Stadt Kempen Wirbel um illegale Schwimmer

Stadt Kempen · Ungebetene Badegäste stellen ein großes Problem am Königshüttesee dar. Sie hinterlassen regelmäßig Müllberge. Anwohner und Pächter sind über den aktuellen Zustand sehr verärgert.

 Im rückwärtigen Bereich hat man sogar eine Mauer demontiert, um auf das Gelände des Sees zu kommen.

Im rückwärtigen Bereich hat man sogar eine Mauer demontiert, um auf das Gelände des Sees zu kommen.

Foto: Kaiser, Wolfgang (wka)

Durch die Hitzewelle werden wieder zahlreiche Schwimmer an den Königshüttesee gelockt und sorgen dort für große Schäden. Eigentlich schien das Problem gelöst, nachdem der Eigentümer die Öffnungen zum See mit Stahlgittern versehen hatte. Allerdings verschaffen sich die Schwimmer immer wieder auf andere Weise Zutritt zum Gelände.

Wie ein Anwohner berichtet, stieg die Anzahl der Schwimmer seit dem Beginn des Sommers immer weiter an. Er beobachtete außerdem, wie Unbekannte Teile der Grundstücksmauer einrissen, um sich leichteren Zugang zum Gelände zu verschaffen. Starke Kritik übt der Anwohner auch am Verhalten des Ordnungsamtes: "Wo ist das Ordnungsamt, wenn man es braucht? Der Zustand ist bekannt und keine Behörde interessiert sich dafür. "

 Allsommerlicher Anblick an der Hülser Straße Höhe Königshütte: Fahrräder, Müll und verbogene Gitter. Der Grasstreifen ist oft zugeparkt.

Allsommerlicher Anblick an der Hülser Straße Höhe Königshütte: Fahrräder, Müll und verbogene Gitter. Der Grasstreifen ist oft zugeparkt.

Foto: : wolfgang kaiser

Diese Kritik will Ulrich Eckerleben, Leiter des Kempener Ordnungsamts, so nicht auf sich sitzen lassen. Das Ordnungsamt habe keine direkte Zuständigkeit für den See. Seine Aufgabe sei es vor allem, den Verkehr und die entstehenden Probleme durch das Falschparken auf den am See grenzenden Hülser Straße und Bellstraße zu regeln. Dort parken die Autos teilweise sogar auf fremden Grundstücken und blockieren die Straße, so Eckerleben. Trotz der fehlenden Zuständigkeit versuche das Ordnungsamt unterstützend mitzuarbeiten: "Wir arbeiten alle Hand in Hand, um das Problem in den Griff zu bekommen." Aktuell versuchen das städtische Ordnungsamt, die Polizei, der Eigentümer Klösters und der Pächter, der Segel-Surf-Club Kempen, eine Lösung zu finden.

Auf ein "Drama" für jeden Tierfreund machte der Präsident des Segel-Surf-Club Kempen, Willi Steffes, aufmerksam. Im Damm des Sees befanden sich 50 bis 80 Bruthöhlen der vom Aussterben bedrohten Uferschwalbe. Bei einer gemeinsamen Begehung mit dem Naturschutzbund Kempen hatte man sie entdeckt. Leider verendeten nahezu alle Jungtiere. Durch die Menschenmengen sei ein unglaublicher Druck auf diese Höhlen entstanden. Zusätzlich seien die älteren Vögel durch die Schwimmer verschreckt worden und hatten ihren Jungen so kein Futter mehr bringen können. "Ich habe noch versucht, Schutzmaßnahmen einzuleiten, aber leider kamen sie zu spät. Die jungen Vögel sind in den Höhlen ohne Nahrung verendet", sagte Steffes.

Auch die allgemeine Situation bereitet dem Vereinspräsidenten große Sorgen: "Wenn sich in Zukunft nichts ändert, werden hier bald meterhohe Müllberge entstehen, so wie es vor vielen Jahren auch schon an der Blauen Lagune in Wachtendonk der Fall war." Er wisse allerdings auch selber, dass das riesige Gelände kaum zu kontrollieren sei. Die Mitglieder des Vereins versuchen seit Wochen, das von ihnen gepachtete Stück des Sees sauber zu halten. So werde das Gebiet mehr mals täglich abgefahren und man weise die illegalen Schwimmer darauf hin, dass sie sich hier auf einem Privatgrundstück befinden und Schwimmen verboten sei. Außerdem muss der Verein täglich große Müllberge von seinen Grundstück beseitigen: "Wir finden täglich neuen Müll. Dabei handelt es sich um ganz verschiedene Dinge. Es sind Zelte, Bierdosen, Glas, Plastik und sogar einige Fußbälle dabei."

Ein weiteres Problem ist für ihn die Menge der Menschen und vor allem das rücksichtslose Verhalten der meisten: "Gegen ein paar Schwimmer hätte ich nichts. Das Problem ist einfach die riesige Anzahl, und dass sich die meisten einfach nicht benehmen." Sorge bereiten Steffes auch die Zukunftspläne der Stadt für den Königshüttesee. Die Stadt plant, aus dem Gelände ein Naherholungsgebiet mit Wanderwegen zu machen. Dafür würde man dann die Zäune komplett entfernen. "Das wäre der Anfang vom Ende. Ohne Zäune wäre man gegen die Schwimmer völlig hilflos. Ohne die Zäune wäre auch noch die letzte Abschreckung weg."

(RP)
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