Entscheidung am Samstag um 23.53 Uhr veröffentlicht Schulen im Kreis Mettmann bleiben doch im Distanzunterricht

Kreis Mettmann · Am Freitagabend teilte der Kreis noch mit, dass die Schulen am Montag mit dem Präsenzunterricht starten. Doch in der Nacht von Samstag auf Sonntag traf er eine neue Entscheidung: Alles bleibt, wie bisher.

 Kein Präsenzunterricht für Schüler im Kreis Mettmann ab Montag. Ausnahmen gelten für Abschlussklassen.

Kein Präsenzunterricht für Schüler im Kreis Mettmann ab Montag. Ausnahmen gelten für Abschlussklassen.

Foto: dpa/Marijan Murat

Am Samstagabend hatte Christiane Gierke, Leiterin der Grundschule Elbsee noch eine Schulmail an alle Eltern verfasst, in der sie Details zum Wechselunterricht beschrieb, der am Montag wieder starten sollte. „Zum Glück hatte ich das Schreiben noch nicht abgeschickt“, berichtet die Sprecherin der Hildener Grundschulen. Denn kurz vor Mitternacht war plötzlich alles anders.

Für viele Eltern völlig überraschend gab der Kreis Mettmann da auf seiner Internetseite bekannt, dass die Schulen am Montag doch nicht mit dem Präsenzunterricht starten, sondern im Modus „Distanzunterricht“ bleiben. „Der Kreis Mettmann hat in Abstimmung mit dem Gesundheits- und Schulministerium des Landes entschieden, dass die Schulen im Kreis Mettmann auch am kommenden Montag, 19. April,  den  Distanzunterricht fortsetzen und nicht in den Wechselunterricht übergehen werden“, erklärte Kreissprecherin Tanja Henkel in einer kurz zuvor verschickten Pressemitteilung.

Damit war klar: Nun müssen die Lehrer, die seit Freitag unterschiedliche Signale aus Mettmann und aus Düsseldorf erhalten hatten, alle Eltern noch am Sonntag über diese Entscheidung informieren. Dass die überhaupt erst so spät gefallen sei, habe am Ministerium gelegen, hieß es auf Nachfrage aus dem Kreishaus. Der jetzt eingeschlagene Weg sei dort erst im Laufe des Samstagabends freigemacht worden.

Dabei war bereits am Freitag absehbar gewesen, dass die Corona-Zahlen auch übers Wochenende steigen würden. Deshalb hatte der Kreis auch seine Allgemeinverfügung zurückgenommen, die das „Test, Click & Meet“-Konzept im Einzelhandel wieder aufhebt. Ab Montag dürfen wegen der steigenden Inzidenz viele Einzelhändler nicht mehr öffnen und Kunden bedienen. Einkaufen mit negativem Testergebnis ist nicht mehr möglich. Auch Museen und Anbieter körpernaher Dienstleistungen müssen ihren Service einstellen.

Schulen hatte der Kreis Mettmann jedoch ausdrücklich davon ausgenommen. Die sollten „zunächst mit dem landesweit angekündigten Wechselunterricht starten“, erklärte Kreissprecherin Daniela Hitzemann am Freitag, 16.51 Uhr: „Die Schulministerin hat am Mittwoch mitgeteilt, dass ab dem 19. April alle Jahrgangsstufen wieder im Wechselunterrichtsmodell beschult werden, so dass alle Schülerinnen und Schüler tageweise auch wieder Präsenzunterricht erhalten. Die derzeit gültigen Regelungen für das Land NRW sehen keine automatischen Schulschließungen bei der Überschreitung der Inzidenzgrenze von 200 vor.“

Um 18.19 Uhr erreichte die RP-Redaktion am Freitag eine Mitteilung des NRW-Gesundheitsministeriums, die eine neue Allgemeinverfügung ankündigte, in der die Öffungsszenarien der Schulen festgelegt werden. Die Vorgaben orientierten sich an den Vorschlägen, die die Bundesregierung für die Anpassung des Bundesinfektionsschutzgesetzes gemacht hatte: Erst wenn die Sieben-Tage-Inzidenz an drei aufeinander folgenden Tagen über 200 liege, müssten Lehrer und Schüler auf Distanzunterricht umsatteln, hieß es da. Und auch nicht gleich am darauffolgenden Tag, sondern erst zwei Tage später. Das hätte geheißen: Wenn die Inzidenz im Kreis Mettmann am Samstag, Sonntag und Montag über 200 liegt, wird ab Mittwoch auf Distanz gelernt. Auf diese Entscheidung der NRW-Regierung wies der Kreis am Freitag um 20.11 Uhr auf seiner Facebookseite hin.

Am Samstag kletterte die Inzidenz wie befürchtet weiter und erreichte einen Wert von 214. In Sozialen Medien brachen Diskussionen über die Notwendigkeit von Präsenzunterricht aus. Einige Eltern kündigten an, ihre Kinder auf keinen Fall in die Schule schicken zu wollen. Auch wenn sie sich damit der Gefahr von Sanktionen aussetzen würden.

Um 23.53 Uhr veröffentlichte der Kreis Mettmann dann seine vorerst letzte Mitteilung in der Sache: Die Schüler im Kreis bleiben ab Montag im Distanzunterricht. „Durch diese Maßnahme soll so schnell wie möglich, die Infektionsgefahr im Schulbereich eingedämmt werden. Eine Notbetreuung ist weiterhin gegeben. Für die Abschlussklassen findet weiterhin Präsenzunterricht statt“, erklärte Kreissprecherin Tanja Henkel.

Bei Facebook, wo der Kreis die Nachricht bereits eine halbe Stunde früher gepostet hatte, stieß diese Entscheidung auf unterschiedliche Reaktionen. „Ihr seid echt lustig. Jetzt toppt der Kreis auch noch Gebauer und gibt das nicht schon Freitagnachmittag, sondern erst am Samstagabend bekannt. Okay, dann nehme ich meine Kids halt am Montag mit ins Büro, während meine Frau am Montag dann wieder überfüllte Notgruppen in ihrer Grundschule betreut. Immer weiter so...“, schrieb ein User.  Eine andere meinte: „Sehr gute Entscheidung! Die hätte man aber auch am Donnerstag schon treffen können.“  Auch bei Facebook zu lesen: „Man bekommt echt ein Schleudertrauma von dem ganzen Hin und Her.“

Laut Allgemeinverfügung des Landes kehren die Schulen nur unter folgenden Voraussetzungen wieder zum Präsenzunterricht im Wechselmodell zurück: „Sinkt der Inzidenzwert für mindestens drei Tage unter 200, wird zum nächsten Wochenbeginn der Wechselunterricht in den jeweiligen Kreisen und kreisfreien Städten wieder aufgenommen.“ Umgekehrt bedeuten drei Tage über 200er-Inzidenz „Distanzunterricht“.

An diesem Rechenmodell hielt Düsseldorf offensichtlich trotz mehrfacher Intervention aus Mettmann bis Samstagabend fest. Erst da, so erklärte eine Sprecherin des Kreises am Sonntag, „hat uns das Ministerium die Option Distanzunterricht für Montag ermöglicht“. Wechselunterricht für zwei Tage – das wäre der Sprecherin zufolge eine deutlich größere Herausforderung für alle Beteiligten geworden.

Informationen über eine Anpassung bei der Betreuung von Kita-Kindern lagen am Sonntag übrigens nicht vor. Dort bleibt alles – Stand jetzt – beim Alten.

Christiane Gierke hat ihre Schulmail am Sonntagmorgen neu geschrieben und verschickt.  Sie war sich zu diesem Zeitpunkt schon sicher: „Unsere Lehrer werden den Tag heute größtenteils damit verbringen, den Unterricht vorzubereiten und Material auszudrucken.“

(tobi)
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