Wülfrath Sie begleiten die letzten Wege im Leben

Wülfrath · 28 Ehrenamtliche begleiten in der Hospizgruppe schwerkranke und sterbende Menschen. Verstärkung wird gebraucht.

Jedes Leben endet mit dem Tod. Theoretisch weiß das jeder, praktisch wird die Tatsache gerne ausgeblendet. Nicht so bei den 28 Ehrenamtlern der Hospizgruppe. „Ich habe keine Furcht vor dem Tod“, bekennt Christa Kruppe. „Und wenn es bei mir selbst mal so weit ist, dann möchte ich mich gerne von den Hospizlern begleiten lassen“, zitiert die 77-Jährige aus einem entsprechenden Passus ihrer Patientenverfügung. Die Konfrontation mit letzten Wegen ist für sie und ihre Mitstreiter normal.

„Hospizler, so nennen wir uns“, erklärt Beate Krüger, Koordinatorin der Gruppe. Zuhören können, uneigennützig und oftmals „einfach bloß da sein“ zeichnet sie alle aus. Eine „gute Gemeinschaft“ sei das Team, „wir ziehen alle an einem Strang mit Gespür füreinander und das, was der zu Begleitende braucht.“ Diese selbstlos auf ihren letzten Wegen zu begleiten, vielleicht auch letzte Wünsche zu erfüllen oder zwischen Freunden und Familie zu vermitteln, „ist eine wichtige Aufgabe. Auch, weil in unserer Gesellschaft inzwischen viele alleine sind“, also keinen familiären Anschluss haben. Auch deshalb werden Hospizler gebraucht. „Aber das Thema Tod muss immer wieder aus der tabu-Zone in den gesellschaftlichen Diskurs gebracht werden“, finden sie. „Fingerspitzengefühl“ ist die wichtigste Eigenschaft für die Betreuung anderer“, berichtet Gisa Hoffmann. Die 76-Jährige hat erst im vergangenen Jahr zur Gruppe gefunden. „Ich war auf der Suche nach etwas Vernünftigem, womit ich meine üppig bemessene Freizeit füllen kann.“ Persönlich von Tod und Trauer betroffen und „immer positiv Herausforderungen des Lebens zu begegnen, kann mich nichts erschüttern“. So in sich zu ruhen, ist eine „wichtige Voraussetzung für unsere Aufgaben“, beschreibt die Koordinatorin wesentliche Charakterzüge. Zeit für andere mitzubringen, geduldig zu sein, sei die Grundvoraussetzung, ebenso wie empathisch zu sein. Die „Erdverbundenheit, also mit beiden Beinen mitten im Leben zu stehen“, ist allerdings das Wichtigste. Oder wie Gisa Hoffmann es auf den Punkt bringt: „Man muss mit sich selbst im Reinen sein.“

Weitere ehrenamtliche Unterstützer werden dringend gesucht. Die Gruppe, darunter zwei Männer, braucht Verstärkung. Denn dem demografischen Wandel geschuldet gibt es mehr Ältere, der gesellschaftlichen Struktur geschuldet sind es mehr Alleinstehende und den Zivilisationskrankheiten geschuldet gibt es zunehmend Krebs- und demenziell veränderte Patienten. „Wobei auch junge Menschen plötzlich schwer erkranken können“, wie Beate Krüger weiß – weshalb junge Mitmachende in der Gruppe willkommen sind.

 Der Altersdurchschnitt liegt derzeit zwischen 45 und 80 Jahren und es sind nicht ausschließlich tränentreibende Momente, wie sich Christa Kruppe an Begegnungen aus ihrer etwas zehnjährigen Zeit als Begleiterin erinnert. „Es gibt da so gewisse Momente“, versucht sie Gefühle zu verbalisieren, für die es keine Worte gibt. „Für mich ist es eine Herzensangelegnehit, mich um andere kümmern zu dürfen.“ Werden Herz und Seele schwer, stehen die Gruppe sowie Supervision zur Seite. „Aus jeder Begleitung nehme ich etwas mit“, erzählt die Frau, die einst als Buchhalterin „einen knochentrockenen Job absolvierte“. Vor allem sei es Achtsamkeit für das eigene Leben und furchtlos zu sein.

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