Wülfrath/Togo Der Doktor und das liebe Vieh

Wülfrath/Togo · Seit 15 Jahren leisten Eberhard Karbe und der Verein "Hilfe für Kleinbauern in Togo" Hilfe zur Selbsthilfe.

 Der pensionierte Tierarzt Eberhard Karbe ist regelmäßig in Togo. Für sein neues Projekt gegen das Sterben von Perlhühnern hofft er auf zahlreiche Spenden.

Der pensionierte Tierarzt Eberhard Karbe ist regelmäßig in Togo. Für sein neues Projekt gegen das Sterben von Perlhühnern hofft er auf zahlreiche Spenden.

Foto: privat

Vor mehr als 30 Jahren war Eberhard Karbe als GTZ-Experte in Togo tätig. Sein Fachwissen als Tierarzt war gefragt. "Vier Jahre lebte und arbeitete ich dort. Und lernte Land und Leute kennen. Vor allem registrierte ich, wie viele Probleme es bei der Tierhaltung gibt." Nach seiner Pensionierung 1998 wurde der Veterinär für oben genannten Verein in Togo wieder aktiv. Hauptziel des 1999 initiierten Projekts ist die Verbesserung der Geflügelproduktion zur Optimierung der Ernährung und der Einkommen der Bevölkerung.

In Togo spielt die Geflügelproduktion bei den Kleinbauern in den Dörfern eine ökonomische wichtige Rolle, aber tödliche Geflügelkrankheiten machten dem Federvieh schnell den Garaus. "Also musste eine nachhaltige tierärztliche Versorgung gewährleistet werden", und so begann für den inzwischen 79-Jährigen die Arbeit. Innerhalb von 13 Jahren initiierte er mit seiner Frau Patricia und fünf togoischen Tierärzten als Partner vor Ort in allen fünf Provinzen das Impfen gegen die tödliche Newcastle-Krankheit in schließlich 169 Dörfern.

"Wir sprachen mit den Bauern, erklärten unser Vorhaben, importierten als Erste thermotolerante Impfstoffe." Denn die Dörfer sind oft ohne Stromzugang, also ohne funktionierende Kühlschränke. Dazu wurden in jedem Dorf zwei Veterinärhelfer ausgebildet, "denn es sollte immer Hilfe zur Selbsthilfe sein". Als Gedächtnisstütze und Anleitung wurde für sie ein Impfhandbuch entwickelt.

"Nach zwei, drei mit Spendengeldern finanzierten Impfkampagnen je Dorf waren die Kleinbauern überzeugt und bezahlten dann selber für die Impfungen aus den erhöhten Einnahmen vom gesteigerten Hühnerverkauf." Ein schöner Erfolg. Zumal im März 2012 dieses Projekt fortgesetzt wurde von der togoischen Regierung - finanziert von der Weltbank. "In unserem kleinen Verein waren wir begeistert, dass die mächtige Weltbank unsere Aktivitäten in größerem Umfang fortsetzen sollte. Bis auf abschließende Weiterbildungsseminare 2013 ruhte dann unser Projekt - und war doch lange nicht beendet".

Jetzt nämlich steht ein Verwandter des Haushuhns im Fokus. "Die Kleinbauern hatten uns bei den Dorfversammlungen immer wieder gebeten, etwas gegen das Massensterben ihrer Perlhuhnküken zu unternehmen." Weit über 50 Prozent des Nachwuchses starb. Wie Eberhard Karbe durch verschiedene Therapien und bakteriologische Untersuchungen herausfand, war die Ursache dafür eine Blutvergiftung durch Salmonellen (Salmonellen-Septikämie).

"In Togo gibt es keinen Impfstoff dagegen, inzwischen wurden zwei geeignete Impfstoffe von uns importiert." Vom 2. bis 16. November waren die Karbes wieder in Togo. "Wie üblich besuchte ich gleich am ersten Tag den deutschen Botschafter, um ihn über die Tätigkeit und Zukunftspläne zu informieren." Zusammen mit weiteren Fachleuten wurde das Perlhuhn-Projekt als neues Entwicklungshilfevorhaben diskutiert. "Er sagte zu, unseren BMZ-Antrag 2015 zur finanziellen Unterstützung dieses Projektes ab 2016 zu befürworten."

Vor allem war der Doktor für sein liebes Vieh im November in Afrika. Zusammen mit Dr. Awana Ali besuchte er elf Dörfer und kontrollierte die ersten Perlhuhn-Ergebnisse, das sind prophylaktische Maßnahmen zur Verhinderung des Massensterbens. Im nächsten Schritt geht es dann darum, Modalitäten für die Routineimpfungen ab 2016 zu klären. "Je nachdem, wann die Ergebnisse vorliegen, reisen wir im Spätsommer wieder nach Togo." In ein Abenteuer stürzt er sich nicht, sondern in ein nachhaltiges Projekt. "Bessere Hilfe zur Selbsthilfe kenne ich nicht."

Im Sommer 2015 soll der Antrag beim Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) vorliegen mit Kostenkalkulationen für die Einführung der Routine-Impfungen ab 2016, die beide noch gemeinsam mit Dr. Ali zu erarbeiten sind. Nach Genehmigung übernimmt das BMZ 75 Prozent der Kosten, der Verein mit seinen Spenden 25%. "Spender sollten wissen, dass ihre Spenden dann vom BMZ vervierfacht werden. Je mehr Spenden wir bekommen, umso mehr armen Kleinbauern-Familien können wir helfen" ("http://togohilfe.de" ; "mailto:eberhard.karbe@t-online.de" ).

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