Musikgenuss in Wülfrath Julia Jech spielt erste Tango-CD ein

Wülfrath · In der Nähe von Madrid nahm die Dozentin für Violine mit Bandoneonspieler Fabián Carbone den Tonträger auf.

 Geigerin Julia Jech hat ihren ersten Tonträger mit Tangomusik eingespielt.

Geigerin Julia Jech hat ihren ersten Tonträger mit Tangomusik eingespielt.

Foto: Lars Mader

Über zwei Jahrzehnte schon entfacht Geigerin Julia Jech spielerisch die Flamme des Tango Argentino. Jetzt bekam sie Paketpost, in der sich frisch gepresste Tonträger fanden, die ihre Streichkunst vielfach in die Welt tragen sollen. Denn beim Inhalt des Päckchens handelt es sich um Exemplare ihres Debütalbums „Años de Solidad“. Zusammen mit ihrem langjährigen Bühnenpartner, dem in Buenos Aires geborenen Bandoneonspieler Fabián Carbone, wurde die Platte eingespielt.

Ihre Fans hatten per Schwarmfinanzierung stattliche 7600 Euro für die Produktion aufgebracht. Zur finalen Klausur zogen sich die Musiker in ein winziges Tonstudio mit Namen „Piccolo“ zurück. Es liegt in der Nähe Madrids und damit bei Carbones Wohnort am Fuße der Guadarrama-Berge. Was sich nach einem idyllischen Szenario anhört, entpuppte sich in der Produktion als Aufenthalt zum tagelangen Tüfteln im schalldichten Studio-Souterrain – mit Blick aus einer schmalen Lichtluke auf den Bürgersteig.

Projektsprache war selbstredend Spanisch, und Julia Jech erinnert sich schwärmerisch an die Arbeitsatmosphäre: „Die Spanier haben ihre Rhythmen und die sind herrlich. Wir haben immer eine sehr ausgedehnte Mittagspause gemacht.“ In der besonderen Intensität dieses konzentrierten Einspielprozesses zeigten die beiden Tangoisten, die gemeinsam schon auf mehreren Kontinenten aufgetreten sind, bislang unentdeckte Eigenschaften.

Für Julia Jech, die vor Auftritten stets die völlige Entspanntheit und das fehlende Lampenfieber ihres Mitmusikers bestaunt hatte, war Carbones Studiomodus spannend zu erleben: „Bei den Aufnahmen war er komplett fokussiert, super organisiert und ultra-pünktlich. Insofern habe ich Fabián nochmal neu kennengelernt.“

In der Tangogemeinschaft ist es gerade bei einem Erstlingswerk üblich, sich mit den Standards großer Komponisten auseinander zu setzen. Das Duo musste die Entscheidung treffen, ob die gewohnten Bühnenarrangements eingefangen oder lieber die vollen Klangoptionen des Studios gezogen werden sollten. Mit der Sängerin Mariel Martinez und dem Gitarristen Ramón Maschio wurden dann Gäste eingeladen, die Glanzpunkte setzten. Überraschend ließen sich gerade jene komplexen Lieder, die in diesem Ensemble eingespielt wurden, wie aus einem Guss in wenigen Versuchen einfangen. Schwieriger gestalteten sich die Duette als Zwiesprachen zwischen Jech und Carbone. Diese Aufnahmen habe sie extrem oft prüfend nachgehört. Der Kontrast mit der anderen Musik stellt deutlich den ureigenen Charakter ihres neu geschaffenen Werkes heraus, den Fans als „von Melancholie getragenen großen Wurf“ beschreiben. „Ja, es ist eine eigene Sprache“, erklärt die Musikerin das Opus, das „mächtig viel Energie“ gebraucht hat. Mit dem neuen Repertoire soll es auf Tour gehen, außerdem ist die Musikerin in der Musikschule Meerbusch aktiv.

Kraft für all diese Aufgaben schöpft sie seit ihrer Jugend auf Spaziergängen über die Riffkalkhügel rund ums Dorf Düssel. In Gedanken versunken, traf sie dort einmal auf eine Dame, die ihr zurief: „Ah, noch eine, die die Elfen sieht!“

Elfen hatte Jech zwar nicht gesehen, aber dennoch kann sie in der niederbergischen Landschaft den besonderen Zauber erkennen; den Zauber, den der bergische Tango beschreibt.

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