Willich Zwei Menschen, die nah am Wasser bauen

Willich · Toni Pelzer und Martin Backus wissen montags selten, wo sie am Donnerstag arbeiten werden. Eins ist immer klar, es ist eine Arbeit im und am Wasser. Die Beiden sind Wasserbauer und arbeiten für den Niersverband.

 Toni Pelzer (links) und Martin Backus machen am Niersufer am Grenzweg in Neersen Frühstückspause.

Toni Pelzer (links) und Martin Backus machen am Niersufer am Grenzweg in Neersen Frühstückspause.

Foto: Wolfgang Kaiser

Wenn Toni Pelzer und Martin Backus nach ihrem Beruf gefragt werden und es kommt die Antwort Wasserbauer, dann ernten die Beiden so manch fragenden Blick. "Ich sage immer, das ist der Straßenbauer auf dem Wasser", meint Backus schmunzelnd. Der 22-Jährige hat gerade seine Lehre in diesem relativ unbekannten Beruf beendet und strahlt, wenn er über seine tägliche Arbeit in der Natur berichtet.

 Mit dem Spezialbagger, "Spinne" genannt, arbeitet Wasserbauer Toni Pelzer im Flussbett. Kollege Martin Backus (rechts) unterstützt ihn am Ufer.

Mit dem Spezialbagger, "Spinne" genannt, arbeitet Wasserbauer Toni Pelzer im Flussbett. Kollege Martin Backus (rechts) unterstützt ihn am Ufer.

Foto: Kaiser, Wolfgang (wka)

Das geht auch Pelzer so. Seinen Beruf, den der 27-Jährige als "den besten Beruf, den es gibt," beschreibt, verdankt er dabei einer Lehrerin in der Schule. "In der zehnten Klasse hatten wir eine Stunde Vertretung in Englisch. Die Lehrerin unterrichtete allerdings kein Englisch, sondern hatte eine Videokassette über die Berufe Tischler und Wasserbauer dabei. Ich hatte von dem Beruf des Wasserbauers vorher noch nie etwas gehört und war völlig fasziniert. Ich wusste, das ist es", erinnert sich der 27-Jährige, der immer schon gerne am Wasser war und vom Sternzeichen sogar ein Wassermann ist. Für ihn sei das ein eindeutiges Vorzeichen, bemerkt der Wankumer mit einem Augenzwinkern.

Auf einem kleinen Umweg kam Martin Backus zu seinem heutigen Beruf. Über einen Bekannten erfuhr er vom Beruf und machte sogar während seine Schulzeit ein Praktikum als Wasserbauer. Der Issumer war begeistert, entschloss sich dann aber, doch zuerst eine Einzelhandelskaufmann-Ausbildung zu absolvieren. "Ich habe sie zwar abgeschlossen, wusste aber direkt, dass das kein Beruf für mich ist. Es folgte danach die Ausbildung zum Wasserbauer. Diese hätte ich besser sofort machen sollen, denn das ist genau mein Beruf", sagt er voller Begeisterung. Die Arbeit sei sehr abwechslungsreich. Das sei schon jetzt während der Ausbildung festzustellen. Wer macht in der Ausbildung schon den Sportbootführerschein, den Rettungsschwimmer Bronze, den Erdbaugeräte- und den Kettensägeschein? Aber auch danach wird ständige Weiterbildung groß geschrieben. Toni Pelzer ist so ein Spezialist für die Spinne geworden, wie der gigantische Schreitbagger heißt, mit dem in Flüssen gearbeitet wird. "Ich habe drei Tage lang eine Einweisung von einem Wasserbauer erhalten, der eine Spinne 27 Jahre lang gefahren hat. Der kannte sein Gerät auswendig. Auf diese Grundkenntnisse habe ich dann aufgebaut", berichtet Pelzer.

Egal, wo Pelzer und Backus im Einsatz sind, ihre Arbeitsplätze sind immer in der Natur. "Wenn man ein bisschen darauf achtet, bekommt man soviel von der Natur mit. Das ist einfach herrlich", schwärmt Backus. Frühstücks- oder Mittagspause gibt es so auch im Grünen oder, wenn es zu kalt ist, eben im Lastwagen, mit dem die Maschinen an die verschiedenen Einsatzorte transportiert werden.

Landgewinnung an der Küste, Schleusenarbeiten in Koblenz, es sind nicht nur die Niers und ihre Nebengewässer, an denen das insgesamt 13-köpfige Wasserbauerteam in Diensten des Niersverbandes eingesetzt wird. Wo genau gearbeitet wird, ist dabei immer eine Überraschung. Die Arbeit sei wie ein Ü-Ei, beschreibt es Pelzer. "Bei uns ist es so, dass wir montags nicht wissen, wo wir donnerstags arbeiten werden. Es sei denn, es ist ein Großauftrag. Aber selbst dann kann sich etwas ändern, wenn irgendwo Not am Mann ist", sagt Pelzer und erinnert sich an einen Fall, wo ein Kollege mit einem Kahn nicht mehr die Niers hochkam und der Bagger helfen musste.

Gearbeitet wird in Gleitzeit zwischen 6 und 18 Uhr und das 39 Stunden pro Woche. Allerdings gibt es Arbeiten, die an einem Stück durchgezogen werden müssen, und dann wird entsprechend länger gearbeitet. "Wenn ich abends noch 20 Meter mit dem Bagger zu tun habe, dann ziehe ich die auch noch durch, egal, wie spät es wird", erzählt Pelzer. Und bei Sturmschäden, wenn zum Beispiel Bäume den Wasserabfluss behindern, geht es auch am Wochenende oder in den Abendstunden raus. Der Bauhof des Niersverbandes für das Wasserbauerteam liegt in Grefrath.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort