Wülfrath Portraits von Zugezogenen und Flüchtlingen

Wülfrath · Wirtschaftsförderin Anja Haas begrüßte zur jüngsten Stadtschau beim Bürgerbüro mit Beate Uber-Lange, die erstmals 13 ihrer Acryl-Bilder in der Kalkstadt präsentiert, und der hier heimischen Elke Voß-Klingler ein Paar Gestaltungsgenosssinnen. Beider Ansätze sind eng verwandt, schilderte Haas: "Es geht dabei um Menschen, die von weit her gekommen sind." Kennen lernten sich die Künstlerinnen vor wenigen Monaten beim regionalen Gemeinschaftskulturprojekt "10+2 Niederbergische Gebote". Es folgte eine gegenseitige Aufwartung in den Ateliers. Voß-Klinglers Kreativreich findet sich im Spitzboden eines Bauernhofes, wo es im Winter so frisch wird, dass die Ölfarbe in den Tuben friert. Dort entstanden jene 17 Findlingskörper, die sichtlich Schutz im Gruppenanschluss suchen. Ihre Steinschar wächst weiter. Unlängst wurde Voß-Klinngler ein Stein aus Dänemark mitgebracht; einen aus dem Allgäu sammelt sie als Souvenir an ein heftiges alpines Wanderabenteuer selbst ein. Uber-Lange hingegen geht zum Malen in den Keller. Dort hatte es früher eine Bachstube gegeben. Der Raum bietet Platz um das Künstlerkollektiv "Koleidoskop" zu beherbergen, dessen Leitwölfin Uber-Lange ist. Zur Vernissage brachte sie den jungen Akkordeonisten Baptiste Marchand.

 Beate Uber-Lange (links) und Elke Voß-Klingler stellen gemeinsam im Rathaus aus.

Beate Uber-Lange (links) und Elke Voß-Klingler stellen gemeinsam im Rathaus aus.

Foto: Dietrich Janicki

Außergewöhnlich sind die hochkatigen Formate der aufgehängten Leinwände. "Menschen haben solche Formate." erklärt Uber-Lange den Grund dafür. Sie ist eine ausgeprägte Empathin. Deutlichst wird ihre intensive Einfühlungsgabe in den warmherzigen Studien einer schlicht "S." benannten jungen Frau, die von Uber-Lange durch Freud und Leid begleitet wird, oder in Dramen flüchtender Kindern. Oft unterlegt sie ihre Vertriebenendarstellungen mit einer eisigen Türkisaura, die mitleiden lässt. In wütender Empörung entstand diese Serie innerhalb. Die Pastellfarben passen wie eine Gussform hinter die erdnahen Skulpturen von Voß-Klingler. Werner Miehlbradt sagte in einer Eröffnungslaudatio: "Die Philosophen sagen; das Fremde hat einen heuristischen Vorsprung." Indem er das Unbekannte betrachtet, wird dem Betrachtenden die eigenen Erweiterungsspielraum bewusst.

Die Ausstellung bleibt bis Montag, 22.Februar, im Rathaus zu sehen.

(lard)
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