Wülfrath Bilder erzählen von einem neuen Leben

Wülfrath · Elke Voß-Klingler von der Wülfrather Flüchtlingshilfe hat mit drei Afrikanern ein Kunstprojekt ermöglicht. Derzeit sind die Zeichnungen beziehungsweise die Malereien in der Evangelischen Kirche Düssel ausgestellt.

 Ausstellung " Auf dem Weg " in der evangelischen Kirche Düssel Initiatorin und Künstlerin Elke Voß - Klingler mit dem somalischen Künstler Yussuf Ali Ahmd und seinem Bild

Ausstellung " Auf dem Weg " in der evangelischen Kirche Düssel Initiatorin und Künstlerin Elke Voß - Klingler mit dem somalischen Künstler Yussuf Ali Ahmd und seinem Bild

Foto: Blazy, Achim (abz)

„Kunst ist für mich wie ein Tagebuch. Dinge, die mich beschäftigen, setze ich in Malerei und Bildhauerei um“, sagt Elke Voß-Klingler. Die Künstlerin ist pensionierte Psychotherapeutin. Viele Jahre hatte sie in der Bergischen Diakonie gearbeitet. Gemeinsam mit ihrem Mann eröffnete sie ein Offenes Atelier in der Einrichtung. Nun hat sie für die Evangelische Kirche in Düssel eine kleine Ausstellung realisiert. „Auf dem Weg: Vertrieben – fliehen – ankommen“ lautet der Titel der Kunstausstellung. Drei geflüchtete Männer aus Ostafrika stellen dort ihre Werke aus: Yusuf Ali Ahmed und Abdulkadir Adan Omar (beide aus Somalia) sowie Yonas Mehari Temesgen aus Eritrea.

In ihren Zeichnungen und Malereien verarbeiten sie die Eindrücke ihrer Flucht. Elke Voß-Klingler kennt die drei Afrikaner sehr gut, da sie sich seit mehreren Jahren in der Wülfrather Flüchtlingshilfe „INGA“ engagiert. Gemeinsam mit anderen Künstlern hielt sie Mal- und Zeichenkurse für geflüchtete Menschen ab.

Die drei Afrikaner, kaum hatten sie vor den Staffeleien gesessen, zeigten sich sofort von ihrer kreativen Seite. Dabei waren sie in der Heimat nie künstlerisch aktiv gewesen, wie Voß-Klingler betont: „Erst in unseren Kursen wurde ein ernsthaftes Interesse am Malen und Zeichnen geweckt.“ Sie nutzte eine therapeutische Herangehensweise und bat die Teilnehmer auf Papier zu bannen, was sie tief im Inneren bewegt. „Über die Bilder konnten die drei Männer mir berichten, was sie auf ihrer Flucht nach Deutschland erlebt haben“, erklärt Voß-Klingler: „Was Menschen tief im Inneren bewegt, kommt durch Kunst an die Oberfläche.“

Die Psychotherapeutin empfand es nicht als mühsam, Yusuf, Yonas und Abdulkadir an die Kreativität heranzuführen. Sie haben sich dazu gesetzt, mitgemacht und es klasse gefunden, erinnert sie sich. Die Werke der drei Afrikaner hingen zuerst in der Bergischen Diakonie aus. Dann hatte ein Gemeindemitglied der Evangelischen Kirche in Düssel die Idee, die Bilder auch im Gotteshaus auszustellen.

Auf der kompletten linken Seite des Kirchenraumes finden die Bilder der drei Künstler ihren Platz. Mit stilistisch einfachen Mitteln sind beklemmende Szenen dargestellt: Ein Lastwagen, vollgepackt mit Menschen, brettert durch die Wüste, und auf der Hinterseite des Fahrzeugs fallen schon die ersten Personen herunter. Es gibt eine Buntstiftzeichnung von Yusuf Ali Ahmed, die einen bedrohlichen Menschen mit unnatürlichen Proportionen darstellt. Er hat eine Pistole in der Hand und eine Zigarette im Mundwinkel.

„Wohl eine Schlüsselszene auf der Flucht“, merkt Elke Voß-Klingler vorsichtig an. Yusuf Ali Ahmed lebt seit dreieinhalb Jahren in Deutschland. Er wohnt in Wülfrath und arbeitet dort in einem Dachdeckerbetrieb. Dass seine Bilder in der Kirche ausgestellt werden, stellt eine große Anerkennung für den 27-Jährigen dar.

„Zuhause in Somalia wäre das unmöglich gewesen“, sagt er, „denn dort habe ich nur Krieg und bittere Armut erlebt.“ Pfarrer Udo Schmitt ist von der Ausstellung angetan: „Die drei Künstler haben einige sehr interessante und expressionistische Bilder hervorgebracht. Sie schildern die Lebenslagen von Flüchtlingen und geben uns die Möglichkeit, auch ohne Worte etwas davon zu verstehen.“ Auch Elke Voß-Klingler trägt ihren Teil zur Ausstellung bei. Elf quadratische in Kästen eingefasste Gemälde zeigen weitläufige Landschaften oder Bootsüberfahrten auf offener See. Bei genauerem Hinsehen entpuppt sich von links nach rechts eine Bildergeschichte, die von Menschen erzählt, die entwurzelt einen Neubeginn in einer für sie fremden Welt wagen. „Eine Kirche ist ein ernsthafter Ort“, findet Voß-Klinger, „darum gehört die Thematik der Bilder auch hierher.“

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