Wülfrath Lokal-Journalismus im Wandel der Zeit

Wülfrath · Ulrike Rohdens Vater Ernst Erbach war vor über 60 Jahren Reporter in Wülfrath. Er textete und machte seine Fotos selbst.

 Als Kind hat Ulrike Rohden durch ihren Vater Einblicke in die Welt des Journalismus erhalten. Hier sieht sie sich dessen Fotos an.

Als Kind hat Ulrike Rohden durch ihren Vater Einblicke in die Welt des Journalismus erhalten. Hier sieht sie sich dessen Fotos an.

Foto: Tanja Bamme

Digitalkameras, Handys, Computer. Die Welt des Journalismus hat sich in den vergangenen Jahrzehnten spürbar verändert, wurde schnelllebiger. Ulrike Rohden erinnert sich noch gut an den Journalismus vor über 60 Jahren. Damals war ihr Vater Ernst „Erni“ Erbach Journalist beim Wülfrather Generalanzeiger, der späteren Westdeutschen Zeitung (WZ). Seine Bilder wurden mehrfach im Niederbergischen Museum ausgestellt. Jetzt erinnert sich seine Tochter.

Mit seinem Moped – einer NSU Quickly – fuhr Erbach jeden Morgen pünktlich um neun Uhr seine Route ab: Zunächst zur Polizei, im Anschluss daran zum Standesamt und zu den weiteren Wirkungsstätten, um die gesammelten Informationen abends mit Hilfe seiner Schreibmaschine der Marke Olympia zu Papier zu bringen. Der Journalismus war in der Familie Erbach allgegenwärtig, die ganze Familie Teil des väterlichen Berufslebens. „Wir waren vier Kinder und haben so manche Konzertaufführungen für unseren Vater besucht und ihm im Nachhinein davon berichtet“, erinnert sich die gebürtige Wülfratherin.

Erni Erbach war für seine Chefs ein Rundum-Sorglos-Paket: Als leidenschaftlicher Fotograf schoss er die Bilder zu seinen Artikeln stets selbst, wurde später sogar von der Polizei als Fotograf für Unfallaufnahmen verpflichtet. Zur Erbachs Zeiten mussten Fotos noch von Hand entwickelt werden. „Für diesen Zweck haben wir unter unserem Dach ein Fotostudio eingerichtet.“ Als Berichterstatter hatte Erbach einen ganz besonderen Stellenwert in der Gemeinde. Er wurde nicht nur in der internetfreien Zeit gerne für Anliegen rund um die Stadt zu Rate gezogen, sondern war auch für die Vereinslandschaft ein unverzichtbarer Zeitgenosse. Mitgliederakquise konnte in den 50er Jahren schließlich nicht über die Sozialen Medien betrieben werden. „Nur wer in der Zeitung stand, wurde wahrgenommen“, weiß Ulrike Rohden, die sich die Wertigkeit des Journalismus von damals zurückwünscht. „Mein Vater hat stets neutral Bericht erstattet. Er hatte einen unverkennbaren Schreibstil, der nie auch nur eine Spur eigener Meinung enthielt. Das ist heute bei manchen Berichterstattungen anders.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort