TÖnisvorst Wohnungen mit Tagespflege schaffen

TÖnisvorst · Den Bedarf an Wohnungen für über 80-Jährige mit Tagespflege will die Allgemeine Wohnungsgenossenschaft (AWG) Tönisvorst decken helfen und sucht geeignete Immobilien. Vorerst wird im Bestand der Dachausbau vorangetrieben.

 Die AWG-Vorstände Michaela Karth und Walter Schöler, in der Mitte Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Dirk Haverkamp (auf dem Bild fehlt Vorstandsmitglied Heinz-Arthur Schreinermacher).

Die AWG-Vorstände Michaela Karth und Walter Schöler, in der Mitte Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Dirk Haverkamp (auf dem Bild fehlt Vorstandsmitglied Heinz-Arthur Schreinermacher).

Foto: WOLFGANG KAISER

Vorstand Walter Schöler sieht sich bestätigt: Im Kreistag wurde jetzt ganz aktuell das Pflegekonzept "Kommunale Pflegeplanung" beschlossen. Um den Zielwert von acht Wohnungen mit Service je 100 Einwohner ab 80 Jahren zu erreichen, müssten bis 2020 kreisweit insgesamt 1671 Wohnungen gebaut werden. Der Kreis hat der Stadt Tönisvorst einen Bedarf von ca. 170 Wohnungen bis 2020 vorgerechnet. Bei Wohnungen mit gleichzeitiger Tagespflege geht der Kreis von 47 Plätzen kreisweit aus, mit 15 ein Drittel davon allein in Tönisvorst. Die Allgemeine Wohnungsgenossenschaft Tönisvorst sieht sich hier in der Pflicht und plant ein Projekt mit zwölf Wohnungen, in denen ein Kooperationspartner dann die Tagespflege für die Mieter übernimmt.

Jetzt beginnt die Suche nach einem geeigneten Standort. Senioren wohnen gerne zentral, um keine langen Wege zu Geschäften, Praxen und Ämtern bewältigen zu müssen. Die AWG sucht aber nicht nur in der Mitte, sondern auch an den Rändern - falls eine Haltstelle des Bürgerbusses in der Nähe ist. Der Vorstand der AWG hofft, dass auch die Stadt ihren Anteil an einer Seniorenpolitik leisten will.

Der hauptamtliche Vorstand Michaela Karth konnte zur Mitgliederversammlung gute Zahlen vorlegen. Ihren 645 Mitgliedern konnte die Genossenschaft eine Dividende von vier Prozent ausschütten. Die AWG ist keine städtische Tochter, sondern gehört allein ihren Mietern (wer eine Wohnung mietet, muss ein bis drei Genossenschaftsanteile je 410 Euro erwerben). Die Mieter haben ein Wohnrecht, das nicht gekündigt werden kann (es sei denn, die berühmten goldenen Löffel werden geklaut), die Mietwohnungen können sogar innerhalb von Familien vererbt werden. 60 Prozent der 417 Wohnungen sind noch sozialgebunden. Der Bestand von über 30.000 Quadratmetern Wohnraum wird zu sehr moderaten Preisen vermietet, im Durchschnitt liegt der Quadratmeterpreis bei 4,85 Euro, also unter fünf Euro. 40 Prozent der Kaltmiete werden in den Bestand investiert, davon werden Reparaturen und Sanierungen bezahlt. Jährlich fallen rund 500.000 bis 600.000 Euro für Instandsetzungen an.

Ein großes Projekt, die Mehrfamilienhäuser am Corneliusplatz, geht gerade seiner Vollendung entgegen. Die gelungene Sanierung dort beschert den Mietern neu einen vorgebauten Balkon. Wenn im September die Wohnungen bezugsfertig sind, hat die AWG 2,4 Millionen Euro verbaut.

Für die Zukunft sieht die AWG aber das Problem auf sich zukommen, dass es immer schwieriger wird, freie Grundstücke im Stadtgebiet zu bekommen. Um trotzdem der Verpflichtung, günstigen Wohnraum zu schaffen, nachzukommen, hat die AWG ein Programm für den Dachgeschossausbau aufgelegt. Im "Speckgürtel" der Großstädte Krefeld und Düsseldorf ist weiterhin ein Bedarf an Wohnraum gegeben, vor allem an bezahlbaren. Im Mai wurde bei den Häusern im Kirchenfeld 5-7 mit der Sanierung begonnen, dort wurden etliche Innenwände herausgebrochen. Dort entstehen jetzt auch im Dachgeschoss neue Wohnungen. Ende Oktober/Anfang November sollen die Wohnungen zur Vermietung fertiggestellt sein. Auch für ein Objekt im Krähenfeld wurde ein Bauantrag gestellt. Über Jahre sollen neue Dachgeschosswohnungen hinzukommen. Der Vorstand hat das Ziel, 500 Wohnungen im Bestand, fest im Blick - nicht allein wegen der Zahl, sondern weil der Bedarf einfach da ist. Die AWG hofft auch politisch auf eine breite Unterstützung, um dem Trend, in den Innenstädten nur noch teure Eigentumswohnungen (etwa der Klosterhof in Kempen) zu bauen, etwas entgegensetzen zu können.

(RP)
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