Willich Zwang Angeklagter Freundin zu Prostitution?

Willich · Die Freundin des 23-Jährigen soll in Tönisvorst und Grefrath in Bordellen gearbeitet haben.

Ein wegen Zuhälterei, Vergewaltigung und gefährlicher Körperverletzung angeklagter Krefelder hat gestern vor dem Jugendschöffengericht sein Schweigen gebrochen. Einen Teil der Anklagepunkte räumte er ein - etwa die Vergewaltigung seiner Exfreundin. Das erstaunte sogar seinen Anwalt: "Ich befürchte, dass der Angeklagte sich nicht darüber im Klaren ist, was er sagt", versuchte er die Situation zu retten. Der 23-Jährige ließ daraufhin erneut durch seinen Übersetzer einräumen, dass er seine Freundin zum Sex zwang. Außerdem bestätige er, dass er ihr durch einen Schlag die Nase brach.

"Ich war sehr nervös, ich konnte nicht mehr logisch denken", begründete er die Tat. Er sei er wütend gewesen, dass sie ihn mit einer durch Geschlechtsverkehr übertragbaren Krankheit angesteckt hatte. Außerdem habe er Drogen konsumiert. Als er ausführte, dass er etwa zehn Gramm Cannabis am Tag geraucht habe, musste er sich weiteren Fragen des Richters zu seinem Drogenkonsum stellen. Die konnte er aber wenig überzeugend beantworten.

So auch die Fragen nach dem Verbleib der 12 000 Euro, die seine Exfreundin in nur drei Monaten in Bordellen in Tönisvorst und Grefrath verdient haben soll. Den Vorwurf, dass er die heute 22-Jährige zur Prostitution zwang, räumte er nicht ein. Die junge Frau machte im Beisein einer Anwältin ihre Aussage. Es sei richtig, dass sie sich zunächst freiwillig prostituiert hatte. Seit 2009 sei sie mit dem Angeklagten zusammen gewesen, sehr zum Unmut ihrer Familie. Gemeinsam hatten sie beschlossen, nach Deutschland zu kommen, um hier Geld zu verdienen. In Krefeld wohnten sie mit mehreren Personen in einer Wohnung. Nach anfänglichem Widerstand sei sie damit einverstanden gewesen, in Bars zu arbeiten. Zwei Mieterinnen der Krefelder Wohnung hätten es schließlich auch gemacht und sie nach Tönisvorst mitgenommen. Es war das Geld, das lockte, sagte die zierliche Frau. Damit habe man sich später ein schönes Leben finanzieren, ein Auto kaufen und eine Familie gründen wollen. Bis zu 800 Euro verdiente sie täglich. Das habe sie dem Angeklagten gern gegeben. Nach und nach sei er immer fordernder geworden, habe ihr vorgehalten, dass sie nicht mehr Geld nach Hause bringe. Auch verdächtigte er sie, Geld vor ihm zu verstecken. Bald habe sie fast täglich Schläge bekommen, auch mit dem Gürtel. Wenn sie davon sprach, nicht mehr in Bars zu arbeiten, habe der Angeklagte so lange auf sie eingeredet, bis sie zustimmte weiterzumachen. Dass er sie zur Prostitution zwang, bestätigte die Frau gestern nicht. Der Prozess wird fortgesetzt.

(BL)
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