Wülfrath Pflanzen locken in Kulturkirche

Wülfrath · Renate Friedländer zeigt Stillleben. Zur Eröffnung erklang Synthesizer-Musik.

 Renate Friedländer begann in Großbritannien in der Cottlyd-Gruppe mit dem Malen.

Renate Friedländer begann in Großbritannien in der Cottlyd-Gruppe mit dem Malen.

Foto: Dietrich Janicki

Das Künstlerpaar Klingler gehört zu dem kleinen Kreis um das Friedrich-Könekamp-Archiv, das unbeugsam versucht, dem Wirken dieses exilierten Malers zu gebührender Wahrnehmung zu verhelfen. Elke Voß-Klingler kam die Idee, Werke der Kölner Könekamp-Schülerin Renate Friedländer in der Kulturkirche zu präsentieren. Als Kurator dieser Schau von Blumenportraits erklärt Claus Klinger: "Im Grunde zeigt sie hier, festgemacht an den Pflanzen, ihr eigenes Leben, das wirklich nicht glatt verlaufen ist."

Aufgewachsen ist sie als Jüdin im Berlin der 30er Jahre. 1939 gehörte sie zu jenen tausenden Kindern, die noch vor Kriegsbeginn im Transport des Refugee Children Movement, ganz auf sich allein gestellt, nach Großbritannien ausreisen konnten. Dort wirkte sie in der Cottlyd-Gruppe um den streitbaren Könekamp mit, erinnert sich Friedländer: "Diese Zeit war für mich ganz wichtig und prägend." Es entstanden Landschaftsskizzen der urwüchsigen Szenerie zwischen den Schneebergen und der irischen See: "Mit der Blumenmalerei habe ich erst 20 oder gar 30 Jahre später angefangen." Zu dieser Zeit begann sie als Pädagogin am Kölner Wallraf-Richartz-Museum: "Da galt es, die jungen Leute an jede Art von Kunst heranzuführen; eben auch an Stillleben." Sonnenblumen wie Tulpen, viele Pflanzengattungen brachte Friedländer in allen Stadien ihrer Lebenszyklen von der Zwiebel bis zu Samenkapsel aufs Papier, doch ein feuerrot beschopftes Kraut hat sie besonders ins Herz geschlossen: "Die Amaryllis sind für mich Brüder und Schwestern. Ob sie klein sind, knospig, aufblühen oder verwelken, es ist ein Lebensweg." Zumeist entstehen ihre Bilder in der harmonischen Ruhe der weisesten Zeit des Tages; am Abend, wenn auch Einsichten toll sprießen: "Sobald man anfängt, die Dinge genau anzuschauen, erkennt man, dass alles, selbst im Verblühen, schön ist."

Pfarrer Thomas Rehrmann war sichtlich dankbar für die Gelegenheit, als Hausherr eine derart hochkarätige Ausstellung einläuten konnte: "Ich bin von der Detailtreue der Bilder fasziniert."

Zur zweiten Stufe der Eröffnung spielte Kantor Thomas Gerhold auf dem Synthesizer zwei Interpretationen über das präsentierte Blütenbildermeer. Der Musiker verriet über die Komposition: "Das sind bei mir oft sehr spontane Einfälle. Meistens überrasche ich mich selbst und es ist nicht mehr reproduzierbar."

Laudator Uwe Heukamp, Vorsitzenden des Friedrich-Könekamp-Archivs, verglich ihr Werk mit dem des forschungsreisenden Großmeisters der biologischen Illustration, Georg Forster.

Die Ausstellung ist noch bis zum 5. Februar zu sehen.

(lard)
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