Schocknachricht für Wülfrath Solidarischer Schulterschluss für Knorr Bremse

Wülfrath · Im kommenden Jahr soll der Standort in Wülfrath, der derzeit 356 Mitarbeitern einen Arbeitsplatz bietet, schließen.

 Betriebsratsvorsitzender Ahmet Yildiz erfährt große Solidarität. Auch er wurde von der Nachricht zur Schließung überrascht.

Betriebsratsvorsitzender Ahmet Yildiz erfährt große Solidarität. Auch er wurde von der Nachricht zur Schließung überrascht.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Noch während der Demonstration von Betriebsrat und IG Metall zeigten sich Politik und Verwaltung ebenso wie etliche Bürger mehr als bestürzt über die Entscheidung des Unternehmensvorstands, der sich am Mittwochabend für die Standortstreichung ausgesprochen hat. Auch in den darauffolgenden Stunden sitzt die Bestürzung tief: „Die Schließung der Produktion in Wülfrath und der Weggang eines großen Arbeitgebers bedeutet auch für die Stadt einen herben Verlust“, sagte Bürgermeisterin Claudia Panke während der Demonstration auf dem Heumarkt. Dass das Unternehmen ein Kompetenzzentrum für den Entwicklungs- und Projektmanagementbereich erhalten will, sei nur ein kleiner Lichtblick. „Ich werde mich mit allen Kräften dafür einsetzen, eine möglichst große Anzahl von Beschäftigten für diesen Bereich zu halten“, versicherte Panke später in einer Pressemitteilung, die sie nach der Demonstration veröffentlicht. Weitere Gespräche zwischen Verwaltungsspitze und Geschäftsführung seien für die nahe Zukunft geplant.

In welche Richtung diese gehen könnten, kann Unternehmenssprecherin Britta Lange zum heutigen Zeitpunkt jedoch noch nicht sagen. „Es wäre verfrüht, zum gegenwärtigen Zeitpunkt Angaben zur Zukunft zu machen.“ Gemeinsam mit der Belegschaft haben auch Kunden und Lieferanten von der geplanten Schließung erfahren. „Jetzt müssen die Verhandlungen für einen Interessenausgleich und ein Sozialplan erarbeitet werden. Das wird einige Zeit in Anspruch nehmen“, erläutert Lange, die auch zur Standortfrage des geplanten Kompetenzzentrums noch keine Aussage machen kann. „Der aktuelle Standort steht zwar zur Diskussion. Ob die Immobilie für die geplanten Anforderungen passend ist, steht aber noch nicht fest. Es wird allerdings keinen reinen Bürokomplex geben“, sagt sie.

Solidarischen Zuspruch gibt es auch von der Nachbarstadt. Markus Thewes, stellvertretender Betriebsratsleiter der Fondium Mettmann GmbH (ehemals Georg Fischer), hat gemeinsam mit seinen Kollegen in den letzten Wochen und Monaten die Geschehnisse rund um die Knorr Bremse Steering Systems GmbH beobachtet, sogar an der Demonstration zum Erhalt der Arbeitsplätze teilgenommen. „Heutzutage geht es leider oft nur noch um Umsatz und Marge auf Kosten des kleinen Mannes. Jetzt müssen wir gemeinsam unsere Kräfte bündeln im Kampf um jeden einzelnen Arbeitsplatz. Wir werden auch weiterhin an der Seite unserer Freunde in Wülfrath stehen, die in der Vergangenheit von ihren Arbeitgebern finanziell ausgeschlachtet wurden, sogar auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld verzichtet haben.“

Enttäuscht über den Umgang mit den Mitarbeitern ist auch Landtagsabgeordneter Martin Sträßer, der sich in einer Pressemitteilung zu dem Vorgehen äußert. „Wie lange hat die Geschäftsführung Belegschaft, Betriebsrat und Stadt hingehalten mit vagen Information und – wie sich jetzt herausstellt – offensichtlich falschen Vertröstungen auf zukünftige Investitionen in den Standort Wülfrath? Dieser Umgang miteinander entspricht nicht meinem Verständnis einer auf gegenseitigem Respekt und Vertrauen aufbauenden Tarifpartnerschaft.“

Mit einer Belegschaftsversammlung reagiert der Betriebsrat um Vorsitzenden Ahmed Yildiz auf die Entscheidung des Vorstands. „Unser Hauptaugenmerk legen wir darauf, den Standort in Wülfrath zu halten“, sagt er. Eine weitere Demonstration mit der IG Metall sei in Planung. „Auch wir wurden von der bewussten Platzierung der Nachricht durch die Geschäftsführung überrascht und müssen neben dem Tagesgeschäft jetzt erst einmal die Informationen aufarbeiten.“

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