Wülfrath Ozan und Tunç rocken die Kathedrale

Wülfrath · "Guten Abend, herzlich willkommen in der Comedy-Hauptstadt Wülfrath!", begrüßten Ozan und Tunç ihre Gäste im Kommunikationscenter, nachdem sie zu orientalischer Musik eingelaufen waren und sich mit dem Publikum abgeklatscht hatten. Ozan Akhan und Tunç Denizer bezeichnen sich selbst als "Vollblut-Schauspieler" und sind gerade mit ihrem zweiten Bühnenprogramm auf Tour. In "Ab und ZuWanderer" scherzen, singen und philosophieren sie sich durch das moderne Deutschland, das ein Zuwanderungsland sei. Aber jeder Zuwanderer sei zugleich auch ein Auswanderer. So ist Ozan 1995 aus der Türkei ausgewandert, wo er Schauspiel und Theaterwissenschaften studiert und unter anderem in Thomas Manns "Mephisto" am Staatstheater in Izmir gespielt hatte. Tunç Denizer dagegen ist als Gastarbeiterkind in Hamburg geboren worden. Er bekam zunächst einen türkischen Pass. Als seine Eltern Anfang der 1980er Jahre in die Türkei zurückkehrten, sei er als "Kofferkind" immer hin- und hergeschoben worden. In der Türkei sei er als "Deutschländer" angesehen worden. "Heute bin ich gebürtiger Hamburger mit türkischen Wurzeln, und das ist auch gut so" sagte Tunç. Tunç ist Ensemblemitglied des Bonner "Pink Punk Pantheon", Ozan bei der Kölner "Stunksitzung".

 Ozan und Tunç sind ein Geiheimtipp in der Kabarett-Szene.

Ozan und Tunç sind ein Geiheimtipp in der Kabarett-Szene.

Foto: DJ

In ihrem Comedy-Programm schlüpfen sie immer wieder in unterschiedliche Rollen. Als "Ali Öztürk" schreibt Ozan einen Brief an seinen Chef. Darin dankt er dafür, dass er nach 16 Jahren Vollzeit nicht entlassen wurde, sondern als geringfügig Beschäftigter bei geringem Lohn weiterarbeiten "darf". Ein Brüller ist Tunç in der Rolle des 40-jährigen Dauer-Single "Lothar". Der wohnt noch bei seiner Mutter, sitzt bei Bühnenshows wegen Blasenschwäche immer neben dem Notausgang und sucht eine Frau. Er hat es schon im Töpferkurs und online bei niete.de versucht, doch als er Frauen anschrieb, hätten die ihren Status auf "lesbisch" geändert. Deshalb wolle er eine Anzeige "rappen".

Ozan und Tunç würzen ihre Show mit Gesang, Mimik und Slapstick. So wie bei Andy, der Selbstverteidigung lernen möchte und seinen Trainer Ali mit allzu tuntigem Gehabe zur Verzweiflung bringt. Die Türken hätten ihre Volkslieder, die Deutschen den Schlager. Ozan und Tunç lieferten einen Wirbelsturm der Unterhaltung ab.

(tpp)
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