Wülfrath Keine Angst vor dem radikalen Schnitt

Wülfrath · Hugo Klimeck zeigte jetzt, wie man Pflanzen für neue Triebe richtig schneidet. Er gab Tipps zu Pflege und Düngung.

 Rhododendron-Blüten sorgen für Farbe im Garten. Die Pflanzen brauchen Pflege und sollten regelmäßig geschnitten werden.

Rhododendron-Blüten sorgen für Farbe im Garten. Die Pflanzen brauchen Pflege und sollten regelmäßig geschnitten werden.

Foto: Andrea Warnecke

Mit geschultem Auge werfen Hugo Klimeck und Bernhard Joschke einen Blick in das Innere des fast 40 Jahre alten Rhododendrons. Alles verkahlt. Da hilft nur noch eins: der Radikalschnitt. In wenigen Minuten kürzen sie mit Baumsäge, Rosenschere und Zugsäge die über zwei Meter hohe Pflanze fast bis auf den Boden auf Kniehöhe runter. So kann sie wieder gesunde Triebe ausschlagen. Gut zwei Jahre wird das dauern. Dann sorgt das Violett der Blüten wieder für Farbe im Garten.

"Im Moment sieht es sehr nackt aus, aber man weiß ja, es kommt wieder", sagt Besitzerin Gerlinde Kuhle (71) mit einem Lachen. Die Farbenbracht der Pflanze gefalle ihr am besten. Zudem erfreuen sie als erstes nach dem Winter wieder das Auge. Der Erholungsschnitt war aber nötig, weil sie und ihr Mann Hans-Joachim Kuhle (71) den Ableger aus dem Garten ihrer Mutter vorher nie wirklich geschnitten hatten - weil sie sich nie wirklich ran getraut haben.

Da kam der Zufall der Familie aus Wülfrath gerade recht. Weil eine andere Familie absprang, wurde der alljährliche Rhododendronschnittkurs des Obst- und Gartenbauvereins Neviges zu ihnen an den Zwingenbergerweg verlegt. Gut 36 interessierte Gäste konnte das Ehepaar nun in seinem Garten begrüßen, der mit Liebe zum Detail und mit Hingabe gepflegt wird. Neben der beliebten Pflanzenart befinden sich auch ein Kirsch-, Pflaumen- sowie Mirabellenbaum in der Ruheoase. Der Wintergarten sowie der Strandkorb sind die Lieblingsplätze der Beiden.

Hobbygärtner Hugo Klimeck demonstrierte an den drei vorhandenen Rhododendren, worauf man achten sollte. In über 50 Jahren hat er sich sein Wissen selbst angeeignet. Das reicht der 86-Jährige gerne weiter: "Sehr wichtig ist: Der Rhododendron möchte auch im Winter gegossen werden, wenn das Wetter trocken ist."

An Kuhles Strauch mit weiß-rosa Blüte musste er ebenfalls großzügig die Schere ansetzen. Der war so hochgewachsen, dass man fast das Gartenhaus dahinter nicht mehr sehen konnte. "Wenn man eine junge Pflanze kauft und die dann die gewünschte Höhe hat, sollte man sie regelmäßig jedes Jahr schneiden", rät der Experte zur Vermeidung des radikalen Schnitts.

So, wie am dritten Strauch, müssen dann nur kleinere Teile wie die Spitzen oder tote Äste weggenommen werden, um ihn in Form zu bringen. "Blühende Pflanzen sollten immer nach der Blüte geschnitten werden, sonst überleben die Triebe den Winter nicht", mahnt Klimeck. Abgeschnitten wird übrigens immer unter dem letzten Austrieb.

Edeltraud und Harry Münzel aus Langenberg haben selbst mehrere Rhododendren im Garten. Die beiden interessierten sich, wie viele der anderen Gäste, vor allem für das richtige Düngen. Von Klimeck haben sie den Tipp erhalten, mit schwefelsaurem Ammoniak zu düngen. "Der ist preiswerter und wirkt besser. Das werden wir ausprobieren", sagt Harry Münzel.

Matthias Hickmann aus Tönisheide ist ein Rhododendron-Neuling, hat mit seinem neuem Heim zwei große Sträucher dazubekommen. "Ich dachte, ich schaue mir das mal bei einem Experten an. Im Internet findet man ja auch viel Falsches". Er hat sich viele Notizen gemacht und auch genauer nachgefragt, zum Beispiel, ob die Schnittstellen versiegelt werden sollten. Klimeck empfiehlt dafür Wundbalsam und machte es gleich an der frischen Schnittstelle vor.

(am)
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