Junge Poeten im Wttstreit Poesieschlacht am Hammerstein sorgt für Furore

Wülfrath · Fünf Jung-Poeten stellten sich beim Poetry Slam. Per Applausometer bestimmt, machte Nick Pötter aus Berlin das Retten.

 Beim 12. Poetry Slam im Würg Haus mischte auch Benjamin Poliak mit. Er zog Studenten genüsslich durch den Kakao.

Beim 12. Poetry Slam im Würg Haus mischte auch Benjamin Poliak mit. Er zog Studenten genüsslich durch den Kakao.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Den modernen Dichterwettstreit gibt es seit gut 25 Jahren in Deutschland, weiß Jan Schmidt. Der heute 26-Jährige hatte 18-jährig als Slammer begonnen und sich in kurzer Zeit zum Veranstalter und Moderator weitergebildet. Seit fünf Jahren ist er so etwas wie „Mr. Poetry“ in der Kalkstatd, und seine halbjährlichen Dichterschlachten erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit. Zur insgesamt zwölften Ausgabe, der zweiten im Würg-Haus am Hammerstein, waren die Eintrittskarten schon Tage zuvor ausverkauft. Knapp 100 Leute passen in den kleinen Saal, und die waren bestgelaunt und erwartungsvoll gespannt, welche neudichtungen sie wohl hören würden

„Wer hätte das damals gedacht“, sagte der Gastgeber, nachdem er mit Jubel auf der Bühne begrüßt wurde. „Poetry Slam“ ist ein Format von jungen Leuten, für Junge und Junggebliebene, und dementsprechend humorvoll gestaltet Jan Schmidt auch seine Moderationen. „Ich kann euch versprechen, es wird ein herausragender Abend, von dem ihr euren Enkeln noch mindestens morgen erzählen werdet“. Fünf Teilnehmer trugen jeweils zwei selbstgeschriebene Texte vor, und sieben freiwillige Juroren aus dem Publikum bewerten die Auftritte mit einem bis zehn Punkten. Dabei orientieren sie sich an der Lautstärke des Applauses – Jan Schmidt sprach dabei von einem „Tornado des Bocks“.

Die Kandidaten gingen unterschiedlich an ihre Aufgaben. Der eine sprach in Reimen, der andere sehr schnell und bildreich; die eine wurde politisch, die andere melancholisch. Jeder war auf seine Art einzigartig. Benjamin Poliak aus Essen rechnete stakkato-artig mit dem Selbstbild vieler Studenten ab: „Studieren ist keine Leistung; Ein Bäcker arbeitet schon, während ihr nachts noch am Kotzen seid“. Warum bekämen nur 19-Jährige Einser-Schüler ein Stipendium für ein Jahr in Australien, warum nicht auch der 42-jährige Busfahrer? Kritisch äußerte sich auch Tabea Farnbacher aus Bochum, die schlechte Lieder aus den damaligen Charts mit schlimmen Ereignissen des Weltgeschehens verknüpfte.

Jonathan Löffelbein aus Köln reihte witzige Einzeiler aneinander („Mein erster Tag in den schlimmsten Berufen“) und Lokalmatadorin Lena Meckenstock lieferte eine weitere ihrer nachdenklichen Balladen ab („Von Hüllen, die fallen, und Mauern, die brechen“). Den Tagessieg konnte nach einem spannenden Finale schließlich Nick Pötter aus Berlin für sich verbuchen. In der ersten Runde hatte er ein ganzes Leben im Schnelldurchlauf beschrieben. Christel Fritsche aus Mannheim war beeindruckt: „Das ist ein sehr hohes Niveau hier“, sagte die Weitgereiste, die das Wochenende bei Freunden in Wülfrath verbrachte; „die jungen Leute sind außerordentlich begabt“.

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