Wülfrath Die Natur erwacht aus dem Winterschlaf

Wülfrath · Gerade jetzt ist ein Spaziergang ein tolles Erlebnis. Doch was tut sich da? In einer Serie stellen wir den Wald im Wandel der Jahreszeiten vor.

 Der Jadghund „Amber“, eine Bracke, streift mit Hegeringsleiterin Luciana Volmer häufig durch den Wald. Er macht sie auf Wildspuren aufmerksam. .

Der Jadghund „Amber“, eine Bracke, streift mit Hegeringsleiterin Luciana Volmer häufig durch den Wald. Er macht sie auf Wildspuren aufmerksam. .

Foto: Blazy, Achim (abz)

Kalt ist es an jenem Apriltag, als Amber mit seiner Besitzerin seinen morgendlichen Spaziergang macht. Zu dieser Jahreszeit ist die Natur aber bereits fortgeschritten, Frühblüher machen sich am Wegesrand breit und auch das Wild hinterlässt deutliche Spuren. Unmittelbar schnuppert Amber im Dickicht. Der noch junge Jagdhund hat eine Stelle entdeckt, an der vor kurzem offenbar ein Fuchs vorbei gelaufen ist.

„Wenn ich als Jäger mit meinem Hund rausgehe, dann bin ich unmittelbar drin und nehme die Natur anders wahr, als es beispielsweise normale Spaziergänger tun“, sagt Luciana Volmer. Seit 14 Jahren ist Volmer Jägerin, seit einem Jahr ist sie Vorsitzende des Hegerings Wülfrath. Der Zusammenschluss der Jäger in Wülfrath, derzeit gibt es 100 Mitglieder, setzt sich für den Erhalt und Schutz der heimischen Tier- und Pflanzenwelt ein. Der jagdliche Erfolg mit der Büchse stehe für die Wildschützer nicht immer im Vordergrund, sagt Volmer.

Wer jetzt durch den Wald spaziert, spürt, wie die Natur anfängt zu arbeiten. Durch die noch unbelaubten Bäume dringt kraftvoll die Sonne. Märzveilchen, Storchschnabel und Scharbockskraut machen sich als Frühlingsboten breit. „Das ist auch wichtig, dass diese Pflanzen gedeihen, sie dienen beispielsweise auch als Futterpflanze für Hasen“, sagt Volmer. Doch das auch nur so lange, bis die Pflanze beginnt, zu blühen. Dann sei sie leicht giftig. Die Frühblüher wachsen übrigens nur in Laubwäldern, bei Böden mit reiner Fichtenkultur kommen sie nicht vor.

Volmer, die gemeinsam mit ihrer Familie ein Turnier- und Reitsportzentrum In Wülfrath betreibt, war zwar schon immer sehr naturverbunden, sei aber erst über die Familie ihres Mannes zur Jagd gekommen. „Ein Jäger verfügt über ein enormes Wissen. Für mein Abi und mein Diplom musste ich nicht so viel büffeln wie für den Jagdschein“, sagt Volmer.

Amber zieht sein Frauchen ein Stück weit entfernt vom Wegrand. Dort hat die Bracke eine so genannte Plätzstelle entdeckt. So wird es im Jagd-Jargon genannt, wenn das Wild mit den Vorderläufen auf den Boden schlägt. Dabei markieren die Böcke im Frühjahr mit einem Duftsekret ihr Revier. Beim Spaziergang durch den Wald sind einige solcher Plätzstellen zu sehen. Es gibt aber auch andere Anzeichen, dass das Rehwild im Frühjahr wieder aktiver wird. Denn die Tiere polieren ihre kleinen Geweihe.

Luciana Volmer zeigt auf einen Jungbaum, dessen Rinde beschädigt ist. „Hier hat das Wild gefegt“, lautet die Erklärung der erfahrenen Jägerin. Damit bezeichnet der Jäger das Reiben des Geweihs oder Gehörns an Bäumen und Sträuchern. Das machen die Tiere einmal im Jahr, nachdem sie das alte Geweih verloren und das neue bereits gewachsen ist. Damit scheuert das Rehwild also abgestorbene Haut an den Bäumen ab. „Manchmal kann man die Rehe dann mit blutigen Hautfetzen beobachten. Ihnen tut das aber gut. Sie wollen sich davon befreien.“ Durch die Pflanzensäfte erhalte das frisch gefegte Geweih zudem seine dunkle Färbung. Die Pflanzen- und Tierwelt sendet im beginnenden Frühling also deutliche Signale. Man muss sie allerdings auch lesen und richtig erschließen können. „Wenn es besonders viele solcher Plätz- und Fegestellen gibt, ist das für den Förster und für den Jäger auch ein Zeichen, dass es vielleicht zu viele Rehe gibt“. Denn auch zu hohe Wildbestände schaden dem Wald, sagt Volmer. Dann müsse der Jäger eingreifen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort