Wülfrath Vornehm geht es auf die letzte Reise

Wülfrath · Das Wülfrather Familienunternehmen Rappold baut seit fast 70 Jahren unter anderem Bestattungswagen.

 Seniorchef Ingo Rappold mit Sohn Eldin und Schwiegertochter Alma vor einer 1856 in Irland gebauten Bestattungskutsche, die Rappold restaurierte.

Seniorchef Ingo Rappold mit Sohn Eldin und Schwiegertochter Alma vor einer 1856 in Irland gebauten Bestattungskutsche, die Rappold restaurierte.

Foto: mis

Wer darin fährt, weilt nicht mehr unter den Lebenden. Welches Augenmerk zuvor auf die Details gelegt wurde, bekommt man als Mitfahrer nicht mehr mit. Stattdessen sind die Zielorte ernüchternd. Krematorium oder Friedhof, jenseits dessen gibt es kaum Alternativen. Und dennoch. Blättert man sich bei Rappold durch die Firmenchronik, wird eines schnell klar: Auch für die Zeit nach dem Lebensende wird dort noch viel Aufwand für guten Komfort betrieben.

Seit beinahe 70 Jahren werden an der Mettmanner Straße in Wülfrath unter anderem Bestattungswagen gebaut. Dass die Karosseriebauer damit weltweit zu den Marktführern gehören, weiß hingegen kaum jemand. "Das ist alles noch Handarbeit", sagt Ingo Rappold, der die Firma von seinem Vater Eugen übernommen hatte. Mittlerweile ist mit Sohn Eldin und Schwiegertochter Alma bereits die dritte Generation am Start, und zu tun gibt es immer noch reichlich.

Angefangen hatte alles im Jahr 1948. Nach seinem Ausscheiden als Leiter des Karosseriebaus bei Hebmüller hatte sich Eugen Rappold mit einer eigenen Werkstatt selbstständig gemacht. Vom ersten Tag an wurden dort auch Bestattungswagen gebaut. Der erste wurde in die Düsseldorfer Altstadt geliefert, und hatte hinten noch Doppeltüren. Die wiederum wurden längst von einer Heckklappe abgelöst, auch das eine Pionierarbeit von Rappold.

Schon damals gab´s sowas nicht von der sprichwörtlichen Stange. Und bis heute läuft keines der Autos irgendwo vom Fließband. "Wir haben Ideen, der Kunde bietet Ideen an. Das ist eine gemeinsame Sache", erzählt Geschäftsführerin Alma Rogoj-Rappold, von den Abläufen. Bevor also einer der 30 Mitarbeiter zum Werkzeug greift, ist klar, wie sich der Bestatter sein neues Vehikel vorstellt. Panoramadach, geschwärzte Fenster oder Sterne unter dem Autohimmel: Es gibt viele Möglichkeiten und bei Rappold beinahe immer einen Weg, das alles auch Realität werden zu lassen. Etwa drei Monate dauert der Umbau und in jedem Jahr verlassen etwa 50 Bestattungswagen die Werkstatt. Die Kunden warten darauf nicht nur in Deutschland, sondern auch in der Schweiz, in Japan oder in Singapur.

 Dieser Mercedes wurde bei dem Wülfrather Traditionsunternehmen zum Bestattungswagen umgebaut.

Dieser Mercedes wurde bei dem Wülfrather Traditionsunternehmen zum Bestattungswagen umgebaut.

Foto: Mikko Schümmelfeder

"Das Chassis bekommen wir vom Hersteller, den Aufbau machen wir hier vor Ort", erklärt Seniorchef Ingo Rappold. Er stand schon als Junge mit dem Vater in der Werkstatt. Anfangs noch in der Goethestraße und später dann am jetzigen Standort in der Mettmanner Straße. Wurde es dort zu eng, würde einfach noch eine Halle angebaut. An den Wänden hängen Fotos historischer Rennwagen. Auch die wurden einst bei Rappold konstruiert und gebaut. Gefragt sind die Karosseriebauer auch dann, wenn es um das Herrichten von Oldtimern gehen. Hin und wieder steht eine vom Rost zerfressene Karosse vor der Türe, und Experten wissen dann: Jetzt wird es wirklich kniffelig. Da muss man in alte Pläne schauen und vor einem liegen unzählige Teile, von denen am Schluss jedes dort verbaut sein sollte, wo es hingehört. Ganz normale Unfallschäden werden bei Rappold übrigens auch repariert. Das ist beinahe Routine.

(magu)
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