Mettmann Bürger kritisieren das Verkehrsgutachten

Mettmann · Nach der Wählergemeinschaft werfen jetzt auch die „Initiativen für Mettmann“ der Analyse schwere Mängel vor.

 Für die Schwarzbachstraße herrscht seit Netztrennung ein Durchfahrtverbot. Doch der Verkehr wurde zuvor gezählt.   RP-Archivfoto:   Stephan Köhlen

Für die Schwarzbachstraße herrscht seit Netztrennung ein Durchfahrtverbot. Doch der Verkehr wurde zuvor gezählt. RP-Archivfoto: Stephan Köhlen

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Die „Initiativen für Mettmann“ nehmen jetzt in einer 13 Seiten umfassenden Studie Stellung zum Verkehrsgutachten. Ihr Urteil: „Hier ist keine Idee, kein Ziel oder Strategie zu erkennen, aber auch kein Mut, Altes in Frage zu stellen.“ Und: „Die Netztrennung hat die Verkehrsprobleme nicht gelöst, die Netztrennung hat neue Verkehrsprobleme geschaffen.“

Damit drücken sich die Bürger diplomatischer aus als vor kurzem die Unabhängige Wählergemeinschaft des Kreises Mettmann (UBWG), die bereits eine Honorarkürzung für die Gutachter forderte. Auch Einzelhändler und Bürger hatten bei einer Informationsveranstaltung Anfang Juli deutliche Kritik an dem Gutachten geäußert. Doch zwischen den Zeilen lässt auch der Autor der Studie, Ulrich Görgens, durchblicken, dass das Gutachten aus seiner Sicht erhebliche Mängel aufweist und zentrale Fragen offen lässt. „Ich will aber nicht rumpoltern und die nächste Diskussion vergiften“, sagt Görgens dazu.

Rückblende. Seinen Schlussbericht mit Untersuchungen zum Gesamtverkehrskonzept der Stadt Mettmann hatte das Aachener Büro für Stadt- und Verkehrsplanung (BSV) im Februar im Planungsausschuss vorgestellt. Das Konzept soll Weichen stellen, um anhand der anspruchsvollen Topographie und Infrastruktur Mettmanns Verkehrsströme sinnvoll zu lenken und Belastungen zu verringern.

Ein zentraler Vorschlag der Gutachter sind Pförtner-Lösungen, also die Schaffung künstlicher Nadel-Öhre an Mettmanns Einfallstraßen durch verlängerte Ampel-Rotphasen, um den Verkehr in der Innenstadt zu reduzieren und ihn auf die Umgehungsstraßen (Osttangente/Südring) umzuleiten. Diese Idee aber, die bereits in der öffentlichen Diskussionsveranstaltung auf harsche Kritik stieß, ist auch aus Sicht von Görgens fragwürdig. Denn laut Verkehrszählung am 12. Mai 2016 kamen zwischen 6 und 10 Uhr gerade mal 709 Autos aus Richtung Wülfrath die Johannes-Flintrop-Straße hinunter. „Ist bei dieser Anzahl von Fahrzeugen die Maßnahme der Netztrennung verhältnismäßig?“, fragt Görgens. Und wie viele sind Autos nutzen diese Einfallstraße eigentlich heute, nach der Netztrennung? „Soll eine Pförtnerung eingeführt werden, ohne zu wissen, ob der Grund noch da ist?“, fragt Görgens in seiner Stellungnahme.

Dieser Sachverhalt offenbart auch einen seiner wichtigsten Kritikpunkte am Gutachten: Die Zahlen, auf die sich das Gutachten stützt, wurden vor der Netztrennung erhoben. Die Veränderung der Verkehrsströme, die sich durch die Verkehrsberuhigung der Innenstadt mit Sperrung der Schwarzbachstraße ergeben, seien dabei nicht berücksichtigt worden.

Das ist Görgens’ Vorwurf an Gutachter und Stadtverwaltung: „Der Planer hätte die Stadt darauf aufmerksam machen müssen, dass der Zeitpunkt der Studie katastrophal ungünstig ist.“ Die Stadtverwaltung hingegen „hätte vorher mal eingreifen müssen“, sagt Görgens: „Warum hat es drei Jahre lang gedauert, bis das Ergebnis vorliegt? Warum gab es keine Zwischenberichte?“ Nun müssten sich Verwaltung und Politik mit einem Gutachten auseinandersetzen, dessen Ergebnisse eher verwirren als Klarheit bringen.

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