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Landfrauen in Wülfrath Beate Kneer führt starke Landfrauen an

Wülfrath · Die Landfrauen haben ein verstaubtes Image, dabei sind sie brandaktuell. Ortsvorsitzende Beate Kneer über die Landwirtschaft, Nachhaltigkeit und Greta Thunberg.

 Ortsvorsitzende Beate Kneer hat nach ihrer Ausbildung zur Bankkauffrau eine weitere absolviert und ist auch gelernte Hauswirtschafterin.

Ortsvorsitzende Beate Kneer hat nach ihrer Ausbildung zur Bankkauffrau eine weitere absolviert und ist auch gelernte Hauswirtschafterin.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Feministisch und auf der Höhe der Zeit - Attribute, die nicht jeder sofort mit den Landfrauen in Verbindung bringen würde. Dabei sind sie genau das. Als sozialpolitisch engagierter Verband kümmern sie sich in erster Linie darum, die gesellschaftliche, wirtschaftliche und rechtliche Situation von Frauen auf dem Land zu verbessern. „Viele denken immer noch, dass wir uns in Kopftuch und Gummistiefeln gekleidet zum Kaffee trinken treffen. Das stimmt aber nicht“, sagt Beate Kneer, Vorsitzende des Ortsverbandes in Wülfrath. Die gelernte Bankkauffrau ist wie viele anderen Mitglieder des Verbandes eine moderne Bäuerin, sprich: Sie kümmert sich gemeinsam mit ihrem Mann um das Unternehmen. „Die meisten unserer Frauen sind mehrfachbelastet, haben Beruf, Familie und Hof“, sagt Kneer.

Durch Seminare und Workshops zu Themen wie Equal Pay und Digitalisierung bilden sich die Frauen regelmäßig weiter und bleiben up to date. Hinzu kommen Netzwerkveranstaltungen, Märkte, Hoftage und Bauernhof-Erlebnistage für Schulklassen und Kindergärten. „Wir möchten den Kindern schon früh vermitteln, Lebensmittel wertzuschätzen und so wenig wie möglich wegzuwerfen“, sagt Kneer. In Sachen Nachhaltigkeit waren die Landfrauen schon immer Vorreiterinnen: „Auch vor 30 Jahren haben wir auf unseren Festen Porzellangeschirr und Besteck selber mitgebracht, um Plastikmüll gar nicht erst entstehen zu lassen.“ Trotzdem sei ihre persönliche CO2-Bilanz und die vieler anderer Landfrauen nicht perfekt: Wie viele andere Landwirtinnen wohne sie außerhalb, habe eine große Familie und sei auf ein Auto angewiesen. Dies wirke sich negativ auf ihre Bilanz aus.

Perfektion sei aber auch nicht das Ziel: „Wir müssen aufhören, alles in schwarz und weiß einzuteilen. Es gibt entweder nur Greta oder keine Greta. Das macht uns kaputt“, sagt Kneer. Dabei gebe es so viele Grauzonen, in denen ein Mittelweg gegangen werden müsse. Ihr ist es wichtig, dass jeder seinen Teil zur Ökobilanz beiträgt: „Niemand kann alles richtig machen. Beschuldigungen bringen uns nicht weiter.“

Als Ortsvorsitzende legt Kneer großen Wert darauf, ihre Frauen bestmöglich zu vernetzen. Seit einigen Monaten besitzen die Landfrauen in Wülfrath eine eigene Facebook-Seite. Auch eine WhatsApp-Gruppe hilft dabei, Informationen und Erinnerungen zu verbreiten. „Wir müssen beim digitalen Wandel mitgehen, auch wenn viele unserer Mitglieder im Internet nicht aktiv sind - zumindest noch nicht“, sagt sie. Das liege vor allem am Altersdurchschnitt: Die Hälfte der Wülfrather Landfrauen ist über 60. Viele Frauen seien unsicher und hätten Angst vor neuen Technologien. Um dem entgegenzuwirken, möchte sie sich zukünftig um Workshops kümmern, in denen älteren Menschen die Digitalisierung nahe gebracht wird.

Obwohl sie die Durchmischung von Generationen schätzt - so sei das in der Landwirtschaft auch - wünscht sie sich, dass noch mehr junge Frauen dazukommen. „Wir brauchen den Austausch zwischen Jung und Alt. Und wir brauchen Nachwuchs, sonst sterben wir aus“, sagt Kneer. Willkommen sind nicht ausschließlich Frauen, die in der Landwirtschaft tätig sind. Auch Frauen, die auf dem Land leben und sich weiterbilden, Gemeinschaft haben und engagieren wollen sind herzlich willkommen. Gemeinsam könne man eine Menge erreichen: „Wir tun Gutes und sprechen darüber. Das ist bei Frauen lange nicht so gewesen. Deswegen sollten wir es jetzt tun“, sagt sie.

(Danina Esau )
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