Wülfrath Heiraten am 9.9.2019 – mit Traubecher

Wülfrath · Der 9. und der 19. September sind beliebte Hochzeitstermine. In Wülfrath gibt es die Tradition des Traubechers.

 Standesbeamtin Andrea Pabst und Stadtarchivar Axel Bayer von der Stadt Wülfrath zeigen alte Heiratsregister und den Traubecher.

Standesbeamtin Andrea Pabst und Stadtarchivar Axel Bayer von der Stadt Wülfrath zeigen alte Heiratsregister und den Traubecher.

Foto: Tanja Bamme

Die Hochzeit ist der wohl schönste Tag im Leben eines Paares. Allein im vergangenen Jahr haben sich im Standesamt Wülfrath 134 Paare das Ja-Wort gegeben. Aus der Mode ist sie also nicht, die Ehe. Was dabei nicht fehlen darf, ist das Stammbuch. Doch braucht man das überhaupt?

Standesbeamtin Andrea Pabst sagt „nein“. „Trotzdem ist es üblich, dass die meisten Paare mit eben jenem Buch zur Trauung erscheinen.“ Im Stammbuch werden nicht nur die Eheurkunden aufbewahrt, sondern auch Geburts- und Sterbeurkunden. Ein Dokumenten-Sammelalbum also. „Die Auswahl an solchen Stammbüchern ist schier grenzenlos“, ist sich Andrea Pabst sicher, die jeweils im Dezember die Bücher für das kommende Jahr bestellt. Diese lassen sich im Standesamt des Wülfrather Rathauses in zwei Glasvitrinen bewundern. „Es gibt klassische Stammbücher, aber auch ausgefallene Stücke in Leder gebunden oder mit Grafiken, wie Leuchttürmen, Herzen oder Schlösser“, erklärt Pabst. Vorgeschrieben ist nichts, allein der Geschmack zählt.

„Natürlich können solche Stammbücher auch im Internet bestellt werden. Dort ist die Auswahl noch größer“, sagt Pabst. Im Rathaus kosten die Exemplare zwischen 23 und 38 Euro. Ein überschaubarer Betrag für ein Buch, das persönliche Geschichten schreiben wird.

Natürlich sind die Eheurkunden nicht nur in den jeweiligen Stammbüchern im heimischen Regal aufgeführt. „1811 haben die Franzosen die Zivilehe in Wülfrath eingeführt. Ab diesem Zeitpunkt haben wir die Heiratsurkunden in Registern dokumentiert“, weiß Stadtarchivar Axel Bayer. Die Ehen, die bis 1938 geschlossen wurden, lassen sich im Stadtarchiv, das in der Medienwelt untergebracht ist, einsehen. „Die neueren Urkunden sind noch im Rathaus zu finden.“ Während die historischen Bücher zur damaligen Zeit von Hand geführt wurden, hielt die Moderne 1951 dank der Schreibmaschine Einzug ins Standesamt. „Und seit 2009 führen wir das Heiratsregister digital“, ergänzt Andrea Pabst. „Aktuell sind wir damit beschäftigt, auch die älteren Urkunden digital zu erfassen.“

In Wülfrath wird Tradition im Trauzimmer groß geschrieben. So sind nicht nur die Ausgabe der Eheurkunde in den rund 20 minütigen Trau-Ablauf integriert, sondern auf Wunsch auch persönliche Anekdoten und die Geschichte des Traubechers. Diese stammt zwar ursprünglich aus dem Nürnberger Raum, wurde vom hiesigen Standesamt aber wegen seiner Sinnhaftigkeit gerne übernommen. So besagt die Sage, dass ein Rittersfräulein in einen tüchtigen Goldschmied verliebt war, die Ehe aber vom Brautvater missbilligt wurde. Nur wenn der Goldschmied in der Lage sei, einen Becher zu schmieden, aus dem das Liebespaar gleichzeitig trinken kann, würde er der Ehe zustimmen.

Und so entstand der Traubecher, der auch heute Wülfrather Paare vor die erste Hürde der jungen Ehe stellt: „Wir verraten natürlich nicht, wie man aus dem Becher trinkt“, sagt Andrea Pabst lachend. „Das müssen die Brautpaare schon selbst herausfinden.“

 Das Restaurant „Kutscherstuben“ in Wülfrath-Düssel ist einer von drei Orten jenseits des Standesamtes, an dem sich die Wülfrather trauen lassen können. Bei schönem Wetter kann die Zeremonie auch unter freiem Himmel stattfinden.   Archivfoto: Chaperon/Kreis Mettmann

Das Restaurant „Kutscherstuben“ in Wülfrath-Düssel ist einer von drei Orten jenseits des Standesamtes, an dem sich die Wülfrather trauen lassen können. Bei schönem Wetter kann die Zeremonie auch unter freiem Himmel stattfinden. Archivfoto: Chaperon/Kreis Mettmann

Foto: Kreis Mettmann/Martina Chardin

Getraut wird mittlerweile auch nicht mehr ausschließlich im Trauzimmer des Rathauses. Immer beliebter werden externe Traustätten. So bieten die „Kutscherstuben“ in Düssel, aber auch das Niederbergische Museum und das Kommunikationscenter in Schlupkothen Trauungen fernab der Stadtverwaltung an.

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