Wülfrath Kantor begeistert Menschen für Musik

Wülfrath · Thomas Gerhold, seit 25 Jahren in der Evangelisch-reformierten Kirchengemeinde, probiert mit Chören stets Neues aus.

 Kantor Thomas Gerhold will Menschen dazu bringen, Musik zu machen und zu singen.

Kantor Thomas Gerhold will Menschen dazu bringen, Musik zu machen und zu singen.

Foto: Achim Blazy

Als Thomas Gerhold nach Wülfrath kam und Kantor der Evangelisch-reformierten Kirchengemeinde wurde, musste er eine Menge Aufbauarbeit stemmen. Lediglich acht Sänger hatte der Kirchenchor. Daneben existierte noch ein kleiner Singkreis, der sich gelegentlich im Gemeindezentrum Süd traf. Das war's. "Es war damals ein weites weißes Feld", erinnert er sich mit Blick auf die damals spärliche Kirchenmusik in der Gemeinde.

Heute sieht das ganz anders aus. Längst ist die Kantorei auf eine beständige Zahl von 100 Mitgliedern angewachsen. Bei besonderen Projekten kann Gerhold sogar auf 120 Kirchenchor-Sänger bauen. Dazwischen liegen 25 Jahre, in denen der 54-Jährige neue Wege beschritt und Begeisterung für Kirchenmusik weckte.

Die müsse stets aufs Neue erzeugt werden, betont Gerhold und bleibt seinem Prinzip treu. Der Kantor will Menschen dazu bringen, Musik zu machen und zu singen. "Es muss Musik sein, die mit dem Herzen gemacht ist, die gut ist" - sei es Metallica, Händels "Messias" oder Populäres von Abba.

Beim Konzert "Lieblingsstücke" der Kantorei Wülfrath in der Stadtkirche am kommenden Sonntag, 18 Uhr, anlässlich seines 25-jährigen Dienstjubiläums und der Baustelleneröffnung des Gotteshauses klingt dies an. Präsentiert werden die Lieblingsstücke der Kantorei aus dem Programm der zurückliegenden 25 Jahre, Ausschnitte aus der "Carmina Burana", "Bridge over Troubled Water" von Simon & Garfunkel oder das "Abendlied" von Rheinberger zum Beispiel.

"Dadurch wird das Konzert sehr spannend und bunt." Gerhold gibt dem Chor Freiraum, wagt den Blick über den Tellerrand und schätzt musikalische Experimente. "Sich auf einer Sparte auszuruhen, führt in eine Sackgasse", ist er überzeugt. Sein Prinzip: "Man muss sich immer wieder hinterfragen und Neues ausprobieren."

Der Vater von drei erwachsenen Kindern hat in Dortmund Kirchenmusik studiert und Operngesang mit künstlerischer Reife. Doch wie das Leben so spielt - eher durch Zufall ist Gerhold vor 25 Jahren auf die freie Kirchenmusikerstelle in der Evangelisch-reformierten Kirchengemeinde aufmerksam geworden. Eine Arbeitskollegin seiner Frau hatte davon erzählt und die Kalkstadt als ein "sehr schönes Städtchen" beschrieben. Gerhold bekam die Stelle. Als neuer Kantor hat er sich sogleich bei den Wülfrather Schulen und Kitas vorgestellt, ihnen angeboten, mit den Kindern zu singen. Das wurde angenommen. "Es bestand Bedarf", sagt der Kantor. Bereits nach einem Monat gründete er Kinder- sowie Jungchor in der Gemeinde. Zusammen wurden Musicals in der damals noch bestehenden Stadthalle aufgeführt. Theater brachte Gerhold dort ebenfalls mit vielen Akteuren auf die Bühne. Die Aufführungen waren höchst erfolgreich, konnten nach dem Stadthallenabriss in der Form jedoch nicht fortgesetzt werden.

Auch die "Adventskammer", mit der die Kantorei Wülfrath in diesem Jahr zum 25. Mal auf die Weihnachtszeit einstimmt, steht für den Impuls durch Kantor Gerhold. Gestartet ist das erste Konzert 1993 mit zwölf Sängern im Gemeindehaus am Pütt, heute wirken 85 Sänger mit.

Der 54-Jährige ist mit vielen unterschiedlichen Musikstilen aufgewachsen. Eine Vielfalt, die er weitergeben will. Zugleich will er über Musik eine Auseinandersetzung mit Gott und Glauben erzeugen. Doch das wird heutzutage immer schwieriger, wie Gerhold bedauert. "Immer mehr Menschen verlieren den Bezug zur Kirche."

(RP)
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