An(ge)dacht Heilig sein

Wenn wir das Wort „Heiliger“ hören, dann denken wir oft an Menschen, die so ganz anders sind als wir, völlig ohne Fehler, daher leuchtende Vorbilder. Im Gegenzug sagen wir über Menschen, die Fehler und Schwächen haben „Das ist/war auch kein Heiliger.“ Wenn diese Definition stimmte, dann könnten wir das Fest Allerheiligen nicht feiern, denn solche Heiligen gibt es nicht.

 Pfarrer Jürgen Arnolds,  St. Maximin, Wülfrath

Pfarrer Jürgen Arnolds, St. Maximin, Wülfrath

Foto: Kirchengemeinde St. Maximin

Alle Heiligen hatten Fehler und Schwächen und es gehört zum „Heilig-Sein“ dazu, sich dessen bewusst zu sein.

Was bedeutet dann „heilig sein“? Meiner Meinung nach bedeutet es, aus einer Hoffnung heraus zu leben, die die Person selbst verändert und nach außen herausstrahlt und damit die Umgebung verändert. Heilig-sein bedeutet, sich seiner Fehler und Schwächen bewusst zu sein und trotzdem nicht aufzuhören, zu versuchen, das Gute zu tun. Den November empfinden viele als dunklen und traurigen Monat, geradezu gemacht für das Gedenken der Toten, der Opfer von Krieg, Terror und Gewalt. Am Anfang dieses Monats steht bewusst ein Fest der Helle, der Hoffnung, der Heiligkeit.

Wir brauchen gerade in unserer Zeit Heilige, wir brauchen Menschen, die die Gesellschaft positiv verändern. Im Moment erleben wir eine Gesellschaft, die verroht, die sprachlos geworden ist, die scheinbar hoffnungslos geworden ist. Heilige waren immer Menschen, die in die Hoffnungslosigkeit Hoffnung getragen haben, in die Sprachlosigkeit das gute Wort hineingesprochen und in die Rohheit die Güte hineingetragen haben. Jeder von uns ist zur Heiligkeit berufen, jeder kann dort, wo er lebt, sich selbst und die anderen verändern: in der Familie, in der Schule oder am Arbeitsplatz, im Freundeskreis und im Internet.

Für einen glaubenden Menschen kommt die Hoffnung aus und von Gott, er ist der, der mich trägt und stärkt. Er ruft uns zur Heiligkeit, weil er die Welt geschaffen hat und sie gut geschaffen hat. Für mich ist Gott die Hoffnung, die mich trägt. Aus welcher Hoffnung leben Sie?

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort