedem Einzelnen soll geholfen werden“, führt Hakan Civelek die Strategie, neue Beschäftigungsverhältnisse zu finden, aus. Zum Maßnahmenkatalog zählen auch Schulungen und Fortbildungen.

Ein Jahr lang wird sich die Transfergesellschaft kümmern. Gemäß einer Statistik der Agentur für Arbeit soll die Vermittlungsquote in den ersten Arbeitsmarkt positiv sein, zitiert der IG Metall-Mann. Konkrete Zahlen jenseits der Formulierung „relativ hoch“ aber liegen nicht vor. Was das jedoch in der Realität für die Beschäftigten von Knorr-Bremse bedeutet, bleibt abzuwarten. 12 Monate lang beziehen die Beschäftigten in der Transfergesellschaft 80 Prozent ihres vormaligen Entgelds, wer anschließend keine neue Arbeit gefunden hat, hat Anspruch auf Arbeitslosengeld. Andere Kollegen in hohem Alter überbrücken so Zeit bis zur Verrentung. Sogenannte Sprinter-Prämien werden für diejenigen ausgelobt, die rasch zurück in Lohn und Brot kommen.

Für das Unternehmen mag die Standortschließung strategisch richtig gewesen sein, für die Mitarbeiter ist sie eine „Katastrophe“, wie Wolfgang Preuß, Ortsvorsitzender der SPD, sagt. Das wesentliche Aufträge am Standort wegfallen würden, stand bereits bei der Übernahme fest ergänzt Hakan Civelek. Anstelle, wie ursprünglich formuliert, in Wülfrath weiter zu wachsen und sich im Lenkungsgeschäft zu etablieren, würde nun das Know how abgeschöpft und an einen anderen Standort verlagert. Die Stadt verliert damit außerdem einen weiteren Gewerbesteuerzahler.