Wülfrath Meckenstock pflegt die Städtepartnerschaften

Wülfrath · Zum "Freundeskreis Städtepartnerschaften Wülfrath" kam Heinrich Meckenstock ganz zufällig - im Vorbeigehen sozusagen.

 Heinrich Meckenstock auf dem Ware-Platz, wo die rote englische "Post Box" und die Telefonzelle stehen.

Heinrich Meckenstock auf dem Ware-Platz, wo die rote englische "Post Box" und die Telefonzelle stehen.

Foto: dietrich janicki

Wenn Heinrich Meckenstock die mittäglich quirlige Wilhelmstraße hinaufspaziert, grüßt man ihn von allen Seiten. Er scheint durch viele Posten in der Gemeinde bekannter zu sein, als der berühmte Herr Kaiser von der Versicherung. Zum Vorstand des Vereins "Freundeskreis Städtepartnerschaften Wülfrath" kam Meckenstock recht unverhofft. Auf dem Weg zum Bauausschuss wurde er von Bürgermeister Ulrich Eilebrecht angehalten. Dieser empfing mit Alain Fauvargue gerade den ersten Besucher aus der französischen Schwesterstadt Bondues und ernannte Meckenstock im Rathausflur flugs zum Sonderbeauftragten.

Eilebrecht erhoffte von der zweiten Städtepartnerschaft EU-Fördermittel. Der Geldsegen blieb weitgehend aus, doch die Kontakte reicherten sich an. Nach allgemeiner Lesart gilt heute die Unterzeichnung des Freundschaftsvertrages mit dem Organisationspendent "Bondues Jumelage" im Jahr 2001 als "die Verlobung". Dabei sorgte der MGV Sängerkreis Wülfrath mit Volksliedern bei schweiß-heißem Wetter für passende Feststimmung.

Im Jahr 2003 folgte mit der offiziellen Städtepartnerschaft, die Hochzeit". Bäckermeister Richard Schmitz stiftete dazu gar eine Hochzeitstorte und zauberte mit seinem französischen Kollegen und Hilfe eines Dolmetschers die wunderbaren Baiserteilchen "Merveilleux". Hoch erkennt Meckenstock an: ,,Unsere Bürgermeisterin steht hinter den Städtepartnerschaften." Da im Sparhaushalt keine Kostenstelle für solch freiwillige Leistung bleibt, werden unabdingbare Ausgaben aus dem Repräsentationsfond der Bürgermeisterin gezahlt.

Meckenstock hält an der Idee fest, durch die Benennung einer hiesigen Örtlichkeit die grenzüberwindende Freundschaft zu würdigen. Vor einigen Jahren blieb der Vorschlag ergebnislos, die Grünfläche In den Banden in "Bondues-Park" umzutaufen. Ebenso ins Leere lief ein Anstoß, einen neu zu schaffenden Verbindungsweg zwischen Am Diek und Schulstraße den Bondois zu widmen. In deren Stadtzentrum führt ein Handweiser die 335 Kilometer ostwärts zur Kalkstadt im Schilde. Selbst das dort unbekannte ,,ü" in Wülfrath wurde beibehalten. Der Umlaut samt Stadtnamen findet sich auch in dem 400 Meilen entfernten englischen Ware wieder. "Dort gibt es einen Wülfrath Way. Er durchzieht eine Siedlung aus den 80er Jahren." erläutert Meckenstock.

Die Partnerschaft mit der Stadt am Lea begann im Jahr 1971 euphorisch. Vier Jahre später rief Bürgermeister Ulrich Schiller das "Komitee Städtepartnerschaft" zur weiteren Kontaktintensivierung ins Leben und mit dieser Ratsdelegation kam Meckenstock im Jahr 1978 zum ersten Mal nach Ware. Oft traf er dort auf den unbezwingbaren Humor. Etwa als er den Town Clerk John Fletcher fragte, warum dessen Brillengläser so verschmiert seien. Fletcher putzte erst seine Sehhilfe und antwortete: "Oh Mister Meckenstock, Sie sind auch hier?" Lachen musste er auch, als er bei einem der englischen Quizabende für seinen ersten Platz eine Flasche Ware-Wein entgegen nahm, um dann zu erfahren, dass es für den zweiten Platz zwei Flaschen gab.

Laut Meckenstock blühen die Beziehungen zu den Engländern nicht nur in der Erinnerung: "Da ist im Moment sehr viel Leben drin." Die rote "post box" auf dem heutigen Ware-Platz verdanken die Wülfrather dem nach vielen Besuchen nicht unbekannten Ron Ray, der sie beim Brötchenholen einem Postangestellten abschwatzte. Als Gegengeschenk packte Bürgermeister Schiller dem Überbringer Meckenstock eine Kiste mit einem gelben Postbriefkasten in den Kombi.

Über die Idee, die lange zum Fernsprechen nutzbar gewesene "Telephone Box" zu einem öffentlichen Bücherschrank oder einer Givebox zu wandeln, sagt Meckenstock: "Das fände ich ausgesprochen gut. Ich habe das woanders schon wunderschön gesehen, habe aber Sorge, dass das dem Vandalismus zum Opfer fällt."

(lard)
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