Wülfrath Unkaputtbare Melodien zum Mitswingen

Wülfrath · Leichte Kost mit feiner Würze aus einer musikalisch goldenen Zeit, die als variantenreich und rhythmisch interessant gilt, stellten Dr. Rattle und Mr. Jive in ihrem Programm vor. Und was sie spielten, kam an in der Kathedrale.

Lang andauernd und quasi um Zugaben jauchzend applaudierte das Publikum im ausverkauften Kommunikationszentrum Schlupkothen. Deshalb hatten es sich etwa zwei Handvoll Leute es sich kurzentschlossen im Foyer bequem gemacht. "Hier draußen steht man ganz ausgezeichnet", beurteilte Nils Feld seinen Stehplatz am hohen Tisch. "Hier kann ich nämlich Musik hören und gleichzeitig mein Bier trinken." Letzteres war dem im normal bestuhlten Saal nicht vergönnt. Aber auch dort war die Stimmung bestens. Ab dem ersten Takt, den Martin Spoerel alias "Dr. Rattle" sowie Ansgar Niemöller als "Mr. Jive" spielten, hielten sie ihre Zuhörer gefangen. Wie üblich griffen die beiden Münsteraner tief in die Notenkiste der amerikanischen Musikgeschichte und spielten Blues- und Jazz-Klassiker rauf und runter. Dabei ging es durchaus sportlich zu. Denn Titel wie "You're so fine" und "I want you to be my baby" brachten nicht allein das Publikum dank seiner Boogie-Woogie-Melodien in eine Art Wippschwung; Niemöller in einem übrigens psychedelisch anmutend gemusterten Oberhemd wechselte hier wahlweise zwischen Bluesharp und Saxofon, wenn er nicht gerade beim Singen sein schier unerschöpflich scheinendes Lungenvolumen unter Beweis stellte. "Sauerstoffzelt oder was Langsames", kommentierte er anschließend seinen körperlichen Zustand lachend. "Das gefällt mir sehr gut", sagte Burkhard Loschner. Immer wieder gab es nach Soli-Darbietungen spontanen Beifall, dies schien für beide Musiker Treibstoff zu sein, alles zu geben. Als "handgemachte Musik auf hohem Niveau" lobte Klaus Rohde. "Ich höre diese Stilrichtungen unheimlich gerne. Für mich könnte so ein Konzert doppelt- und dreifach so lange dauern."

(RP)
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